Solingen Dem Felix Kids-Club läuft die Zeit davon

Solingen · Wegen der Modernisierung der Clemens-Galerien braucht die Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche ein neues Zuhause.

Gunter Opitz erzählt von den Kindern im Felix Kids-Club. "Die können hier ganz viel lernen", sagt der 66-Jährige mit dem langen weißen Bart, der von ihnen mitunter tatsächlich Felix genannt wird; und er fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Für die Kinder bin ich eine gewisse Figur, die Grenzen aufzeigt, aber auch viel Humor hat."

Nach Lachen ist dem pensionierten Pastor jedoch nicht zu Mute, der mit seiner Frau Sybilla Therese, zahlreichen Ehrenamtlichen und einem Freundeskreis mit gut 70 Sponsoren eine beispielhafte Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern auf leergestandenen Ladenflächen der Clemens-Galerien geschaffen hat.

Doch diese werden jetzt modernisiert und zum innerstädtischen Outlet-Center umgebaut; dafür werden die Flächen, die der Kids-Club seit zwei Jahren anerkennenswert-großzügig mietfrei nutzen durfte, gebraucht. Bis zum 17. April soll Opitz den Bereich räumen und den Schlüssel übergeben.

Der Pastor und all seine Mitstreiter, die so viele Kinder und Jugendliche in Stadtmitte von der Straße holen, ihnen ein Mittagessen anbieten und mit ihnen Hausaufgaben machen, könnten am Ende selbst auf der Straße stehen. "Wir haben noch keine definitive Zusage für etwas Neues", beschreibt Opitz die Situation. Unterstützung gibt es freilich von allen Seiten, auch von der Stadt, die die Anlaufstelle in der City in jedem Fall erhalten möchte. "Wir haben noch keinen Gast gehabt, den die Kinder und Jugendlichen hier nicht begeistert hatten", freut sich der Pastor über den Zuspruch. Wenn es allerdings darum geht, eine große Fläche in Stadtmitte, möglichst mit Außenbereich, zur Verfügung zu stellen und ohne eine adäquate Miete dafür zu bekommen, sind vielen die Hände gebunden. Mehrere Objekte hat sich Opitz bereits angeschaut. Ergeben hat sich noch nichts. "Wir sind höchst optimistisch", blickt er nach vorn. Mit der Awo laufen ebenfalls Gespräche, um sich unter dem Dach des Wohlfahrtsverbandes auf ein breiteres Fundament zu stellen.

Selbst sonntags ist geöffnet; bis zu 1000 Kinder, Jugendliche und Eltern werden wöchentlich betreut. Eine von ihnen ist das achtjährige Mädchen, das sich vorher in der Schulklasse nie traute vorzulesen und in kurzer Zeit im Kids-Club zur besten Vorleserin geworden ist. "Das ist mit keinem Geld aufzuwiegen, man bekommt so viel von den Kindern zurück." Der Pastor kann viele solcher Geschichten erzählen.

Doch ihm läuft die Zeit davon. "Die Lage ist ernst." Nach dem 17. April muss, so Opitz, schnell ein neues Dach über dem Kopf gefunden sein. "Ein Netzwerk ist geknüpft, Beziehungen sind aufgebaut. Wir können uns keine lange Pause erlauben", sagt er und will sich erst gar nicht ausmalen, was das bedeutet, falls die Türen in sieben Wochen verschlossen blieben. "Wir können nicht einfach verschwinden und nicht mehr erreichbar sein. Die Kinder müssen wissen, wo sie uns finden."

(tws)
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