Solingen Der Hartschen-Schule fehlen Lehrer

Solingen · Die Walder Förderschule gibt im neuen Schuljahr 68 Lehrerstunden an die Regelschulen ab - ohne entsprechenden Ersatz. Die Schulpflegschaft hat dem Ministerium geschrieben. Befürchtung: Die Schule wird pädagogisch ausgehöhlt.

155 Schüler werden an der Wilhelm-Hartschen-Schule unterrichtet; ein Drittel sind schwerstbehindert. "Wir Eltern", sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Astrid Leonhardt, "sind sehr besorgt" - weil der Walder Förderschule Lehrer entzogen werden, die im Zuge des Ausbaus der Inklusion, also dem gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern, an Gymnasien, Realschulen und anderen Regelschulen eingesetzt werden.

Christine Fahrenkrog befürchtet, dass der Förderschule die Grundlage genommen wird. Ihr Sohn geht in der Oberstufe der Wilhelm-Hartschen-Schule an der Liebigstraße. Astrid Leonhardt, die die Förderschulen in der Stadtschulpflegschaft vertritt, teilt die Einschätzung. "Es betrifft auch die anderen Förderschulen."

Sie erlebt, dass bei Eltern zunehmend der Eindruck vorherrsche, dass Inklusion zwar gewünscht sei, aber keine zusätzlichen Kosten verursachen dürfe. "Am liebsten spart man sogar noch dadurch." Aus Sicht der Schulpflegschaftsvorsitzenden bedarf es aber gerade bei dem gemeinsamen Lernen der Inklusion zusätzlicher Pädagogen im Klassenzimmer.

Zahlen an der Wilhelm-Hartschen-Schule sprechen jedenfalls Bände. Die Walder Förderschule hat mit dem neuen Schuljahr jetzt 68 Lehrerstunden - ein Umfang von zweieinhalb Lehrerstellen - an Regelschulen abgegeben. Elf Hartschen-Lehrer unterstützen dort den Inklusionsunterricht - und sie fehlen mit dem Unterrichtskontingent an der Liebigstraße. Hier können nun nicht mehr so oft zwei Lehrer in der Klasse sein, obwohl sie gebraucht würden. Auch Busaufsichten und Vertretungsregelungen gestalten sich sehr schwierig. Zehn Arbeitsgemeinschaften von Judo über Fußball bis Spinning ermöglicht die Hartschen-Schule den Kindern mit Behinderungen. Fraglich ist, ob das Angebot in dem Umfang noch bestehen bleiben kann.

Schulpflegschaftsvorsitzende Leonhardt spricht von einem engagierten Personal der Hartschen-Schule, dass die Misere, so gut es geht, auffängt. Doch auch die würden zwangsläufig ausgepresst. "Das ist nicht befriedigend."

"Es geht doch um die Förderung unserer Kinder. Die kann in dem Rahmen wegen der geringeren Lehrerstundenzahl nicht mehr geleistet werden", betont Astrid Leonhard.

Fazit der Schulpflegschaftsvorsitzenden: "Aufbewahren können wir unsere Kinder auch zu Hause." Die Elternvertretung der Walder Förderschule wendete sich bereits per Brief an des NRW-Schulministerium. Doch in der Landeshauptstadt machte man den Eltern keine Hoffnung, die zweieinhalb Lehrerstellen, deren Unterrichtsstundenzahl die Hartschen-Schule abgegeben hat, entsprechend zu ersetzen.

Das trifft auf Ernüchterung an der Walder Förderschule. Dort erwartet man inzwischen nicht, dass sich an der Position etwas ändern wird - es sei denn, es gibt doch noch ein Einsehen in Düsseldorf oder der politische Druck auf das Ministerium wird einfach zu groß.

(tws)
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