Solingen BIA und Schnug kooperieren

Solingen · Feldtests: Entwicklung neuer Chromoberflächen für die Automobilindustrie.

 Kooperation: BIA-Entwicklungsleiter Ullrich Gutgar (l.), Schnug-Geschäftsführer Dr. Norbert Leven und BIA-Geschäftsführer Dr. Markus Dahlhaus (r.).

Kooperation: BIA-Entwicklungsleiter Ullrich Gutgar (l.), Schnug-Geschäftsführer Dr. Norbert Leven und BIA-Geschäftsführer Dr. Markus Dahlhaus (r.).

Foto: BIA

Außer der Leidenschaft für fahrbare Untersätze verbindet den Automobilzulieferer BIA und das Logistikunternehmen Schnug auf den ersten Blick nicht viel. Die einen fertigen metallisierte Bedien- und Zierelemente für Ober- und Mittelklassefahrzeuge, die anderen transportieren Waren im Eiltempo durch ganz Europa. In einem Feldtest zur Erprobung neuer Chromoberflächen gingen die beiden Solinger Großunternehmen allerdings die vergangenen vier Jahre gemeinsame Wege.

2013 startete die BIA Kunststoff- und Galvanotechnik im Verbund mit anderen deutschen Verchromern einen Feldversuch. Getestet wurden neue Chromoberflächen aus sogenannten dreiwertigen Chromelektrolyten. Bislang sind Verchromungen aus sechswertigen Chromelektrolyten (Chrom-VI oder Chromtrioxid) in der Automobilindustrie Standard. Doch der gesundheitsbedenkliche Stoff, der nicht nur in der Galvanoindustrie vorkommt, sondern beispielsweise auch bei der Herstellung von Konsumwaren wie etwa Leder, soll nach dem Willen der EU mittelfristig vom europäischen Markt verschwinden. "Wir arbeiten schon lange an Chrom-VI-freien Oberflächen und fertigen teilweise auch schon Serienprodukte auf Chrom-III-Basis", erklärt BIA Geschäftsführer Dr. Markus Dahlhaus.

Nach Alternativverfahren für gefährliche Substanzen im galvanischen Prozess zu suchen, gehört zum Selbstverständnis des Solinger Oberflächenspezialisten. Seine ökologische Vorreiterrolle behauptet das Unternehmen immer wieder im branchenweiten Vergleich. Trotz aller Fortschritte bedarf es bei den neuen Chrom-III-Oberflächen einiger Feldstudien bis zur flächendeckenden Serientauglichkeit. Um die langfristige Farb- und Materialbeständigkeit, insbesondere für Exterieur-Anwendungen und für verschiedene Trägermaterialien, zu testen, mussten entsprechende Muster auf die Straße gebracht werden und dort Wind und Wetter trotzen. Da es in dem Feldversuch darauf ankam, möglichst viele Kilometer in möglichst kurzer Zeit zu machen, und auch möglichst viele Musterplatten unterzubringen, boten sich die Lkw eines Transportunternehmens als ideale Trägerfahrzeuge an. Das Thema wurde an den BIA Logistikpartner Schnug herangetragen und kurz darauf eine Kooperation vereinbart.

"Als Solinger Unternehmen unterstützt man sich natürlich, wenn man kann", sagt Schnug-Geschäftsführer Dr. Norbert Leven. In der Folge wurden ab 2013 stets in den Wintermonaten zehn Lkw mit je einem Bord à 14 Musterplatten ausgerüstet. So waren die Muster besonders rauen Klima- und Straßenverhältnissen ausgesetzt. "Das sind ideale Bedingungen, um die Beständigkeit unserer Oberflächenmuster auf eine harte Probe zu stellen", freut sich BIA Entwicklungsleiter Ullrich Gutgar über die praktische Unterstützung. So legte jede Platte im Schnitt 30.000 Kilometer binnen weniger Monate in den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands zurück. In den folgenden Wochen erfolgt nun die Auswertung der Feldtests durch BIA und den Fachverband Galvanisierte Kunststoffe (FGK). "Dann werden wir sehen, ob sich die neue Chromoberfläche als flächendeckend serientauglich erweist", erklärt Dahlhaus.

Nach vorläufigen Analysen zeigt er sich aber optimistisch, dass Chromtrioxid bald vollständig aus dem galvanischen Beschichtungsprozess verschwunden sein wird.

(red)
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