Solingen Das Streben nach sportlicher Akzeptanz

Solingen · Der Solinger Frank Brillowski hat die Deutscher Pokermeisterschaft gewonnen. Doch ist Poker ein Sport oder ein Glücksspiel ? Der 53-Jährige will weg vom Schmuddel-Image des beliebten Kartenspiels.

Poker ist hierzulande inzwischen weitläufig bekannt - speziell die Variante "Texas Hold'em", bei der jeder Spieler zwei Karten hält und seine Hand mit fünf Karten verbessert, die offen auf den Tisch gelegt werden. Frank Brillowski hat sich dem Spiel verschrieben. Der ehemalige Vorsitzende des RC Schwalbe, einem inzwischen im Wald-Merscheider TV aufgegangenen Radsportverein, ist von Poker als Denksport überzeugt und betreibt das Spiel mit seinem Verein High Five Hold'em Düsseldorf mittlerweile auf Wettkampfbasis. Die übliche Messlatte im Poker, das Geld, ist hier durch Punkte und Anerkennung ersetzt worden. "Weil wir eben davon weg wollen, dass Poker nur als Casino-Spiel wahrgenommen wird", erläutert der Solinger.

Die Pokerszene, die das Spiel als Sport betreibt, wird seit einigen Jahren immer größer. Bereits im Jahr 2009 wurde der Deutsche Poker Sportbund (DPSB) gegründet, der 2015 zum dritten Mal die Deutsche Meisterschaft ausgerichtet hat. Brillowski war nicht nur dabei, er gewann in diesem Jahr den Titel. "Natürlich kommt immer etwas Glück dazu, aber grundsätzlich geht es beim Poker darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist mir am Finaltisch gelungen", freut sich Brillowski. Bei der DM konnte nicht Jeder teilnehmen. Nur die besten 20 Spieler aus fünf Regionen durften nach Hannover fahren. Dazu kamen 20 sogenannte Wild Cards - inklusive des bekannten deutschen Profis Jan Heitmann.

"Es gab drei Ausscheidungsturniere in Nordrhein-Westfalen. Bei zweien war ich recht gut, so dass ich als Zwölfter im Westen für die DM qualifiziert war", erläutert der Solinger. Auf dem Weg nach Hannover hatte Brillowski freilich nicht die Erwartung zu gewinnen. "Zunächst mal wollte ich den ersten Tag überleben". Überragend lief es eigentlich während des gesamten Turniers nicht. Er gewann zwar immer wieder die eine oder andere Hand, blieb bei der Anzahl seiner Chips aber immer etwa im Durchschnitt. "Als es an den Finaltisch der letzten zehn Spieler ging, war ich relativ weit hinten." Dort traf Brillowski aber einige sehr gute Entscheidungen und hatte das Glück, dass die Karten mitspielten.

"Die Anerkennung innerhalb der Szene ist schon groß", beschreibt Brillowski das Echo nach dem Titelgewinn. Wie groß der Anteil von Glück und Können beim Poker ist, ist seit Jahren ein großes Reizthema. Die Regelungen sind von Land zu Land unterschiedlich. In Deutschland gilt Poker nicht per se als Glücksspiel, doch das Bundesverwaltungsgericht entschied 2014, dass das Spiel stärker vom Glück als vom Können abhängt.

Der DPSB hat sich auf die Fahnen geschrieben, Poker sein Schmuddel- und Casino-Image zu nehmen und Vereine aufzunehmen, die genau diese Ziele verfolgen. "Es geht dabei nicht um Geld. Es geht um Ranglistenpunkte, Ruhm, Ehre und Pokale", sagt Brillowski. "Na gut, bei der DM gab es einen Reisegutschein dazu." Im Pokerverein bleibt trotzdem eine gewisse Vorsicht. Spieler müssen mindestens 18 Jahre alt sein. "Mit Genehmigung der Eltern gibt es manchmal eine Ausnahme."

Reich wird Brillowski mit seinem Meistertitel also nicht. Dazu müsste er ins Casino gehen oder in Las Vegas bei der World Series of Poker (WSOP) teilnehmen. Ein großes Problem wäre das nicht, schließlich kann dort jeder spielen, der die Startgebühr bezahlt. "Natürlich denke ich manchmal drüber nach, aber man muss es sich auch leisten können", sagt der 53-Jährige. "Grundsätzlich betreibe ich Poker als Sport - fern ab vom Geldspiel, auf das es so oft reduziert wird."

(trd)
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