Serie 10 Jahre Regionale (6) Das Herz der Regionale-Projekte

Solingen · Der Brückenpark Müngsten ist eine Attraktion und zieht rund 350.000 Besucher im Jahr an - auch wegen der Schwebefähre.

 Der Park unter der Müngstener Brücke hat sich zu einem beliebten Treffpunkt und Erholungsort entwickelt.

Der Park unter der Müngstener Brücke hat sich zu einem beliebten Treffpunkt und Erholungsort entwickelt.

Foto: Stephan Köhlen (Archiv)

Lautlos gleitet sie an zwei stark gespannten Stahlseilen über die Wupper - die Schwebefähre, die allein durch Muskelkraft wie eine Fahrraddraisine betrieben wird und nicht nur Personen, sondern auch Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstühle von einem zum anderen Wupperufer befördert. Wer über die Wupper will, muss hier im wahrsten Sinne des Wortes mit Hand anlegen und die Fährleute der Lebenshilfe unterstützen. Die Schwebefähre ist eine der Hauptattraktionen des Brückenparks Müngsten. Und in der Umsetzung dieses Projektes sieht Annette Nothnagel, Prokuristin und Teamleitung Standortmarketing und Tourismus der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW), gar "das Herz der Regionale-Projekte". "Der Brückenpark ist ein Symbol für die bergische Kooperation", ergänzt Nothnagel.

 Annette Nothnagel, Prokuristin bei der BSW.

Annette Nothnagel, Prokuristin bei der BSW.

Foto: mak (Archiv)

Auch, weil der Brückenpark im Mittelpunkt des Städtedreiecks Solingen, Wuppertal und Remscheid liegt. Zumindest am Ausgangspunkt, dort, wo der Parkplatz angelegt worden ist. Von hier führt ein Weg zunächst entlang des Morsbachs, es geht an der Wupper vorbei und schließlich über die Napoleonsbrücke. Von dort sind es nur noch wenige Meter in den Park, über dem Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke (107 Meter hoch) das Tal zwischen Solingen und Remscheid überspannt.

Entlang des Weges können die Besucher bereits auf sogenannten Rätselplatten, gestaltet von der Künstlerin Ulrike Böhm, Wissenswertes nicht nur über das Tal erfahren: "Wer sie hat, macht Augen, Nase und Ohren auf. Wer glaubt, alles zu wissen, hat sie nicht und bleibt für immer dumm", lautet beispielsweise eines der zehn Rätsel.

Unwissend zurück lässt der Brückenpark seine Besucher aber nicht. Denn weiter im Park, vorbei am Schaltkotten und dem neu gebauten Haus Müngsten, für das die Diskothek Exit weichen musste, gibt es weitere stählerne Plattformen. Tritt man drauf, ertönt eine wohlklingende Stimme: "Des Rätsel Lösung ist . . ."

Der Brückenpark hat in all den Jahren nichts an seiner Anziehungskraft verloren. "2007 wurden 300.000 bis 350.000 Besucher gezählt. An diesem Jahreswert hat sich bis heute nichts geändert", sagt Annette Nothnagel. Außerhalb von Veranstaltungen würden an Wochenenden in der Regel 3000 bis 3500 Besucher im Tal unter der Müngstener Brücke gezählt.

Das wurde im Rahmen eines Wettbewerbs 2003 völlig neu gestaltet. Beim Landschaftsarchitektur-Wettbewerb kam der Entwurf des Ateliers Loidl aus Berlin zum Zuge. Baubeginn war 2005, die Eröffnung des Brückenparks wurde im Juni 2006 gefeiert. "Damals stand aber Haus Müngsten noch nicht, das kam erst später", sagt Nothnagel, die auch durch die derzeitige Sanierung der Müngstener Brücke mit den damit verbundenen Gerüsten im Tal und gesperrter Wiesen keinen Besucherschwund im Brückenpark verzeichnet. Geneigte Wiesenflächen ermöglichen es im Brückenpark, nah heranzukommen an die Wupper. Sitzgruppen und auch Liegen stehen bereit, um zu verweilen. Dort, wo Besucher nicht ans Wasser sollen, verhindern dies schwere Grauwackeblöcke. Von fünf Meter hohen Stegen aus kann der Erholungssuchende Böschungen und den Fluss in Augenschein nehmen - mit sicherem Abstand zu Eisvogel & Co., die nicht gestört werden sollen. "Bei der Neugestaltung musste alles mit dem Naturschutz in Einklang sein. Das ist sehr gut gelungen", sagt Annette Nothnagel.

Insgesamt 6,7 Millionen Euro hat die Gestaltung des Brückenparks gekostet, und der Ort ist nicht mal annäherungsweise mit dem vergleichbar, wie er sich noch Anfang der 2000er Jahre. Damals war unter der Eisenbahnbrücke ein Schotterparkplatz, die Wupper konnte man kaum wahrnehmen. Dementsprechend bewertet Annette Nothnagel noch heute den gelungenen Wettbewerbs-Entwurf. "Der Brückenpark", sagt sie, "ist positiv besetzt, jeder hat eine Beziehung zu diesem Ort."

(uwv)
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