Solingen Das Schwert im Fokus der Sammlung

Solingen · Das Klingenmuseum zeigt die Sonderausstellung "Das Schwert - Gestalt und Gedanke" mit internationaler Beteiligung.

"Erstmalig wurde dem bedeutendsten Teil unserer Blankwaffensammlung, dem Schwert, eine eigene Ausstellung gewidmet", kommentiert Museumsdirektorin Dr. Grotkamp-Schepers die aktuelle Sonderausstellung, die gestern feierlich eröffnet wurde. Im Zentrum steht das europäische Schwert und seine Geschichte - vom Hochmittelalter bis zur Frühen Neuzeit. Ein Großteil der Exponate stammt aus eigenen Museumsbeständen, ein Drittel sind Leihgaben zum Beispiel aus der Domschatzkammer und dem Schnütgen Museum in Köln und aus privaten Sammlungen.

Die Förderung durch die Stadt-Sparkasse, den Landschaftsverband Rheinland sowie den Freunden des Deutschen Klingenmuseums ermöglichte eine sehenswerte Ausstellung, deren Besonderheit in dem forschenden Blick auf die Museumsbestände liegt. Es wird dokumentiert, wie das Schwert in Mittelalter und Renaissance verwendet und mit Bedeutung aufgeladen wurde. Einerseits war es Kriegswaffe und Werkzeug der Gewalt, andererseits galt das Schwert - positiv betrachtet - als Symbol für ritterliche Tugenden. Es konnte Insignie der Macht und Herrschaft oder auch bevorzugte Waffe in der Kunst des Fechtens sein.

Das Museum entwickelte und realisierte ein beeindruckendes Präsentationskonzept. Die Schwerter sind auf purpurfarbenem Stoff prominent in Szene gesetzt, in großen Vitrinen meist als Einzelstücke präsentiert und detailliert beschrieben. Auf einer Museumswand im ersten Raum der Ausstellung werden Ausschnitte aus dem Lübecker Passionsaltar von Hans Memling (1491) mit historischen, teils martialischen Zitaten zum Thema Schwert konfrontiert und machen den Besucher neugierig auf das Thema. Der Untertitel der Ausstellung - "Gestalt und Gedanke" - zeigt, dass noch ein weiterer Aspekt beleuchtet wird: die Symbolik der Form.

Die Form des Schwertes ist oberflächlich betrachtet bei allen Exponaten ähnlich. Doch dank des schwedischen Grafikdesigners und Schwertschmieds Peter Johnsson, der sich intensiv mit Maßsystemen und Proportionen beschäftigt hat, wird deutlich, dass das spätmittelalterliche Schwert nicht zufällig geformt und nur mit Erfahrungswissen geschmiedet ist. Den meisten Schwertern liegt ein geometrisches Entwurfskonzept zugrunde. Dies hat Johnsson, der als Kurator diese Ausstellung begleitet, bei verschiedenen Exponaten zeichnerisch nachgewiesen und in die Werkbeschreibungen integriert. Wir sehen Kreise, Quadrate, die proportional aufeinander Bezug nehmen und die geometrische Konstruktion des Schwertes analysieren, ähnlich einer Kompositionszeichnung, wie man sie aus Bildender Kunst oder Architektur dieser Zeit kennt.

Kreis und Quadrat sind perfekte Formen, man kann sie nicht verbessern. Sie verweisen auf die Vollkommenheit und sind im historischen Kontext von Spätmittelalter und beginnender Neuzeit religiös zu deuten. Die Vorstellung, dass Gott die Welt mit dem Zirkel geschaffen hat, findet man auch in der mittelalterlichen Buchmalerei. Das Museum und Peter Johnsson haben damit einen neuen Blickwinkel auf die Gestalt des Schwertes eröffnet.

Sixt Wetzler, ebenfalls Kurator der Ausstellung, erweitert diesen Ansatz durch den Vergleich zur Fechtkunst. Auch diese basiert auf Geometrie in Verbindung mit Dynamik. Anschaulich zeigen alte Fechtbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert - ebenfalls aus dem Besitz des Museums - Bewegungsabläufe der Kampfkunst. Wetzler, Historiker und selbst Kampfkunstlehrer, erklärt: "Je vollkommener die Bewegungsabläufe basierend auf Geometrie, desto siegreicher ist der Kämpfer." Gestalt und Gedanke werden eins.

Ein besonderer Teil der Ausstellung präsentiert die Arbeiten der Schwertschmieden Petr Florianek, Peter Johnsson, Jacob Powning sowie Ralf Hoffmann/Sabine Piper. Es sind individuelle Interpretationen zum Thema "Schwert" inklusive der Arbeitsprozesse in Form von Fotos und Skizzen. Diese modernen Schwerter verbinden Tradition und Gegenwart, Mythen und Symbolik und reichen vom formstarken zeitlosen Entwurf bis zum Fantasy-Schwert. Ein umfangreiches Begleitprogramm in den kommenden Wochen rundet die neue Ausstellung im Klingenmuseum ab.

(sgu)
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