Solingen Carl Mertens wird internationaler

Solingen · Das 1919 gegründete Unternehmen schnürt nach dem Einstieg eines chinesischen Investors ein Restrukturierungspaket und will neue Märkte in China erschließen. Am Solinger Standort sind Investitionen geplant.

Aufbruchstimmung bei Carl Mertens: Das Traditionsunternehmen vom Krahenhöher Weg arbeitet nach überstandener Krise weiter und ist voll lieferfähig. Nach Übernahme durch einen chinesischen Investor, der Sichuan Liuhe Forging Ltd., im Frühsommer dieses Jahres hat die Besteckmanufaktur eine umfassende Restrukturierung eingeleitet. Wie das Unternehmen jetzt weiter mitgeteilt hat, sind am Solinger Standort Investitionen geplant, und neue Mitarbeiter wurden eingestellt. "Neue Produktionsmaschinen für Schneidwaren und Koch- accessoires sollen angeschafft werden", sagte Geschäftsführer Curt Mertens. Auch in Zukunft werde an Neueinstellungen gedacht.

"Durch die neue Strategie, die Sortimentsbereinigung, und durch die Entwicklung neuer Produkte wollen wir die Marke internationaler als bisher positionieren", erklärte Firmenchef Curt Mertens, Enkel des Firmengründers. "Gleichzeitig möchten wir unseren deutschen Handelspartnern, die uns in Krisenzeiten treu unterstützt haben, ein attraktives Sortiment für exzellente Umsätze bieten. Der Fortbestand des Traditionsunternehmens kann auf diese Weise gesichert werden."

Die 1919 gegründete Carl Mertens Besteckfabrik musste aufgrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit im April vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag stellen- zum zweiten Mal nach 2006; damals waren hohe sechsstellige Forderungsausfälle aus dem Ausland der Grund.

Die Sichuan Liuhe Forging Ltd. wird, so heißt es, durch ihren Einstieg bei Mertens vom starken Namen "Solingen" in China profitieren. Der Investor aus der Provinz Sichuan betreibt in der Edelstahlbranche ein modernes Stahlwerk, produziert unter anderem hoch legierte Edelstähle für Turbinenschaufeln und vermarktet diese weltweit.

Zur Sortimentsbereinigung, an der das Team um Firmenchef Curt Mertens derzeit unter Hochdruck arbeite, gehört nach Darstellung des Unternehmens, ein neues Warenwirtschaftssystem. Produktneuheiten werden für den deutschen sowie den asiatischen Markt entwickelt. Ziel ist es, diese bei der Konsumgütermesse "Ambiente" im Februar 2016 zu präsentieren. Zugleich ist für die Handelspartner ein neues Workbook in Arbeit.

Das gestraffte beziehungsweise bereinigte Sortiment soll um Trend-Produkte erweitert werden, die im boomenden Themenfeld "Kochen" angesiedelt sind. Abgestimmt auf die sich wandelnden Essgewohnheiten der Verbraucher setzt das Unternehmen am Krahenhöher Weg in Zukunft auf mehr Kochmesser, Küchenhelfer sowie Accessoires, jedoch auf weniger Besteck.

Künftig will die Carl Mertens International GmbH nicht nur deutsche und europäische Kunden beliefern, sondern auch Asien für sich erschließen. "Dazu müssen maßgeschneiderte Produkte entwickelt werden, die den dortigen Koch- und Essgewohnheiten entsprechen", heißt es. Eine Internationalisierung der Marke sei angestrebt. So wurde denn auch eine chinesische Fachkraft eingestellt, die künftig für die Kommunikation mit dem Mutterkonzern zuständig sein und den strategischen Prozess der Markteinführung in China für Carl Mertens begleiten wird.

"Wir wollen uns in Wachstumsmärkte begeben und sind offen für andere Solinger Hersteller, die insbesondere den Weg nach China suchen", bietet Geschäftsführer Curt Mertens denn auch Betriebskooperationen an.

(RP)
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