Solingen Die kleine Symphonie ganz groß

Solingen · Mit Rossini, Mozart und Schubert kreiste das 7. Philharmonische Konzert ganz um die Welt der Wiener Klassik.

 Die Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Peter Kuhn.

Die Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Peter Kuhn.

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Der geneigte Fan tappt in ein Labyrinth, wenn es um die Zählung der Symphonien von Franz Schubert geht. Als Schubert im Spätherbst 1828 starb, hinterließ er sechs Symphonien, an denen er von seiner Jugendzeit bis 1818 gearbeitet hatte. Aber dann kam es erst. 1838 besuchte Robert Schumann Schuberts Bruder Ferdinand in Wien - und entdeckte dabei die Partitur der großen C-Dur Symphonie. Sie bekam damit die Nummer sieben. Aus bis heute nicht geklärten Gründen saß Schuberts Freund Anselm Hüttenbrenner bis 1865 auf der Partitur der "Unvollendeten" herum, ohne sie herauszurücken. Sie bekam also die Nummer acht. Da die "Unvollendete" aber lange Jahre vor der "Großen" entstanden ist, wurden im 20. Jahrhundert die Nummern geändert: Die C-Dur-Symphonie wurde die Neunte, die "Unvollendete" die Achte. Die Sieben ließ man offen, da die Forschung davon ausging, dass es noch die verschollene "Gasteiner Symphonie" geben könnte.

Heute weiß man, dass dieses Werk identisch ist mit der "Großen", woraufhin wieder die Nummerierung geändert wurde. Im Gegensatz zu dieser hat die 6. Symphonie C-Dur den Beinamen die "Kleine". Dieses muntere Werk stand im Mittelpunkt des 7. Philharmonischen Konzertes, das am Dienstagabend die Bergischen Symphoniker im Konzertsaal gaben.

Generalmusikdirektor Peter Kuhn und sein Orchester präsentieren das Werk ganz von seiner heiter charmanten Seite. Nach der sanft gestalteten Einleitung entwickelt sich im aparten Wechselspiel von Holzbläsern und Streichern der erste Satz. Besonders das fünfteilige Andante auch mit seinen dramatischen Akzenten lässt aufhorchen. Formschön fügen sich die sich stets verkürzenden Abschnitte zu einem harmonischen Ganzen.

Die Musiker zeigen plastisch, dass Schubert auf der einen Seite noch ein Suchender ist, aber auf der anderen, dass er schon gefunden hat. So steht das filigran genommene Scherzo ganz in der Nähe Beethovens. Und wie Schubert seine Zeitgenossen buchstäblich in seine Musik aufgesaugt hat, zeigt sich im Finale, das ganz im Stil einer Rossini-Ouvertüre gestaltet ist. Die unbeschwerte Heiterkeit gelingt dem Orchester mit einer beglückenden, fast kammermusikalischen Durchsichtigkeit. Der Bogen schließt sich fast automatisch mit der das Konzert eröffnenden Ouvertüre zu "Die seidene Leiter" von Gioachino Rossini, der zu dieser Zeit regelrecht Mode war: ein schmissiger Ohrenschmaus.

Manch einer der Konzertbesucher wird sich gerade durch die teilweise blockartige Gestaltung der Symphonie an Bruckners 6. Symphonie erinnern, die ebenfalls in dieser Saison erklungen ist, und die man durchaus als Bruckners "schubertschste" Symphonie bezeichnen kann.

Ein beglückendes Wiederhören gibt es mit der Pianistin Silke Avenhaus, die als eine Art "Artist in Residence" in dieser Saison schon mehrmals mit den Bergischen Symphonikern zu hören war.

Diesmal steht Mozarts 17. Klavierkonzert auf dem Programm. Das Konzert zeigt, dass die Bergischen mit dieser Solistin einen guten Griff getan haben, da das harmonische Miteinander das ganze Werk prägt.

Eine perlende Zwiesprache zwischen Klavier und Orchester kennzeichnet den ersten Satz, der akzentreich und mit feinen dynamischen Abstufungen gestaltet wird. Origineller Höhepunkt ist die mit buchstäblichem Fingerspitzengefühl von Silke Avenhaus genommene Solokadenz.

Sanft und von zarten Episoden durchsetzt wird das Andante musiziert. Eingeleitet von Oboe, Flöte und Horn entwickelt sich die sanfte Thematik dieses lyrischen Satzes. In die Vollen greifen kann dann die Solistin im Schlusssatz mit seiner heiter aufspringenden Thematik.

Kein Wunder also, dass Avenhaus nicht ohne Zugabe das Podium verlassen darf.

(RP)
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