Solingen Baubranche boomt - Nachwuchs fehlt

Solingen · Der stellvertretende Kreishandwerksmeister feiert mit seiner Kai Buschhaus Bau GmbH das 25-jährige Bestehen. Das kontinuierlich gewachsene Unternehmen verzeichnet derzeit eine Auslastung von einem halben Jahr.

Bei erfolgreichen Garagenfirmen denkt man vor allem an amerikanische Unternehmen. Kai Buschhaus aber machte sich 1990 in Solingen selbstständig. In einer gemieteten Garage lagerte der heute 52-jährige Maurer- und Betonbauermeister das Material, das er für Reparaturarbeiten bei seinen Kunden brauchte. "Schnell habe ich gemerkt: Das kann ich nicht alleine bewältigen", erzählt der Bauunternehmer. Nach einem Vierteljahr stellte er seinen ersten Mitarbeiter ein. "Aus einer Garage wurden zwei, drei und vier."

1992 wandelte Buschhaus die Einzelfirma in eine GmbH um. Die Garagenfirma war Geschichte: Über eine Zwischenstation an der Florastraße, wo Buschhaus zum Schluss sechs Hallen nutzte, kam er 1994 zur ersten eigenen Immobilie an der Freiligrathstraße. Zur Jahrtausendwende zog die Firma in einen natürlich selbst errichteten Neubau an der Mangenberger Straße, der 2010 noch einmal erweitert wurde.

Dort sind heute zwei Gesellschaften und das Sachverständigenbüro angesiedelt. Die Jubiläumsfirma widmet sich dem schlüsselfertigen Bauen, die andere GmbH den übrigen Arbeiten. Das Telefon steht selten still: Die Branche boomt, und Kai Buschhaus kommt auf 60 und mehr Arbeitsstunden pro Woche. "Im Moment haben wir eine Auslastung von einem halben Jahr", sagt er. Pro Woche gibt es bis zu vier Bauanfragen und zahlreiche Aufträge für Reparaturen - drei bis vier alleine für Kellerabdichtungen. "Bei rund 30 Jahre alten Häusern fangen die Probleme an", erläutert der Geschäftsführer und weist auf den zunehmenden Starkregen hin.

Wie beliebt Betongold ist, zeigen schon die Wartezeiten auf Material. "Einen besonderen Engpass erleben wir bei Dämmstoffen und Steinen", beschreibt Buschhaus die Lage. "Und auf spezielle Fertigteile warten wir acht bis zehn Wochen." Auch weitere qualifizierte Mitarbeiter und Nachwuchs stehen nicht auf Abruf bereit. "Ich habe lange keine Lehrlinge gefunden, obwohl im dritten Jahr 1400 Euro gezahlt werden", berichtet der Unternehmer. Jetzt ist er froh, zwei Auszubildende mit Perspektive zu haben. "Bei ihnen besteht die Aussicht, dass sie auch im Beruf bleiben." Zum Team gehören außerdem zehn weitere Mitarbeiter, darunter der erste von 1990 und ein Flüchtling, der angelernt wird.

Im Einsatz ist das Team nicht nur in der Klingenstadt. Größere Gewerbebauten entstanden beispielsweise auch in Düsseldorf und Erkrath, während in Solingen etwa die Technischen Betriebe zu den Kunden zählten. Kai Buschhaus verwendet außerdem acht bis zehn Stunden pro Woche für seine Fälle als Sachverständiger. Öffentlich bestellt und vereidigt wurde er 2008. "Die meisten Streitpunkte gibt es bei Einfamilienhäusern", erklärt der 52-Jährige. "Ich arbeite aber auch viel für Hausverwaltungen, wenn es beispielsweise um die Ursachen von Rissbildung und Feuchtigkeit geht. Im Moment mache ich zudem sehr viel Ankaufberatung, auch bei Eigentumswohnungen." Die fachkundige Begleitung bei der Abnahme von Neubauten gehört ebenfalls dazu.

"Uns ist nicht langweilig", umschreibt Kai Buschhaus mit stillem Humor seinen Zehn-Stunden-Tag. Denn die vielen Ehrenämter kommen noch hinzu. Vor zwölf Jahren wurde er in Solingen Obermeister der Baugewerbeinnung, vor acht Jahren der bis dato jüngste Kreishandwerksmeister. Seit der Fusion der Kreishandwerkerschaften von Wuppertal und Solingen vor zwei Jahren übt er beide Ämter als Stellvertreter aus.

Der Bauunternehmer engagiert sich aber auch über Solingen hinaus, wo er Aufsichtsratsmitglied der Wirtschaftsförderung ist. In der Handwerkskammer ist er Mitglied der Vollversammlung und gehört beispielsweise dem Bau- und dem Berufsausbildungsausschuss an; beim Baugewerbeverband Nordrhein ist er Vorstandsmitglied. Diesen Posten übt er auch im Mittelstandsbeirat von Signal Iduna aus. Und seit zwei Jahren setzt er sich beim Baugewerbeverband als Prüfer für Sachverständige ein.

"Die Entscheidung, Handwerker zu werden, war gut", blickt Kai Buschhaus zurück. "Man sieht abends sein Tageswerk und fährt auch immer wieder an seinen Produkten vorbei." Trotzdem glaubt er nicht an viele Nachahmer: "In dem Beruf macht sich kaum jemand selbstständig. Wir brauchen Menschen, die komplexe Prozesse zusammenführen können." Und es hilft, wenn sich die ganze Familie engagiert. Ehefrau Bärbel verantwortet die Buchhaltung mit Bestell- und Abrechnungswesen. Sohn Daniel, ebenfalls gelernter Maurer- und Betonbauermeister, arbeitet seit Anfang dieses Jahres mit.

(flm)
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