Solingen Doppelter SPD-Mann sorgt für Aufsehen

Solingen · SPD-Direktkandidat Ingo Schäfer tritt auf Plakaten halb im Anzug, halb als Feuerwehrmann auf. Das verschafft der Partei Aufmerksamkeit. Die Resonanz ist aber geteilt wie das Motiv selbst.

Solingen: Doppelter SPD-Mann sorgt für Aufsehen
Foto: mak

Die unterschiedlichen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Als vor rund zwei Wochen die ersten Plakate des halben Mannes mit Helm in der Stadt auftauchten, da fühlten sich manche Passanten zunächst einmal in einen Science-Fiction-Film versetzt. Ein Außerirdischer, der für die SPD den Bundestagswahlkreis 103 erobern will? Doch wer etwas genauer hinguckte, der erkannte schließlich, dass die bergischen Sozialdemokraten keineswegs ihren Abflug ins Weltall planen.

Im Gegenteil: Vier Wochen vor der Wahl am 24. September zeigen sich die SPD und ihr Direktkandidat Ingo Schäfer zuversichtlich, auch mit Hilfe des ungewöhnlichen Plakates doch noch den Sieg über Mandatsinhaber Jürgen Hardt (CDU) einfahren zu können. Die meisten Rückmeldungen auf die Fotomontage aus Feuerwehrmann sowie Anzugträger seien bislang jedenfalls positiv gewesen, hieß es jetzt aus dem Wahlkampfteam um Schäfer, der für seine Partei in Solingen, Remscheid und Teilen Wuppertals antritt.

"Die Idee bestand darin, Ingo Schäfer so darzustellen, wie ihn viele Leute kennen", sagte Jan Pfeifer aus der Mannschaft des 51-jährigen SPD-Kandidaten, der bei der Solinger Berufsfeuerwehr als Wachabteilungsleiter arbeitet. Aus diesem Grund, so Pfeifer, habe man lange überlegt, auf welche Weise der Sozialdemokrat wohl ins richtige Bild gerückt werden könnte. Bis zuletzt die Tochter von Ingo Schäfer den zündenden Einfall hatte: Der Vater als seriöser Politiker in Hemd und Jackett sowie als Feuerwehrmann, dessen Auftrag die Sicherheit der Bürger ist.

Wobei nach 14 Tagen der Kampagne abzuwarten bleibt, ob Schäfers Weg am Ende tatsächlich nach Berlin führt. Dafür haben die Genossen im Bergischen Land aber schon jetzt etwas erreicht, das für Politiker mindestens genauso entscheidend erscheint wie ein ausgeklügeltes inhaltliches Programm: An dem doppelten Ingo Schäfer in hundertfacher Ausführung kommt in der Region und darüber hinaus so schnell niemand vorbei.

Denn nachdem der halbe Feuerwehrmann zuerst im Internet und dort vor allem in den sozialen Netzwerken für Furore sorgte, meldete sich zuletzt sogar ein Journalist einer überregionalen Boulevardzeitung bei Schäfer und seinen Helfern. Ein Interesse, das jedoch nicht minder zweischneidig ist als das Plakat selbst. Denn besagtes Boulevardblatt taufte Ingo Schäfer in dem schlussendlich veröffentlichten Artikel kurzerhand in "Ingo Müller" um - was wiederum beweist, dass die Verpackung bisweilen vom Inhalt ablenkt.

Bei der SPD wollen die Verantwortlichen diese kleine Kommunikationspanne indes nicht überbewerten. "Das Ziel, Aufmerksamkeit für den Kandidaten und seine politischen Vorstellungen zu erzeugen, wurde erreicht", betonte Wahlkampfhelfer Pfeifer in diesem Zusammenhang, derweil ein weiterer Solinger Genosse unterstrich, nur selten sei ein Direktkandidat von der Partei in allen drei bergischen Großstädten so sehr unterstützt worden wie Ingo Schäfer in den vergangenen Wochen.

Ein in der Tat nicht unwichtiger Punkt, war es im Vorfeld der Kandidatenkür im zurückliegenden Jahr doch - fast schon traditionsgemäß - wieder einmal zu Unstimmigkeiten zwischen den SPD-Unterbezirken gekommen. Allerdings gibt es, ungeachtet dieser neuen Einigkeit, auch Genossen, die mit dem Schäfer-Motiv fremdeln. "Handwerklich ist da wirklich noch Luft nach oben", sagte am Freitag beispielsweise ein SPD-Mitglied, das nach eigenem Bekunden mit den normalen Plakaten des Kandidaten, die es überdies gibt, mehr anzufangen weiß.

Ohnehin ist strittig, welchen Einfluss Plakate auf die Wähler nehmen. Zwar werben alle Parteien damit um Stimmen. CDU und SPD haben jeweils 600 bis 750 Plakate der Größen A 0 sowie A 1 aufgestellt. Und dazu kommen weiter die großen Werbetafeln, die in Solingen etwa vor dem Theater und Konzerthaus stehen.

Gleichwohl zählt der direkte Kontakt zum Bürger mindestens ebenso. Weshalb sowohl der eher konventionell plakatierende CDU-Mann Jürgen Hardt, als auch Sozialdemokrat Schäfer zurzeit viel auf Achse sind. Letzterer übrigens stilecht in einem alten Feuerwehrauto. Wobei die SPD Wert darauf legt, dass bei der Kampagne Berufliches und Politisches formal getrennt sind. So kämen weder das Fahrzeug noch der Feuerwehrhelm Schäfers auf den Plakaten aus Solinger Beständen, heißt es aus der Partei.

(or)
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