Solingen Die Rückkehr der sechs Richtigen

Solingen · Die Ausstellung "Zusatzzahl 20" in der Galerie SK zeigt sechs Künstler, die bereits vor 20 Jahren gemeinsamin Solingen ausstellten - damals in einer Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Franke.

Die aktuelle Ausstellung in der Galerie SK in den Güterhallen mit sechs individuellen künstlerischen Positionen hat eine spannende Vorgeschichte, die sich im Titel der Schau " Zusatzzahl 20" spiegelt. Vor 20 Jahren entstand auf Initiative des Solingers Michael Tesch eine Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Franke in Solingen unter dem provokanten Titel "6 Richtige". Die Künstler Inken Boje, Hans-Jörg Holubitschka, Hans-Georg Inhestern, Stefan Lausch, Vero Pfeiffer und Christian Voigt, alle Absolventen der Düsseldorfer Kunstakademie, hatten sich damals bereits erfolgreich in der Bergischen Kunstausstellung präsentiert. Vero Pfeiffer war 1994 Kunstpreisträgerin der Bergischen.

Jetzt ist es Michael Tesch in Zusammenarbeit mit Michael Klette vom Verein Solinger Künstler gelungen, die Künstler nach 20 Jahren erneut für ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zu gewinnen. Die "6 Richtigen" kehren nach Solingen zurück. Alle haben ihr Metier professionell weiter entwickelt, hatten über die Jahre erfolgreich Ausstellungen im In- und Ausland und sind doch ihren künstlerischen Schwerpunkten im Kern treu geblieben, wie der Blick in den Ausstellungskatalog von 1995 beweist.

Der Maler Hans-Jörg Holubitschka, Meisterschüler von Gerhard Richter und schon damals Landschaftsmaler, zeigt in der aktuellen Ausstellung großformatige Stadtlandschaften. Die detailreichen Elemente seiner Bildmotive, wie die orangefarbenen Dächer in seinem Ölbild "Toledo", verwandeln sich in abstrakte Farbfelder. Landschaft bedeutet hier nicht banale Abbildhaftigkeit, sondern Holubitschka verwandelt die Naturansicht in einen selbstständigen farbigen Bildorganismus. "Die Landschaft folgt ", so der Künstler, "weniger topografischen Bedingungen, als malerischen Notwendigkeiten."

Der Solinger Bildhauer Christian Voigt arbeitet mit Holz und zeigt organische Plastiken, die Volumen umschreiben. Seine wandfüllende Installation "Weinende Wand" besteht aus einer Vielzahl tropfenförmiger Einzelformen, die durch schlichte formverleimte Holzlatten definiert sind und insgesamt große Leichtigkeit und Bewegung vermitteln.

Hans-Georg Inhestern hat ein skurriles hölzernes Gehäuse gebaut für gesammeltes Porzellan, nicht Tassen, sondern Saucieren. Die einfachen Kistenbretter ermöglichen durch ihren Zuschnitt Ein- und Durchblicke, die einen überraschenden Bezug zu den architektonischen Formen des Gebäudes hinter dem Galeriefenster aufnehmen.

Vero Pfeiffer beschäftigt sich seit langem mit Farbe und Farbflächen. Ihre kleinen und großen monochromen Acryltafeln stehen ebenfalls in intensivem Bezug zum Umraum und verdichten die Wahrnehmung von Farbe. Auch Stefan Lausch, seit 2006 Professor für Grundlagen künstlerischer Gestaltung an der Folkwang Universität in Essen, kreist bis heute um das Substantielle von Farbe, Form und Raum. Er zeigt eine Reihe geometrischer Entwürfe auf Papier. Außerdem das Acrylbild "Passpartout", das Raumtiefe vortäuscht und die Wahrnehmung des Betrachters irritiert.

Auf der oberen Galerie sind Inken Bojes minimalistische skripturale Bilder ausgestellt. Auf nicht grundierter Leinwand lassen sich Worte erahnen von geballter emotionaler Kraft wie Glück, Vertrauen und Freude. Es scheinen nur Wasserflecken auf Leinwand zu sein, und doch formt sich für den Betrachter daraus eine vage Botschaft. Spurensuche in der Andeutung von Sinnstrukturen.

Insgesamt bietet die Ausstellung "Zusatzzahl 20", die morgen um 17 Uhr eröffnet wird, ein intensives Spektrum verschiedenster aktueller künstlerischer Aussagen und gleichzeitig ein anregendes Wiedersehen mit den "6 Richtigen" von 1995. Eine Neuauflage des Katalogs im Layout von damals mit den aktuellen Arbeiten ist in Vorbereitung. Wieder einmal eine interessante Ausstellung in der Galerie SK, die Aufmerksamkeit verdient.

(RP)
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