Solingen Ausbildung ist bei Kretzer eine Herzensangelegenheit

Solingen · Die jungen Leute sind an allen Stellen in der Produktionshalle der Kretzer Scheren GmbH an der Löhdorfer Straße im Einsatz: Sie empfangen die Besucher, die schon am Morgen zahlreich zum 7. Solinger Schneidwaren-Samstag gekommen sind, zeigen ihnen das Unternehmen, fertigen mit den jüngsten Gästen Bastelscheren.

 Beim Schneidwaren-Samstag präsentierten sich fünf Solinger Traditionsunternehmen. Bei Scheren Kretzer spielt die Ausbildung eine große Rolle.

Beim Schneidwaren-Samstag präsentierten sich fünf Solinger Traditionsunternehmen. Bei Scheren Kretzer spielt die Ausbildung eine große Rolle.

Foto: mak

Wie Pavlo Sinyuta, der gerade eine Gruppe von Besuchern durch die Produktion führt, ihnen jeden einzelnen Schritt der Scherenfertigung bei Kretzer, vom Ausstanzen der Klingen über das Spritzen der Kunststoffgriffe bis hin zur Qualitätskontrolle, zeigt: 2011 hat der junge Mann seine Ausbildung im alteingesessenen Betrieb von Geschäftsführer Torsten Kretzer begonnen, ist heute in der Arbeitsvorbereitung tätig. "Der Schwerpunkt dieses Tags der offenen Tür sind unsere Mitarbeiter. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich zu zeigen und uns auf dem Arbeitsmarkt präsentieren", sagt Torsten Kretzer. Auch die Unternehmen Carl Mertens, Franz Güde, Ernst und Willy Niegeloh sowie Windmühlenmesser Herder konnten beim Schneidwaren-Samstag besichtigt werden.

Torsten Kretzer liegen dabei besonders sein Ausbildungsmodell und die Nachwuchsförderung am Herzen: "Im Gegensatz zu anderen Ausbildungsbetrieben integrieren wir die jungen Leute sofort. Sie werden während der gesamten Ausbildung von einem Paten begleitet." Das Problem Fachkraft, sagt Kretzer, sei ein Großes. "Doch wir glauben, dass wir jungen Menschen mit Mittlerer Reife oder Abitur keinen Gefallen tun, wenn wir sie einstellen und ihnen nichts entsprechendes bieten können. Wir ticken da anders: Die meisten unserer Auszubildenden haben einen Hauptschulabschluss, wir bringen diese Menschen mit zum Teil schlechten Schulerfahrungen richtig weit und können ihnen eine Perspektive bieten."

Das Unternehmen, sagt Kretzer, investiere in seine Auszubildenden, ermögliche ihnen weitere Qualifikation, übertrage ihnen früh Verantwortung: Wie dem jungen Mann, der für die kaum eine Woche alte hochmoderne Schleifmaschine mit zwei Robotern verantwortlich ist, die die menschlichen Bewegungen im Schleifprozess perfekt imitieren kann. Und das Ausbildungskonzept geht auf: Seit sieben Jahren erzeugt das Unternehmen seinen Nachwuchs selbst, das Arbeitsklima habe sich deutlich verändert, so Kretzer: "Diese jungen Leute wollen etwas verändern und machen das auch. Dem Unternehmen tut das sehr gut."

Das Ausbildungskonzept ist Teil der Idee "Anders sein", die für das ganze Unternehmen gilt. Dazu gehört, sich beim Produktdesign an Kundenanregungen zu orientieren: So ist die Kinderschere entstanden, die in alles schneidet, außer in Haut. Rund eine Million Scheren in 750 verschiedenen Varianten, von der Haushalts-, Garten- und Hobbyschere bis zur Spezialschere, fertigen die 45 Mitarbeiter, darunter zehn Lehrlinge, jedes Jahr, sie werden in 125 Länder verkauft. Torsten Kretzer: "Es lohnt sich, in Deutschland zu produzieren."

(mxh)
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