Reportage Auf Streife im Einkaufszentrum

Solingen · Eine siebenköpfige Sicherheitsgruppe überwacht den Hofgarten rund um die Uhr. Nicht nur mit Diebstählen haben die Mitarbeiter zu tun.

Daniel Winzler und Fakshid Montazer sind auf Streife. Das bedeutet: Einer sitzt an den Monitoren und beobachtet das Geschehen über die 20 Überwachungskameras. Der andere bewegt sich durch die Gänge des Hofgartens und hält Ausschau. Die beiden gehören zum sieben Mann starken Team der Sicherheitsgruppe Berlin, die das Solinger Einkaufszentrum rund um die Uhr überwacht.

Daniel Winzler ist seit knapp vier Monaten dabei, vorher hat er als Objektleiter im Flüchtlingsheim gearbeitet. Bei der Frühschicht beginnt sein Tag um fünf Uhr morgens. Dann sind zwar noch keine Kunden unterwegs, aber er muss alles für den Tag vorbereiten. Um 8 Uhr öffnen sich die Pforten des Hofgartens und der Lebensmittelladen Edeka. Alle anderen Geschäfte starten zwei Stunden später. Für die Sicherheitsgruppe geht es aber erst am Nachmittag richtig los. "Dann kommen die Jugendlichen nach der Schule und hängen hier ab", sagt der Sicherheitsmann. "Ich sag mal so: Die haben nur Quatsch im Kopf."

Probleme gab es vor allem im Food-Court, wo die Gäste bei vielen unterschiedlichen Restaurants essen können. "Da haben die Jungen und Mädchen oft gesessen, Chips gegessen und die Füße auf den Tisch gelegt", sagt Winzler. "So geht es nicht." Seit wenigen Monaten gibt es eine neue Regelung: An den Tischen sitzen darf nur, wer auch etwas zu essen gekauft hat. "Seitdem ist es viel besser geworden, und es kommen wieder mehr Leute, um wirklich etwas zu essen."

Daniel Winzlers Handy klingelt - ein Laden meldet einen Verdacht auf Diebstahl. Der gebürtige Solinger schnappt sich das Funkgerät und stiefelt los. Eine Frau sitzt vor dem Laden. Sie behauptet, sie habe nichts geklaut. Die Frau zeigt ihre Tasche, die Verkäufer entschuldigen sich. Falscher Alarm. "Manchmal passiert drei Tage lang nichts, und dann kommt alles auf einmal", sagt der Familienvater. Falsche Verdächtigungen seien aber die Ausnahme: "Wir müssen uns ganz sicher sein, dass jemand etwas gestohlen hat".

Einige Läden haben eigene Detektive, andere suchen im Notfall Rat bei den Sicherheitsleuten. Wenn sie dann jemanden erwischen, geht es meist nicht ruhig zu. "Viele Ladendiebe sind extrem aggressiv - selbst, wenn die Polizei eintrifft." Dabei seien die Dinge, die häufig geklaut werden, nur selten teure Wertgegenstände. Vor allem günstige Kleinigkeiten landen in den Taschen der Diebe. "Wir hatten vor kurzem einen Rentner, der drei Tafeln Schokolade geklaut hat." Es gebe aber auch ganze Banden, die sich in den Geschäften bedienen. "Vor allem Parfums werden immer wieder gestohlen", sagt Fakshid Montazer. Um Ladendiebe kümmert sich die Polizei, aber auch das Einkaufszentrum zieht Konsequenzen. "Es gibt ein Hausverbot von mindestens zwölf Monaten, in einigen Fällen auch lebenslang. Zum Glück halten sich die meisten Täter daran", sagt Daniel Winzler. Ansonsten droht den Dieben eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch.

Im Alltag sind es aber nicht immer die spektakulären Ladendiebstähle, die die Sicherheitsmänner beschäftigen. Sie verstehen sich vor allem als Ansprechpartner für die Kunden. "Ich helfe gerne, wenn Leute mir Fragen stellen oder eine Auskunft brauchen. Dadurch fühlt man sich gebraucht", sagt der Solinger. Und das Sicherheitsteam verwaltet die Fundsachen, die überall im Hofgarten liegengeblieben sind - "Einkaufstüten gefüllt mit neuer Kleidung, Handys, Portemonnaies mit Geld und allen Karten", sagt Daniel Winzler. "Ich muss sagen: Die Solinger sind wirklich ehrliche Finder."

(veke)
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