Solingen Dritte Obus-Generation steht vor dem Ende

Solingen · Viele in Solingen ausgemusterte Fahrzeuge werden noch in Sarajevo eingesetzt. Die Wartung und Pflege ist allerdings aus das Notwendigste beschränkt, so dass die Verschrottung naht.

 ( 20 MAN-Gelenkbusse wurden bis 2005 nach Sarajevo verkauft, wo sie heute noch auf vier Linien des rund 15 Kilometer langen Streckennetz eingesetzt werden.

( 20 MAN-Gelenkbusse wurden bis 2005 nach Sarajevo verkauft, wo sie heute noch auf vier Linien des rund 15 Kilometer langen Streckennetz eingesetzt werden.

Foto: Walther

In den Jahren 1997 bis 2005 haben die Stadtwerke Solingen (SWS) einen Großteil der alten und nicht mehr benötigten MAN-Obusse nach Sarajevo verkauft. Doch jetzt droht auch dort das Ende, da die noch vorhandenen Fahrzeuge immer mehr Schäden und nicht behebbare Mängel aufweisen.

Bereits seit 1885 verkehrt in der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina eine Straßenbahn, die erst seit 1984 von einem Obus-Netz ergänzt wird. Der Fluss Miljacka teilt die Stadt genau in der Mitte in eine nördliche und südliche Hälfte. Während im Norden die Straßenbahn fährt, bedient der Obus in Ost-West-Richtung die südlichen Stadtteile. Dabei werden von beiden Verkehrsmitteln täglich rund 300 000 Fahrgäste befördert.

 & Ausrangierte Fahrzeuge warten auf dem Betriebshof Otoka auf ihre Verschrottung.

& Ausrangierte Fahrzeuge warten auf dem Betriebshof Otoka auf ihre Verschrottung.

Foto: Walther, Christian

Während der Bosnienkriegs 1992 bis 1995 wurden weite Teile der Infrastruktur zerstört oder stark beschädigt, die Wirtschaftsleistung sank im Vergleich zum Vorkriegsniveau auf rund 15 Prozent. Auch der Obusbetrieb erlitt schwere Verluste. Von den ehemals 90 Obussen waren 67 im Krieg vollständig zerstört worden, und so musste man sich auf den Kauf gebrauchter Fahrzeuge konzentrieren. Neben diverser Skôda-Obusse kamen 1997 auch die ersten sieben Fahrzeuge der SWS nach Sarajevo. In Solingen wurden die Fahrzeuge aufgrund Verringerung der Betriebsreserve nicht mehr benötigt und konnten somit den finanzschwachen Betrieb im Südosten Europas entlasten.

Zur Jahrtausendwende kam es in der Klingenstadt zum Generationswechsel: Alle 20 alten MAN-Gelenk-Obusse sowie weitere 24 Dreiachser wurden bis 2005 nach Sarajevo verkauft. Hier werden die Fahrzeuge auf einem rund 15,2 km langen Streckennetz auf insgesamt vier Linien eingesetzt. Einen richtigen Fahrplan mit Takt gibt es dabei nicht. Die finanzielle Lage des Betreibers GRAS beschränkt die Wartung und Pflege der Obusse auf das Notwendigste. "Die Bremsen müssen funktionieren und die Türen schließen", wird ein Werkstatt-Mitarbeiter zitiert, der wie alle 1600 Kollegen seit vier Monaten auf seinen Lohn wartet.

 % Ein Obus-Dreiachser vor einem der vielen Wohngebäude, die immer noch sichtbare Kriegsschäden haben.

% Ein Obus-Dreiachser vor einem der vielen Wohngebäude, die immer noch sichtbare Kriegsschäden haben.

Foto: Walther, Christian

Zur Verstärkung des Fuhrparks und um weitere alte Fahrzeuge zu verschrotten, wurden aktuell 15 gebrauchte Gelenk-Obusse aus Genf erworben. Die ersten vier Fahrzeuge stehen zugelassen auf dem Betriebshof und warten auf den ersten Einsatz. "Mitte 2016 werden alle MAN-Fahrzeuge verschrottet sein", heißt es bei GRAS. Damit geht nach mehr als 30 Jahren die Ära der dritten Solinger Obus-Generation zu Ende.

(RP)
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