Solingen Café im Pfarrhaus St. Joseph als Anlaufstelle für Flüchtlinge

Solingen · Für Flüchtlinge, die erst seit kurzem in Deutschland sind, ist der Alltag trist und ungewiss. Sie sind noch in Heimen untergebracht und noch nicht als Flüchtlinge anerkannt. Sie dürfen auch nicht arbeiten und keinen staatlichen Deutschkurs besuchen. Die Pfarreiengemeinschaft Solingen-West der katholischen Kirche und die Caritas wollen dem abhelfen und sind in der Gemeinde St. Joseph in Ohligs eine Anlaufstelle.

Seit Anfang September bietet die Gemeinde dienstags im Pfarrheim ein Café an. Den Kontakt zu den Flüchtlingen stellte die Caritas her. Das Pfarrheim in der Hackhauser Straße ist ein gern genutzter Treffpunkt, an dem sich Flüchtlinge und Gemeindemitglieder bei Kaffee und Kuchen austauschen. "Auch wenn eine Sprachbarriere besteht, geht vieles mit einer Geste oder einem Lächeln", berichtet Meinrad Funke, leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft. Und im äußersten Notfall hilft das Handy, um ein paar Worte zu übersetzen.

Die Flüchtlinge sollen sich sicher und willkommen fühlen. "Wir wollen das Gefühl vermitteln: Ihr seid unsere neuen Nachbarn", sagt Meinrad Funke. Kardinal Rainer Maria Woelki hatte im November 2014 die "Aktion Neue Nachbarn" ins Leben gerufen und die Flüchtlingshilfe zu einem Kernthema erklärt. "Für uns als Kirche ist es eine Chance, die großen Themen neben der Seelsorge in den Blick zu nehmen", sagt Meinrad Funke.

Drei Deutschkurse mit bis zu 20 Teilnehmern bietet die Pfarreiengemeinschaft mit der Caritas zurzeit an, zwei weitere sind für November geplant. Die Nachfrage seitens der Flüchtlinge ist hoch, denn ohne Anerkennung dürfen sie nicht die staatlichen Deutschkurse der Volkshochschulen besuchen. Drei pensionierte Deutschlehrerinnen leiten die Kurse, eine von ihnen ist Christa Melzer. "Die Vorkenntnisse und Lernfortschritte sind sehr unterschiedlich", berichtet sie.

Nach den Sprachkursen vertiefen Ehrenamtliche das Gelernte mit den Teilnehmern in Kleingruppen. Daraus entstehen erste persönliche Kontakte, wie zwischen Mechthild Cloer und der iranischen Familie von Mohammed und Nigal Malik mit ihren Töchtern Fidan (9) und Jale (10). Gemeinsam besuchten sie die Müngstener Brücke und den Engelsberger Hof. Die Mädchen waren vor allem von den vielen Blumen und großen Bäumen beeindruckt. Seit dieser Woche besuchen sie eine Vorbereitungsklasse für Flüchtlingskinder.

Zu den ehrenamtlichen Helfern im Café gehört auch Helene Bechara. Die katholische Christin aus Syrien ist seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Deutsch hatte sie bereits bei einem beruflichen Aufenthalt von einigen Jahren gelernt. "Ich wollte etwas tun. Aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte", sagte sie. Als Pfarrer Funke die Gemeinde um Hilfe bat, war für sie klar, dass sie sich engagieren würde. Nun trägt sie mit ihren Deutsch- und Arabischkenntnissen zur Verständigung bei.

Neben dem Café und den Sprachkursen hat die Kleiderkammer der Gemeinde geöffnet und wird gut besucht. "Es gibt sie schon seit 30 Jahren, doch jetzt platzt sie aus allen Nähten", sagt Christa Melzer. Um die vielen Kleiderspenden unterbringen zu können, stellen die Ohligser Schützen ihren Schießstand zur Verfügung.

(bjd)
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