Solingen "Die Lust am Einkaufen wächst"

Solingen · Zum verkaufsoffenen Sonntag kamen auch viele Besucher aus umliegenden Städten in die Solinger City. Anders als in den Remscheid und Wuppertal war hier ein Kompromiss mit der Gewerkschaft Verdi gelungen.

 Wintersport mitten in der City. Beim Eisstockschießen (Curling) vergnügte sich diese Gruppe am Fronhof. Das Engagement des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.) machte es möglich.

Wintersport mitten in der City. Beim Eisstockschießen (Curling) vergnügte sich diese Gruppe am Fronhof. Das Engagement des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.) machte es möglich.

Foto: Köhlen

Rainer Gallus hat schon alle Geschenke beisammen. Der Geschäftsführer des Handelsverbands NRW Rheinland schloss seine Weihnachtseinkäufe bereits vor dem dritten Adventswochenende ab - anders als zahlreiche Bergische, die am Wochenende in Solingen unterwegs waren. Der verkaufsoffene Sonntag in der Innenstadt zog auch Besucher aus Wuppertal (wo die Gewerkschaft Verdi eine Öffnung verbieten ließ), Remscheid, dem Kreis Mettmann, Leverkusen und anderen Städten an.

"Man hat schon gemerkt, dass der Verkauf am Wochenende Fahrt aufgenommen hat", sagt Gallus, dessen Verband auch für Solingen zuständig ist. "Insgesamt gibt man sich mit Blick auf die Woche und das letzte Einkaufswochenende recht optimistisch." Über "gut gelaunte Käufer" freute sich beispielweise Saturn-Geschäftsführer Stephan Brinkmann nach einem "sehr, sehr guten" Samstag. "Hier kann ich ausprobieren, schmecken, testen, fühlen", beschrieb er am "Tassimo"-Stand die Vorteile des stationären Handels - gerade jetzt, wo sich Berichte über Probleme bei Paketdiensten häufen.

 Eine Kundin beim Einkaufsbummel.

Eine Kundin beim Einkaufsbummel.

Foto: Köhlen Stephan

Brinkmann hatte seine 45 Mitarbeiter am Vormittag auf den verkaufsoffenen Sonntag eingestimmt - wie es im "Hofgarten" auch Inhaber Thomas Pauli mit der Mannschaft seines Edeka-Ladens gerne getan hätte. Die Kompromisslösung, auf die sich Vertreter von Verdi und Stadt geeinigt hatten, schloss den Lebensmittelhandel aber aus - zum Unverständnis vieler Kunden. Dass der verkaufsoffene Sonntag überhaupt zustande kam, lag am Engagement des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.): Er schuf ein "Weihnachtsdorf" zwischen Fronhof und Alter Markt.

"Das ist ausbaufähig. Wir wollen das fortführen", reagiert W.I.R.-Vorsitzender Detlef Ammann auf Kritik, dass die Weihnachtspyramide nicht lief und die Buden noch etwas spärlich waren. "Es ist schade, dass das Dorf so weit auseinandergezogen ist", kommentierte etwa Jochen Ritter am Stand der KG Muckemau, die Reibekuchen verkaufte. "Es sind hübsche Stände", lobte Karin Dirks, die Inhaberin von Mandelbaum Naturkost, die eher ausbleibende Besucher kritisierte: "Es wird leider viel zu viel gemeckert in Solingen. Und dann geht keiner hin, wenn etwas gemacht wird."

Die Kunden hielten sich zumindest gestern lieber in den Läden auf, ließen sich etwa bei Sport Borgmann Skischuhe anpassen oder interessierten sich bei Expert Schultes neben Fernsehern und Smartphones fürs Streaming von Audio-Dateien. "Generell merkt man schon eine Lust am Einkaufen", unterstreicht der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Kohns. Dass diese Lust aber ganzjährig ihre Anlaufpunkte findet, wünscht sich Goldschmiedin Andrea Hloschek: "Wir müssen etwas haben, dass die Leute in die City zieht." Dabei denkt sie an Filialen von Walbusch und Haribo ("der Werksverkauf bringt der Innenstadt nichts") sowie ein Zentrum für Schneidwaren und Bestecke, wo man auch ein Messer zum Schleifen abgeben kann. "Und wie wäre es mit einem ganzjährigen Zöppkesmarkt-Laden, wo jeder Sachen anbieten kann?"

Das Hickhack um die offenen Sonntage wird 2018 wohl beendet sein: Heute findet im Landtag eine Anhörung zum "Entfesselungspaket" statt, das acht statt vier Verkaufssonntage pro Stadt vorsieht (bis zu 16, wenn es um einzelne Stadtteile geht). "Die bisherige Situation war nicht mehr tragbar", betont Rainer Gallus. "Es muss einfach handhabbar und planungssicher sein." Eine einheitliche Regelung wird es wohl auch an Heiligabend nicht geben: Der Rewe-Markt am Stockkamp informiert seine Kunden per Aushang, dass er am Sonntag, 24. Dezember, von 10 bis 14 Uhr öffnen wird.

(RP)
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