Solingen Die Finsternis erobert die Güterhallen

Solingen · Blasse, schwarz gewandete Gestalten bevölkerten am Samstag die Ateliers im Südpark. Zum ersten Mal fand hier ein Gothic-Kulturfestival statt und verwandelte die Güterhallen in Düsterhallen. "Wir wollten von Anfang an in Kulturfestival machen und nicht nur Musik", erzählt Christian Licht, der gemeinsam mit Janine Werner und Adrian Hates das Festival auf die Beine stellte. Zahlreiche Künstler aus der Region, aber auch aus der Partnerstadt Aue, stellten Bilder und Fotografien aus, die sich mit der dunklen Seite des Menschseins und des Lebens befassten.

 In dunkles Licht getaucht wurden die Güterhallen am Samstag zu Düsterhallen.

In dunkles Licht getaucht wurden die Güterhallen am Samstag zu Düsterhallen.

Foto: Güterhallen

Daniela Vorndran kombiniert ihre Musikliebe mit der Fotografie. Was dabei herauskommt, sind außergewöhnliche Schwarzweiß-Aufnahmen von Konzerten. Eine Auswahl war im Atelier AndersArtig zu sehen. Im Gegensatz dazu die Fotografien der Leverkusenerin Silke Jochum, die die weiten, manchmal bedrohlichen Landschaften Islands einfangen. Im extra breiten Format zogen die zerklüfteten Berge oder schneebedeckten Gipfel die Betrachter in ihren Bann. Janine Werners surreale Tuschezeichnungen zeigen vor allem Frauen mit starker Ausstrahlung. Würde und eine Schönheit, die nichts mit dem Äußeren zu tun hat, blicken dem Betrachter aus diesen Porträts entgegen. Etwas ganz Besonderes waren die kleinen Bildkonstruktionen von Adrian Hates, die er extra für das Düsterhallen-Festival erschaffen hatte. Die zarte weiße Strichführung auf dem schwarzen Untergrund strahlte eine ganz eigene Magie aus.

Im Atelier von Régis Noel konnten die Besucher dem Künstler bei einer Live-Akt-Malerei über die Schulter schauen. Junge Leute entwarfen derweil Scherenschnitte im Stil des Regisseurs Tim Burton, die nachher für Lichteffekte sorgten. Kopfschmuck der anderen Art war bei Nox Aurum zu bewundern. Aus Hörnern und Federn, Spitzen und Blüten - alles in Schwarz - schafft Vanessa Haven wahre Kunstwerke. "Ich wollte meine Kreativität weiter ausbauen", erklärt die Goldschmiedin, die seit 16 Jahren eigenen Schmuck entwirft. Jeder Kopfschmuck wird nur ein einziges Mal angefertigt. "Es sollen Einzelstücke bleiben", betont sie.

Tiefsinnige Heiterkeit gab es beim Poetry Slam im Atelier "Gleis 3". Jason Bartsch aus Bochum, Rainer Holl aus Dortmund, Björn Gögge aus Essen, Johannes Floehr aus Krefeld und Sascha Thamm aus Remscheid lieferten sich eine amüsante Lyrik-Battle. Natürlich durfte auch die Musik nicht fehlen. Mit Bands wie "Slave Republic", ".com/kill" und "Architect" war eine stimmungsvolle Gothic-Atmosphäre gesichert. Wer danach noch nicht genug hatte, ging zur After-Show-Party, bei der Adrian Hates und der Leipziger DJ Daniel Myer auflegten, bis es auch um die Düsterhallen dunkel wurde.

(RP)
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