Solingen Betrunkener Autofahrer hält auf Fußgänger zu

Solingen · Ein offensichtlich betrunkener Mann hat in der Solinger Innenstadt versucht, mit seinem Auto in eine Gruppe von Passanten zu fahren. Die Stadt plant nun Maßnahmen gegen Raser.

Einigen Augenzeugen war der Schrecken auch am Montag noch deutlich anzumerken. Nachdem ein alkoholisierter Autofahrer am späten Samstagabend in der Solinger Innenstadt versucht hat, mit seinem Seat in eine Gruppe von Menschen zu fahren, ist es wohl nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass bei der Fahrt des 50-Jährigen niemand verletzt worden ist. "Etliche Leute mussten zur Seite springen, weil sie sonst von dem Fahrzeug erfasst worden wären", schilderte ein sichtlich geschockter Mann am Montag die dramatischen Szenen, die sich 36 Stunden zuvor in der City abgespielt hatten.

Der Neumarkt am Samstag gegen kurz nach 22 Uhr: Den ganzen Tag über hatten in Solingen hochsommerliche Temperaturen geherrscht. Und auch jetzt war das Thermometer in der Innenstadt noch nicht unter die 25-Grad-Marke gerutscht, so dass trotz der späten Stunde in den zahlreichen Straßencafés weiter viele Besucher saßen, während andere Passanten über den Platz schlenderten, um die laue Sommernacht zu genießen.

Fahrer steuerte zuerst auf türkisches Café zu

Doch dann war es mit der entspannten Atmosphäre ganz schnell vorbei. Denn plötzlich tauchte auf der Szene der dunkelfarbige Seat auf, dessen Fahrer sofort durch seinen aggressiven Fahrstil auffiel. Zunächst raste der Mann mit hoher Geschwindigkeit, qualmenden Reifen sowie um die Kurven driftend über die Straßen rund um den Neumarkt, ehe es in der Höhe eines der Straßencafés zu der ersten bedrohlichen Situation kam.

Nach ersten Erkenntnissen hielt der Autofahrer mit seinem Kleinwagen nämlich auf den gut besuchten Außenbereich eines türkischen Restaurants zu, wobei nach dem Bericht eines Augenzeugen lediglich die vor dem Restaurant aufgestellten Betonpoller Schlimmeres verhinderten.

Allerdings war damit die Fahrt des 50-Jährigen noch lange nicht beendet. Im Gegenteil: Ohne sich weiter um die geschockten Gäste des Restaurants zu kümmern, beschleunigte der Mann erneut, fuhr über die Peter-Knecht-Straße zur Bergstraße und wollte schließlich mit dem Seat in die Kasernenstraße abbiegen. Inzwischen waren jedoch auch die Besucher einer dort gelegenen Gaststätte auf den Raser aufmerksam geworden, so dass mehrere Gäste versuchten, den Autofahrer anzuhalten. Gleichwohl ließ sich der 50-Jährige weiterhin nicht stoppen, sondern drängte die Passanten ab — um dann einige Meter dahinter den Rückwärtsgang einzulegen und mit Vollgas auf die Menschenmenge zuzurasen.

Polizei will mehr Präsenz zeigen

Erst im letzten Augenblick schafften es etliche der Zeugen, sich durch Sprünge zur Seite in Sicherheit zu bringen, derweil die Amokfahrt des Seat-Fahrers an einem Lichtmasten endete, nachdem der Mann mit seinem Auto zuvor noch einen Stehtisch umgefahren hatte. Bei einer sich anschließenden Auseinandersetzung wurde der 50-Jährige von aufgebrachten Passanten laut Zeugenaussagen leicht verletzt, ehe die Polizei den offensichtlich Betrunkenen festnahm.

Gegen den Mann wird nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt. "Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir nicht von einem versuchten Tötungsdelikt aus", sagte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft. Trotzdem nehmen die Behörden den Vorfall sehr ernst, wird die Gegend um den Neumarkt doch schon seit längerem von Rasern und Tuningfans missbraucht.

"Der Fahrer vom Samstag scheint zwar nicht zu einer dieser Szenen zugehören", hieß es am Montag vonseiten der Polizei. Dennoch kündigte die Stadt an zu handeln. "Wir werden im Rahmen unserer Ordnungspartnerschaft mit der Polizei nach Lösungen suchen, wie wir zukünftig mehr Präsenz zeigen", sagte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion.

(or)
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