Solingen Der Haarschnittt fürs Weihnachtsfest aus dem Jobcenter

Solingen · Im ersten Stock beim Jobcenter herrscht Hochbetrieb. Auf dem Flur sitzen und stehen die Menschen Schlange - alle vor der Tür eines ganz bestimmten Büros. Denn dieses Büro wurde auch in diesem Jahr wieder zu einem Friseursalon umgebaut.

 Melanie Tillert (r.) hatte gestern alle Hände voll zu tun bei der Haarschnitt-Aktion der Solinger Friseurinnung im Jobcenter.

Melanie Tillert (r.) hatte gestern alle Hände voll zu tun bei der Haarschnitt-Aktion der Solinger Friseurinnung im Jobcenter.

Foto: Stephan Köhlen

Es war vor sechs Jahren, als Pia Schneider in ihrem Friseursalon Harmonie überlegte, wie sie sich sozial engagieren könnte. "Wir machen jedes Jahr eine soziale Aktion, und in diesem Jahr hatten wir noch keine Idee", erinnert sie sich zurück.

Doch dann kam ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur beziehungsweise des Jobcenters zum Haareschneiden und mit ihm kam Pia Schneider ins Gespräch. Schnell wurde die Idee in die Tat umgesetzt - einen Tag lang kostenlos den Menschen die Haare zu schneiden, föhnen und stylen, die sich keinen Friseurtermin zu Weihnachten leisten können.

Das kam so gut an, dass die Aktion inzwischen schon zur Tradition geworden ist. "Wir sind seitdem jedes Jahr am Montag nach dem dritten Advent hier", sagt Pia Schneider. Wir, das sind vier Vorstandsdamen der Solinger Friseurinnung. Dieses Mal ist noch ein Lehrling mit von der Partie, der föhnt und stylt.

"Unser Lehrmädchen gibt den letzten Schliff", erklärt Melanie Tillert von Mellis Haarstudio, die von Anfang an dabei ist. "Ich finde das jedes Jahr wieder super", sagt sie. Sogar hochschwanger hat sie es sich nicht nehmen lassen, die Aktion mitzumachen. "Meine beiden Kinder sind in dieser Zeit geboren worden." Obwohl die meisten der zwischen 30 und 40 Kunden an diesem Montag nur die Spitzen schneiden lassen wollen, ist so manches Mal auch eine aufwändigere Frisur dabei. So wie bei der jungen Frau, die sich ein komplett neues Styling gewünscht hat. "Ich lasse mir jetzt einen Bob schneiden", verrät sie. Dafür opfert sie mehr als zehn Zentimeter ihrer Haare.

Dazu gehört schon eine Portion Mut. "Ich wollte etwas anderes haben", sagt sie. Zwar wusste sie noch nicht so genau, was, aber durch die Beratung der erfahrenen Friseurin wurde schließlich der Bob zur Wunschfrisur. Die Aktion der Friseure im Jobcenter findet sie gut. "Ich bin das erste Mal hier", erzählt sie. Erfahren hatte sie davon von den Plakaten, die aushingen.

Natürlich ist solch eine Aktion eine stressige Angelegenheit für die Friseurinnen. "Man macht weniger Pause und hat mehr Kunden als im Salonalltag", sagt Melanie Tillert. Doch dafür könne man in Ruhe arbeiten. "Kein Telefon klingelt." Außerdem tue man den Menschen etwas Gutes.

"Für mich fängt nach dieser Aktion immer Weihnachten an", sagt Melanie Tillert, "dann ist man so richtig eingestimmt." Und die frisch gestylten Menschen können sich ebenfalls auf ein schönes Weihnachtsfest freuen.

(sue)
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