Solingen Der Ostertrend: Ausgehen mit der Familie

Solingen · Der Herd bleibt an Feiertagen zunehmend kalt. Stattdessen verzeichnen die Gastronomen in der Region eine steigende Nachfrage von großen Familiengesellschaften. Viele Lokale sind am Samstag und Sonntag ausgebucht.

Die ersten der vielen Gäste kamen schon gestern Vormittag - und für diese frühen Besucher hatten Petra Meis-Wachauf und ihre Mitarbeiter in dem Solinger Traditionsrestaurant Rüdenstein wieder ein ganz besonderes Angebot parat. "Bei uns gibt es morgens ab 10 Uhr unsere Bergische Kaffeetafel", berichtet die Inhaberin der beliebten Gaststätte im Tal der Wupper, die für die bevorstehenden Osterfeiertage - wie bereits in den Vorjahren - erneut mit einem gewaltigen Andrang rechnet.

Dieser war dabei schon im Vorfeld so groß gewesen, dass Tischreservierungen von Petra Meis-Wachauf sowie ihrem Team seit Mitte dieser Woche lediglich noch für die Abendstunden entgegengenommen werden konnten. Denn im Rüdenstein und auch in anderen Restaurants in der Klingenstadt setzt sich zusehends ein neuer Trend durch. Statt sich zuhause dem geballten Feiertagsstress auszusetzen und für die gesamte Familie zu kochen, gehen mittlerweile immer mehr Menschen zu besonderen Anlässen wie an Ostern oder Weihnachten auswärts essen.

"Noch vor einiger Zeit haben wir uns an Feiertagen gefragt, warum wir überhaupt geöffnet haben - weil kaum Gäste gekommen sind", blickt Jannis Topalidis zurück. Seit fünf Jahren jedoch merkt der Inhaber der Taverne Mykonos in Höhscheid den Trend, dass die heimischen Herde zunehmend kalt bleiben. Voriges Jahr an Weihnachten wollten der Chef und sein zehnköpfiges Team eigentlich wie früher das Restaurant am ersten Feiertag geschlossen halten, um wieder einmal selbst zu feiern. "Das aber war kaum möglich, weil die Nachfrage bei den Familien unserer Stammkunden riesig war." Ab Mittag herrschte mehr als acht Stunden lang ein ständiges Kommen und Gehen, so dass die rund 100 Plätze durchgängig gesetzt waren. "An den Ostertagen erwarten wir den gleichen Andrang." Bereits vor knapp zwei Wochen war der letzte freie Tisch vergeben worden.

"Im kommenden Jahr werden wir wahrscheinlich noch früher ausgebucht sein", vermutet Jannis Topalidis. Dann nämlich fällt das hiesige Osterfest mit dem griechischen zusammen. "80 Prozent aller Griechen verzichten in der Fastenzeit auf Fleisch - und am Ostersonntag nach der Mitternachtsmesse wird dann groß gefeiert." Auch die Landsleute des 58-jährigen Gastronomen lassen es sich an Feiertagen gerne gut gehen. "An normalen Tagen brauchen wir in der Küche gut drei Stunden Vorbereitung für den Abend. An Ostern beginnt die Schicht knapp fünf Stunden, bevor die ersten Gäste kommen."

Fast nur große Gruppen werden bis Ostermontag in der Taverne Mykonos erwartet. "Bis auf ein oder zwei Ausnahmen sind es nur Familiengesellschaften", erklärt Topalidis. Eine Entwicklung an Feiertagen, die auch Petra Meis-Wachauf seit einigen Jahren beobachtet. Sie leitet nicht allein das Rüdenstein, sondern ist zudem die Vorsitzende des Gaststättenverbandes DEHOGA für Solingen. Ob Weihnachten, Pfingsten oder eben Ostern - das gemeinsame Ausgehen steht hoch im Kurs. Wobei die Ausflüge inzwischen längst zu so etwas wie einem generationsübergreifenden Erlebnis geworden sind.

Auch für die Inhaberin der Gaststätte Rüdenstein. "Ich habe drei Enkelkinder im Alter von zwei sechs und acht Jahren", berichtet die stolze Großmutter. Und wenn die Familie zusammen unterwegs ist, kommt auch noch die Uroma, die Mutter von Petra Meis-Wachauf dazu, so dass gleich vier Generationen sprichwörtlich unter einen Hut zu bringen sind.

Deshalb wird es für die Gastronomen in der Stadt stets wichtiger, für jeden etwas im Angebot zu haben. Was aber beileibe nicht nur für die kulinarischen Angebote gilt. "Kinder wollen nach dem Essen einfach mal raus zum Spielen", weiß Meis-Wachauf, deren Restaurant dafür geradezu ideal ist. Denn auch wenn auf der großen Rasenfläche vor dem Haus noch keine Tische und Stühle stehen, ist doch genug Platz für die Kleinen. Und für die besonders Kälteunempfindlichen ist überdies bereits seit vergangenem Wochenende die Außenterrasse geöffnet.

Wenn der letzte Gast am Montagabend nach dem Oster-Marathon die Taverne Mykonos an der Regerstraße verlassen hat, werden Jannis Topalidis und seine seit Jahren eingespielte Crew durchatmen und ausnahmsweise einen freien Dienstag genießen. "Wahrscheinlich werde ich dann auch mit meiner Familien essen gehen, so wie wir es fast immer an unserem Ruhetag machen." Der Gastronom genießt dann den freien Moment genauso wie sonst seine Gäste. Wohin zieht es ihn kulinarisch ? "Überall hin, nur nicht griechisch", sagt er und lacht.

(RP)
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