Wochenmarkt Dirk Rüb mit Pauken und Trompeten in Ruhestand verabschiedet

Solingen · Obst- und Gemüsehändler Dirk Rüb nahm Abschied vom Wochenmarkt - ein letzter Arbeitstag mit Überraschungen.

 Ein Ständchen für Dirk und Erna Rüb.

Ein Ständchen für Dirk und Erna Rüb.

Foto: Peter Meuter

Um etwa Viertel nach zwölf wurde es erst einmal laut auf dem Wochenmarkt: Die Formation "Em Brass" sorgte zwischen den Marktständen in der Innenstadt mit Schlagwerk, Blech- und Holzbläsern dem Nieselregen zum Trotz für ausgelassene Stimmung. Und mitten unter den Zuhörern: Dirk Rüb mit Ehefrau Erna. Sie waren der Grund für das festliche Programm. Denn am Samstag vor den Feiertagen versorgten sie zum letzten Mal ihre Kunden mit Obst und Gemüse - nach 25 Jahren ziehen sie sich vom Marktgeschäft zurück und gehen in den Ruhestand.

Damit endet eine Familientradition, die bis ins Jahr 1913 zurückreicht. Groß feiern wollte Dirk Rüb diesen besonderen Tag ursprünglich eigentlich nicht. "Ich bin heute morgen ganz normal um halb zwei aufgestanden und zum Großmarkt gefahren", verriet der 64-Jährige, während seine letzten Waren mit 50 Prozent Preisnachlass über die Theke gingen. Doch als plötzlich Falk Dornseifer im himmelblauen Tempo-Kleintransporter aus dem Jahr 1961 vorfuhr, schwante ihm laut eigener Aussage, dass seine Freunde es nicht einfach so beim letzten Arbeitstag und guten Wünschen für den Ausstand bewenden lassen wollten: Andreas Herlinghaus von der Berufsfeuerwehr schenkte wenig später an der Ladefläche des Oldtimers roten Sekt aus.

"Wir sind ein Freundeskreis, der sich regelmäßig zum Wandern, Essen und oder Ausflügen trifft", erklärte der langjährige Weggefährte des Markthändlers, mit dem er auch berufliche Erfahrungen teilt. Denn bevor Rüb den Stand von seinen Eltern übernahm, hatte der gelernte Speditionskaufmann ebenfalls bei der Berufsfeuerwehr gearbeitet. Auch dieser Werdegang sollte noch eine Rolle spielen: Zunächst einmal musste Dirk Rüb jedoch zahllose Hände schütteln, Präsente entgegennehmen und für diverse Erinnerungsfotos bereitstehen - mit Freunden, Familienangehörigen und Stammkunden seines Standes. "So viele Kunden begrüßen zu dürfen, denen es leidtut, dass wir aufhören, hat uns gefreut und zugleich auch traurig gemacht", gab Rüb Einblicke in sein Innenleben.

Neben "Em Brass" trugen auch Falk Dornseifers Sohn Moritz und sein Schulfreund Felix (beide 12) am Saxofon zur musikalischen Begleitung der Überraschungsfeier bei. Und das war erst der Anfang: Denn als die Händler am Neumarkt allmählich ihre Stände abbauten, führte Herlinghaus die erneut freudig überraschten Eheleute Rüb begleitet von ihren beiden Kindern zu einem großen Feuerwehrwagen. Mit dem ging es anschließend ins Restaurant Stückgut im Südpark - an jenen Ort, an dem Dirk Rüb einst, lange vor dem Einzug der Gastronomie, seine Ausbildung zum Speditionskaufmann absolviert hatte. Dort erwarteten ihn noch einmal zahlreiche Überraschungsgäste. "Mit dem Programm habe ich wirklich nicht gerechnet", betonte Rüb, aber gefreut habe er sich entsprechend umso mehr.

In der nächsten Zeit müsse erst einmal das Geschäft abgewickelt werden, erklärte der scheidende Markthändler. Danach will das Ehepaar die neu gewonnene Freizeit genießen, öfter mit Freunden zusammenkommen - und, wie Rüb verrät, "reisen, weil wir dazu in der Vergangenheit kaum Gelegenheit hatten."

Den Platz des traditionsreichen Marktstandes am Neumarkt hinter dem Stadtwerke-Pavillon nimmt bereits beim nächsten Wochenmarkt in der Stadtmitte am morgigen Donnerstag der Haaner Obst- und Gemüsehändler René Möller ein. Dort wird er künftig auch an den übrigen Markttagen dienstags und samstags die Kunden bedienen. Zudem wird er mittwochs auch auf dem Walder Markt anzutreffen sein.

(ied)
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