Solingen Dem Orchester droht die Insolvenz

Solingen · Der GmbH fehlen bald 300.000 Euro in der Kasse. Die beiden Städte überlegen, wie sie die zum Erhalt notwendigen Zuschüsse erhöhen können.

Im Programmheft der Bergischen Symphoniker zur neuen Saison steht ein Interview mit den Oberbürgermeistern Burkhard Mast-Weisz und Tim Kurzbach. Die Städte Remscheid und Solingen sind Gesellschafter der Orchester GmbH. Es ist eine kleine Plauderei, die mit der Frage überschrieben ist "Rational Rechnen oder die Seele baumeln lassen ?" Auffällig an diesem Interview ist die kunstvolle Vermeidung von jedweden kulturpolitischen Themen. Vor allem zum Thema, wie das Orchester in den kommenden Jahren finanziert werden kann.

Es muss mal wieder mal "rational gerechnet" werden. Daran wird kein Notenschlüssel vorbeiführen. Die Situation bei der Orchester GmbH ist so angespannt, dass von "Seele baumeln lassen" in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein kann. Tatsache ist, der GmbH fehlt auf Sicht Geld. Sollte das strukturelle Defizit von 300.000 Euro nicht behoben werden, droht die Insolvenz.

Geschäftsführer Stefan Schreiner hat beim letzten Konzert der vergangenen Saison freudig verkündet, dass die Bergischen Symphoniker nicht mehr kleiner werden. Sie haben ihre Soll-Stärke von 66 Planstellen erreicht - wie im Fusionsvertrag vereinbart. In den vergangenen Jahren war Schreiner schon mal recht froh gewesen, wenn eine Stelle früher frei wurde als geplant. Er konnte Kosten einsparen. Außerdem verzeichnete das Orchester in den beiden Geschäftsjahren 2013/14 und 2014/15 sechs Schwangerschaftsfälle. Eine Entwicklung, die sich ebenfalls fruchtbar auf die Personalkosten auswirkte. Diese Einsparungen ermöglichten, die Erhöhungen der Gehälter einigermaßen aufzufangen. Doch im Wirtschaftsjahr 2016/17 hat er diese Trumpfkarte nicht mehr im Ärmel. Er braucht frisches Geld.

Remscheids Kämmerer Sven Wiertz hat nun den Auftrag, mit Vertretern aus Remscheid und Solingen in Düsseldorf vorstellig zu werden, um zu erkunden, ob die Bezirksregierung eine Erhöhung des Zuschusses für die "freiwilligen Leistungen" zustimmen würde. Das wird kein leichter Gang, denn im Juni hatte die Regierungspräsidentin Annemarie Lütkes bei ihren Ausführungen zum Haushalt deutliche Worte zum Orchester gefunden. "Ich spreche in diesem Zusammenhang wieder die Maßnahme ,Reduzierung des Betriebskosten-Zuschusses an die Bergischen Symphoniker' an. Eine erneute Befassung zur Sicherung der Kostendeckelung erscheint unabweislich", schreibt Lütkes.

Die groben handwerklichen Fehler beim Fusionsvertrag, der dem Orchester einerseits eine Bestandsgarantie von 15 Jahren zugesichert, andererseits die Finanzierung von Tarifsteigerungen ausgeklammert hatte, fallen den Gesellschaftern jetzt vor die Füße. Damit auch für die übernächste Spielzeit 2017/18 ein Programmheft gedruckt werden kann, braucht es eine nachhaltige Lösung.

(RP)
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