Solingen Das Comedy-Labor im "Getaway" wird 300

Solingen · Mit Maxi Gstettenbauer und Heinz Gröning standen gestern zwei Urgesteine des von Marcus Budde initiierten "Punch Clubs" auf der Bühne.

 Vor der 300. Runde im "Comedy Punch Club" im Getaway Solingen: (v.l.)Heinz Gröning, Marcus Budde und Maxi Gstettenbauer.

Vor der 300. Runde im "Comedy Punch Club" im Getaway Solingen: (v.l.)Heinz Gröning, Marcus Budde und Maxi Gstettenbauer.

Foto: Stephan Köhlen

Kein anderer Comedian hat in der Anfangszeit des "Comedy Punch Clubs" derart oft vor dem roten Vorhang gestanden wie Maxi Gstettenbauer. "Ganz ehrlich: An diese Zeit kann ich mich kaum noch erinnern", sagt der Wahl-Kölner. Was daran liegt, dass für ihn vor sieben Jahren noch jeder Auftritt eine unfassbare Herausforderung gewesen ist. "Ich glaube, mich hätten die Leute bei meiner Premiere im Getaway am liebsten von der Bühne geprügelt", sagt der 27-Jährige und lacht. Er sei so nervös gewesen, dass er seinen für zehn Minuten ausgelegten Text in gefühlten zwei Minuten runtergerasselt habe.

Bei der zweiten offiziellen Runde des "Punch Clubs" war Maxi Gstettenbauer noch einer der Newcomer, die immer mittwochs im "Getaway" eine Gelegenheit bekommen, vor Publikum Erfahrung zu sammeln. Gestern Abend bei der 300. Runde wurde der längst in der Szene etablierte Komiker genauso als guter alter Bekannter begrüßt wie "Der Unglaubliche Heinz", ein weiteres Urgestein der im September 2009 aus der Taufe gehobenen Veranstaltung.

Wie Maxi Gstettenbauer hätte es Heinz Gröning nicht nötig, einmal monatlich in Solingen ohne Gage bei einem Comedy-Mix-Format dabei zu sein. "Es gibt in Deutschland kaum noch Orte, wo man etwas entspannt ausprobieren kann." Sobald die Leute Eintritt zahlen, sei man als Künstler in der Verpflichtung, etwas abzuliefern. "Hier jedoch können wir uns sicher sein: Wenn ein Gag daneben geht, ist es auch nicht so schlimm" - weil das "wohlwollende Publikum" genau weiß, dass Künstler wie Heinz Gröning, Chris Tall, Markus Krebs, Alain Frei oder Vera Deckers den "Punch Club" als Labor nutzen, um Pointen auf den Punkt zu bringen oder vielleicht auch zu verwerfen. Carolin Kebekus etwa hat zuletzt in Ohligs noch nicht fertige Solo-Stücke auf die Bühne gebracht, die kurze Zeit später bei Shows im Fernsehen zu sehen waren.

In der Regel klopfen Comedians für Auftritte im "Punch Club" von alleine bei Marcus Budde an. "Nur im ersten Jahr habe ich mich bemühen müssen, etablierte Leute hierhin zu bekommen." Inzwischen muss der Kopf hinter den Kulissen nur noch koordinieren, wer mit wem an welchem Abend am besten harmoniert. Die örtliche Nähe zur Komiker-Hochburg Köln spielt dem ehemaligen Chef-Autoren von "Sieben Tage - sieben Köpfe" genauso in die Karten wie die Atmosphäre, die die Künstler in Solingen schätzen. "Es gibt zwar einige offene Bühnen, um etwas auszuprobieren - aber kein Comedy-Publikum."

Mehr als 25.000 Besucher dürften seit September 2009 zum Lachen in den Getaway-Keller gegangen sein - "in der wohl zehnten Zuschauer-Generation", wie Marcus Budde vermutet. "Personengruppen tauchen auf, kommen etwa acht Monate regelmäßig und verschwinden wieder." Seit anderthalb Jahren jedoch verändert das Publikum nahezu jeden Mittwoch sein Gesicht. Der Stimmung im kleinen Saal schadet das nicht. Der "Punch Club" ist bei Künstlern wie Publikum schon lange ein Selbstläufer.

(gra)
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