Solingen Ballett tanzen ist ihr Leben

Solingen · Carole Niclas ist stolz auf die Leistungen ihrer Schüler, auf die Lehrer und auf das Engagement der Eltern. Denn ohne all das wäre die Ballettschule International nicht das, was sie 20 Jahre unter ihrer Leitung geworden ist.

 Seit 1997 leitet Carole Niclas die Ballettschule International. "Es ist schön, alles, was ich gelernt habe, weitergeben zu können".

Seit 1997 leitet Carole Niclas die Ballettschule International. "Es ist schön, alles, was ich gelernt habe, weitergeben zu können".

Foto: Köhlen

Mit vier Jahren schnürte sie zum ersten Mal ihre Ballettschuhe. Carole Niclas begann früh mit dem Tanzen. Doch zunächst war Leidenschaft nicht der Grund: Ihre Eltern wollten, dass sie ihre Körperhaltung verbessert und ihre X-Beine wegtrainiert. So ähnlich ist es bei vielen Kindern anfangs, die mit dem Ballett anfangen.

Nach und nach hat das junge Mädchen aber das Tanzen für sich entdeckt. Mit sieben begann die Französin ihre Ausbildung an der Musikhochschule in ihrer Heimatstadt Metz. Acht Jahre lang hatte die heute 58-Jährige täglich zweimal je eineinhalb Stunden Ballettunterricht und dazu noch Schule. Wie hart das ist ? "Sehr hart. Aber wenn man es liebt, zieht man es durch", sagt Niclas. Natürlich gab es Konkurrenzdenken unter den Ballettschülern. Aber Carole Niclas ließ sich nicht davon beirren. "Viele standen unter Druck, und deswegen gab es Neid. Ich war nie so". Während ihrer Ausbildung hat sie sich kein einziges Mal verletzt.

Ganz anders als in dem Klischee, dass Ballettlehrer gnadenlos streng seien, ist die Tänzerin gut mit ihnen ausgekommen. Sie waren es auch, die ihr Talent entdeckt haben und sie zum Theater brachten. So machte Carole Niclas zu Beginn ihrer Pubertät ihre ersten Bühnenerfahrungen in Oper und Operette. Das beflügelte sie umso mehr in ihrer Liebe zum Ballett. "Ich kann mich damit ausdrücken, eine Person oder Gefühle darstellen.", erklärt die 58-Jährige. Ihr Vater war davon allerdings gar nicht begeistert. Er hatte gehofft, seine Tochter würde einen guten Schulabschluss machen. Doch sie genoss es, für das Publikum zu tanzen. "Also bin ich meinem Herzen gefolgt". Sie trainierte weiter. Ihre Mutter, die selbst auch gern getanzt hätte, unterstützte ihre Tochter, wo sie konnte.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich alles immer weiter. Sie war Solotänzerin am Grand Theater in Genf und trat in "Dornröschen", "Giselle", "Les Sylphides" und "Schwanensee" auf. Dabei war jede Aufführung erneut aufregend und eine Herausforderung. "Ich war jedes Mal so nervös. Und doch war es immer anders. Kein Auftritt ist wie ein anderer".

Nebenbei probierte sie sich an der Leitung einer eigenen Ballettschule in Bonn. Da ihr das gut gefiel, wollte sie es unbedingt weiter führen. So beendete sie 1994 - ein Jahr nach ihrem mit Auszeichnung abgeschlossenem Staatsdiplom in Frankreich - ihre Bühnenkarriere und wurde Tanzpädagogin an der Ballettschule International in Solingen. Diese übernahm die Französin 1997. Ob sie jemals etwas anderes als Tanzen für ihren Berufsweg vorgesehen hatte? "Als ich klein war, wollte ich immer Frisörin werden. Aber das fanden meine Eltern gar nicht gut.", erzählt Niclas.

Mittlerweile feiert die Ballettschule International 20-jähriges Bestehen unter der Leitung von Carole Niclas. Die Ballettmeisterin kann es kaum fassen: "Wie schnell das gegangen ist. 20 Jahre. Mal eben. Am Anfang hatten wir nur 38 Kinder hier, die Ballett getanzt haben. Jetzt haben wir über 180. Und sie tanzen Ballett, Jazz, Modern, Stepptanz und Hip Hop". Seit zehn Jahren haben sie auch Auftritte im Theater. Natürlich fiebert die 58-Jährige da mit: "Ich bin genauso aufgeregt wie die Kinder. Es ist schön, alles, was ich gelernt habe, weiterzugeben."

Anlässlich des Jubiläums findet am Sonntag, 11. Juni, eine Gala-Vorstellung im Theater- und Konzerthaus statt. Dort präsentieren die Kinder unter anderem Stücke aus "Die Zauberer von Oz" und "Alice im Wunderland".

(RP)
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