Solingen Erstes Duell der OB-Kandidaten

Solingen · Vier der fünf Anwärter auf das Amt des Verwaltungschefs stellten sich den Fragen der kommunalen Beschäftigten.

Es war ein Bewerbungsgespräch der besonderen Art: Denn im Veranstaltungsraum des Gründer- und Technologiezentrums an der Grünewalder Straße versuchten nicht etwa Jobanwärter ihren künftigen Chef zu überzeugen, sondern umgekehrt. Frank Feller (CDU), Tim Kurzbach (SPD) sowie Friedhelm Funk und Hakan Canik (beide parteilos) waren der Einladung der Komba Gewerkschaft gefolgt, um rund 100 städtischen Mitarbeitern zu erklären, was sie für das Amt des Solinger Oberbürgermeisters befähigt. Während Revisionsdienstleiter Frank Feller (58) mit seiner jahrzehntelangen Tätigkeit in der Stadtverwaltung zu punkten versuchte, setzte Awo-Vorstand Tim Kurzbach (37) auf seine Erfahrung als Kommunalpolitiker. Journalist Friedhelm Funk (70) profilierte sich als Kritiker der Parteien, deren Mitglieder er als "Systemprofiteure" bezeichnete und Hakan Canik (41) vertraute seinem Ökonomie-Diplom. Moderator Uwe Sauerland prüfte die OB-Anwärter auf Herz und Nieren und bat sie einzeln um Stellungnahmen zu den auf Zetteln notierten Fragen der Gäste.

Eine echte Diskussion kam dadurch freilich nicht auf, Kontroversen traten nur selten zutage, etwa, als Funk überhöhte Kosten der Stadt durch externe Gutachten und vermeintlich überflüssige Anfragen aus der Politik an die Verwaltung kritisierte: Fellers Vorschlag, jede Beantwortung einer solchen Anfrage künftig mit einer Kostenabrechnung zu versehen, geißelte Kontrahent Kurzbach als "Kinderkram": Politik und Verwaltung müssten miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.

Einig waren sich wiederum alle Kandidaten darin, ein Klima der Offenheit im Rathaus schaffen und für Kritik ihrer Mitarbeiter empfänglich sein zu wollen. Funk tadelte die Stadt dafür, dass jede Journalisten-Anfrage erst durch die Presseabteilung abgesegnet werden müsse: "Warum hat man so wenig Vertrauen in die Mitarbeiter?" Alle Bewerber vertraten die Meinung, dass Sparen allein keine Lösung für die kritische Haushaltslage sei: "Wir müssen manche Standards ändern, aber ohne Rasenmäher-Methoden", sagte Feller, der versprach, neue Gewerbeflächen "mit Augenmaß zu entwickeln".

Kurzbach wandte sich gegen die Privatisierung kommunaler Betriebe und forderte Investitionen, um mehr Familien nach Solingen zu locken. Zum Schluss bat Sauerland die Kandidaten, die Stimmzahlen der Kontrahenten bei der OB-Wahl zu schätzen. Als die Bewerber von CDU und SPD dabei jeweils rund 30 Prozent erreicht und ihrerseits etwa drei Prozentpunkte an Canik und Funk vergeben hatten, wies Kurzbach scherzhaft daraufhin, dass in der Rechnung die Stimmen für Coco Teuber fehlten. Der parteilose Kult-Entertainer (68) war der Veranstaltung als einziger der fünf OB-Kandidaten fern geblieben.

(ied)
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