Solingen Bürger empfangen Rechtspopulisten mit Pfeifkonzert

Solingen · Rund 300 Gegendemonstranten zeigten bei der gestrigen Kundgebung von Pro NRW am Mühlenplatz Präsenz.

Die farbenfrohen Kreide-Schriftzüge, die Jugendliche in den Stunden zuvor auf das Kopfsteinpflaster am Mühlenplatz malten, versinnbildlichten die Botschaft der rund 300 Bürger, die bei der gestrigen Kundgebung der Partei Pro NRW Präsenz zeigten. "Kein Mensch ist illegal" und "Frieden statt rechte Gewalt", prangte unter anderem auf dem Straßenpflaster, wo um kurz vor 19 Uhr Deutschland-Fahnen geschwenkt wurden und rechtspopulistisches Gedankengut durch die Lautsprecher schallte.

Während Pro NRW versuchte, per Mikrofon Worte an die Menge zu richten, wandten die Bürger demonstrativ ihre Rücken zu. Bereits vor dem Eintreffen, der rund 30 Pro-NRW-Parteimitglieder, die mit fünf Wagen mit auswärtigen Kennzeichen anreisten, sorgten Gegendemonstranten in einem Sicherheitsabstand von 50 Metern hinter Absperrungen in den Seitenstraßen mithilfe von Trillerpfeifen und Vuvuzelas für ohrenbetäubenden Lärm und protestierten mit Transparenten. Zudem flogen acht Eier. In einem ersten Fazit, als die fünf Autos nach zwei Stunden über die Hauptstraße davon fuhren, sprach die Polizei von einer "Veranstaltung ohne besondere Vorkommnisse".

"Wir wollen denen zeigen, dass die hier nicht willkommen sind", sagte Jürgen Beu, Koordinator des Solinger Bündnisses "Bunt statt Braun", das gut 60 Vereine und Initiativen aus Kirche, Politik und Gesellschaft unter seinem Dach vereinigt. Hans-Werner Bertl, Sprecher von "Bunt statt Braun", appelliert, der als rechtsextrem eingestuften Partei keine Plattform für ihre Wahlkampfauftritte zu verschaffen. Bis zur Kommunalwahl am 25. Mai haben die Rechtspopulisten noch vier Info-Stände ankündigt, an der Hauptstraße in der City, vor dem Einkaufscenter Hofgarten, in der Ohligser Fußgängerzone und vor dem Hauptbahnhof.

Nach Bertls Worten sollen Solinger mit Argumenten, keinesfalls mit Konfrontation, deutlich machen, dass ein Einzug in den Stadtrat mit solchen Parolen und den Provokationen der Wahlplakate nicht möglich ist. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete erlebt, dass Solinger mit ausländischen Wurzeln, deren Kinder hier geboren sind und ihren Schulabschluss gemacht haben, diese Provokationen als tiefe Kränkung empfinden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort