Solingen Die Polizei warnt vor Taschendieben

Solingen · Im Rahmen der landesweiten Aktion "Augen auf und Tasche zu" haben Polizei, Ordnungsamt und Seniorensicherheitsberater gestern über die Tricks der Diebe und Präventionsmaßnahmen informiert.

 Mit einer gezielten Aktion gegen Taschendiebstahl sensibilisierte die Polizei gestern die Bürger. Polizist Ralf Weidner (l.) demonstrierte bei Christoph Bohnsack, wie leicht es manchmal ist, die Geldbörse zu stehlen.

Mit einer gezielten Aktion gegen Taschendiebstahl sensibilisierte die Polizei gestern die Bürger. Polizist Ralf Weidner (l.) demonstrierte bei Christoph Bohnsack, wie leicht es manchmal ist, die Geldbörse zu stehlen.

Foto: Stephan Köhlen

Als die Frau sich im Supermarkt über das Gemüse beugt, kann Dina Wüst zugreifen: Blitzschnell nimmt sie die Handtasche aus dem Einkaufswagen an sich, die Frau bemerkt den Diebstahl nicht. Hätte es Dina Wüst tatsächlich auf die Tasche abgesehen gehabt, wäre sie damit vermutlich über alle Berge gewesen, bis der Diebstahl aufgefallen wäre.

Doch Wüst will genau das Gegenteil: Im Rahmen der landesweiten Aktion "Augen auf und Tasche zu" der Polizei ist die Beamtin der Dienststelle Kriminalprävention/ Opferschutz der Wuppertaler Polizei gestern gemeinsam mit Kollegen, mit Seniorensicherheitsberatern und Mitarbeitern des Ordnungsamtes der Stadt in der Innenstadt unterwegs, um die Menschen für die Tricks der Taschendiebe und Möglichkeiten der Prävention zu informieren.

Denn die Zahl der Taschendiebstähle hat im Bergischen Land im ersten Quartal dieses Jahres deutlich zugenommen: Lag sie in Solingen im Jahr 2013 noch bei 606 Fällen und im vergangenen Jahr bei 441 Fällen, sei die Tendenz 2015 wieder deutlich steigend, sagt Christian Wirtz, Sprecher der Polizei in Wuppertal. "Wir wollen die Menschen davor bewahren, Opfer zu werden", betont er.

Die perfiden Tricks der Täter sind vielseitig. Sie bitten darum, Geld gewechselt zu bekommen, fragen mit einem Stadtplan nach dem Weg, übergießen ihr Opfer mit einem Getränk, tanzen sie übergriffig an, verursachen ein Gedränge beim Einsteigen in den Bus - und haben bei all dem nur ein Ziel: Ihr Opfer abzulenken, während ein oder zwei Komplizen Geldbörse oder Tasche entwenden und damit verschwunden sind, bevor der Diebstahl überhaupt bemerkt wird. "Es gibt natürlich auch Einzeltäter, doch eine Vielzahl von Taschendieben arbeitet in der Gruppe: Einer lenkt ab, einer schlägt zu, einer lässt die Beute verschwinden", sagt Christian Wirtz. Zum Opfer werden kann jeder: Die Frau, die ihr Portemonnaie in der offenen Handtasche trägt, der junge Mann mit der Geldbörse in der Gesäßtasche, die ältere Frau oder der ältere Mann. Und geschützt ist nur, wer ein paar Regeln beachtet: "Das Portemonnaie und auch Karten sollten immer am Körper getragen werden, Geld niemals im Außenfach oder der Gesäßtasche transportieren", sagt Doris Knipper, ehrenamtliche Sicherheitsberaterin für Senioren in Solingen. Zudem müsse man nicht zum Einkaufen das ganze Portemonnaie, alle Geld- und Versichertenkarten mitnehmen, stattdessen empfiehlt sie kleine Brustbeutel. In der Öffentlichkeit sollten Hand- und Umhängetaschen eingeklemmt unter dem Arm oder verschlossen vor dem Körper getragen werden, genauso wie Rucksäcke. "Dabei fällt es gerade älteren Menschen schwer, ihre Gewohnheiten zu ändern", weiß Knipper.

Und doch ist sie gestern Nachmittag im Hofgarten, wo sie über die Aktion informiert, mit den Solingern nicht unzufrieden: "Viele tragen mittlerweile ihre Taschen nach vorne, das hat sich wirklich verändert", sagt sie. Dies kann Peter Windfuhr, Polizeihauptkommissar in der Walder Wache, der mit Doris Knipper im Einkaufszentrum unterwegs ist, nur bestätigen. Viele Jahre war er rund um dem Hauptbahnhof in Ohligs im Einsatz und kennt viele der Tricks der Taschendiebe. "Immer wieder hatten wir den Fall, dass gerade älteren Leuten mit schweren Gepäck Hilfe an den Treppen angeboten wurde, während ein Komplize das Portemonnaie gestohlen hat", berichtet er. Auch am Geldautomat sei Vorsicht geboten. "Gerade bei den älteren Menschen wird ihre Hilflosigkeit ausgenutzt. Wenn man dann auf der Wache ihre Verzweiflung sieht, das ist sehr schlimm", sagt der Polizist.

(mxh)
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