Solingen Aufregung um die Ohligser Festhalle

Solingen · Im Internet wurde die Halle für 1,6 Millionen angeboten. Die Anzeige ist inzwischen zwar wieder verschwunden. Doch Eigentümer Hitzegrad schließt einen Verkauf nach 2018 nicht aus - was Folgen für Vereine und Bürger haben könnte.

 "Ohligs lacht" - das war das Motto bei einer Karnevalsveranstaltung der Prinzengarde 2014 in der Festhalle. Sollte das Veranstaltungsgebäude 2018 allerdings verkauft werden, könnte Vereinen wie der Prinzengarde wegen möglicherweise höherer Mietkosten das sprichwörtliche Lachen vergehen.

"Ohligs lacht" - das war das Motto bei einer Karnevalsveranstaltung der Prinzengarde 2014 in der Festhalle. Sollte das Veranstaltungsgebäude 2018 allerdings verkauft werden, könnte Vereinen wie der Prinzengarde wegen möglicherweise höherer Mietkosten das sprichwörtliche Lachen vergehen.

Foto: Köhlen

Die Annonce klang nach einem echten Schnäppchen. Auf der Seite eines Immobilienportals im Internet stand die Festhalle Ohligs für vergleichsweise günstige 1,6 Millionen Euro zum Verkauf. Aber nur bis gestern Morgen. Dann verschwand die Anzeige genauso schnell wieder, wie sie zuvor geschaltet worden war - und André Hitzegrad, Mitgeschäftsführer der Eigentümerfirma Gebrüder Hitzegrad, bemühte sich, die sprichwörtlichen Wogen zu glätten. "Es handelt sich um ein Missverständnis. Wir schreiben mit der Halle schwarze Zahlen und wollen sie nicht abgeben. Bis 2018 wird es keinen Verkauf geben", betonte Hitzegrad in einer eilig anberaumten Pressekonferenz.

Ob ein solches Dementi - gepaart mit der Erklärung, ein nur mit einer Marktwertermittlung beauftragter Makler habe von sich aus und ohne Wissen der Eigentümer die Onlineanzeige geschaltet - indes die Gemüter beruhigen wird, bleibt abzuwarten. Denn als Hitzegrad die Festhalle im Jahr 2011 von der finanziell klammen Stadt übernahm, verpflichtete sich die Firma zwar, die Halle weiter als Bürgerbegegnungsstätte offen zu halten. Doch diese Zweckbindung ist zeitlich begrenzt - und endet exakt am 31. Dezember 2018.

Tatsächlich schloss André Hitzegrad eine spätere Veräußerung der Immobilie - trotz guter Auslastung mit Veranstaltungen bis in das Jahr 2017 - gestern nicht aus. "Wenn in der Zukunft einmal Angebote kommen, werden wir diese natürlich prüfen", sagte der Geschäftsführer, der gleichzeitig einräumte, mit der in Hamburg ansässigen Maklerfirma Engel & Völkers sehr wohl einen Maklervertrag geschlossen zu haben. Dieser, so Hitzegrad, habe sich aber lediglich auf die besagte Wertermittlung der Ohligser Festhalle bezogen.

Eine Darstellung, die Engel & Völkers so jedoch nicht stehen lassen wollte. "Einen Maklervertrag ohne eine Veräußerungsabsicht abzuschließen, ist sehr unwahrscheinlich", sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage unserer Redaktion.

Einstweilen steht also Aussage gegen Aussage. Was wiederum all jene in ihrer Einschätzung bestärkt, die ohnehin glauben, dass sich Hitzegrad nach 2018 höchstwahrscheinlich von der Halle trennt - mit möglichen Folgen für die Vereine, Organisationen und Privatpersonen, die die Festhalle bislang noch zu günstigen Konditionen anmieten können.

Der Hintergrund: Als sich die Stadt Solingen und die Firma Hitzegrad im Sommer 2011 über die Übertragung der Immobilie verständigten, wurde parallel dazu und unter Androhung einer Strafzahlung von aktuell 300.000 Euro vereinbart, die Halle für die Bürger offen zu halten. Denn immerhin hatte die Stadt zuvor 2,5 Millionen Euro an öffentlichen Fördergeldern in das Gebäude gesteckt, die wiederum an die Zweckbindung gekoppelt gewesen waren. Die entfällt aber nach 2018 genauso wie ein Rückübertragungsanspruch der Stadt bei Vertragsverletzung, so dass spätestens dann einem Verkauf der Halle und in dessen Folge höheren Mieten bei Veranstaltungen nichts mehr im Wege steht.

In den Augen etlicher Ohligser käme dies einer Katastrophe gleich. "Als ich davon erfuhr, dass die Halle angeblich schon jetzt zum Verkauf steht, war ich schockiert", sagte beispielsweise Bezirksbürgermeister Marc Westkämper. Der Christdemokrat fordert darum nun, die Festhalle müsse "auf jeden Fall für die Menschen im Stadtteil erhalten bleiben".

Auf die Stadt wird sich Westkämper dann allerdings nicht uneingeschränkt verlassen können. Denn nach allgemeiner Einschätzung ist ein Rückkauf der Halle aufgrund der nach wie vor angespannten Haushaltslage ausgeschlossen.

Gleichwohl versuchte das Rathaus gestern zu beruhigen. "Den Einfluss, den wir haben, werden wir für einen Erhalt der Halle in ihrer jetzigen Form geltend machen", sagte eine Stadtsprecherin. Ohnehin könnte ein neuer Eigentümer die Festhalle höchstwahrscheinlich ebenfalls nur als Veranstaltungsort nutzen. "Und bei der Miethöhe müsste sich der Besitzer im Rahmen des hier Möglichen bewegen", so die Sprecherin.

(or)
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