Solingen Auf Schloss Burg lebt das Mittelalter auf

Solingen · Die Wahre Bergische Ritterschaft hat ihr Osterlager aufgeschlagen und bezieht die Besucher bei ihrer Reise in die Vergangenheit mit ein.

Die Zelte mussten sie am frühen Morgen erst einmal wieder aufbauen. Der Sturm hatte sie umgeblasen. Doch als die ersten Besucher auf Schloss Burg kamen, war alles vorbereitet, die Schwerter und Kettenhemden lagen parat.

Am Karfreitag schlug die Wahre Bergische Ritterschaft ihr Osterlager im hinteren Innenhof von Schloss Burg auf. "Wir stellen die Osterzeit um das Jahr 1225 vor", erklärt Karin von Criemenholl. "Das war die Herrschaftszeit von Engelbert dem Zweiten." Im Hochmittelalter war Ostern bereits das höchste christliche Fest und gerade der Karfreitag besonders wichtig. "Man war hoffnungsvoll, erwartete die Auferstehung", sagt Karin von Criemenholl. "Im Mittelalter gehörte der Tod noch ganz anders zum Leben dazu. Viel selbstverständlicher als heute." Während des Hochmittelalters ging es dem Bergischen Land sehr gut. Die Burg war nicht arm. Das wird auch im Osterlager deutlich. "Wir möchten nicht nur die dunkle Seite des Mittelalters zeigen, sondern auch, wie lebhaft es damals zuging."

So können die Besucher noch bis Ostermontag erleben, wie der Adel lebte, was der Klerus tat und was es mit den Henkern auf sich hatte. "Das waren ganze Dynastien", weiß Karin von Criemenholl. "Der Beruf wurde weitervererbt, so wie beim Adel." Dass die Henker auch heilkundig waren, wissen die wenigsten. Auch orginalgetreu gefertigte Schwerter können die Besucher in die Hand nehmen oder ein Kettenhemd überziehen. So wird erlebbar, wie schwer die Ausrüstung eines Ritters war - und schnell deutlich, wie unrealistisch die gängigen Hollywood-Filme sind. "Damals gingen die Kämpfe kaum länger als drei Minuten", erzählt Karin von Criemenholl. Außerdem waren die Schlachtrösser abgerichtet und schnappten nach den Gegnern. Die Osterzeit war im Mittelalter ein Steuerabgabetermin, genauso wie Pfingsten und Erntedank. Auch das macht die Wahre Bergische Ritterschaft zum Thema. "Wir sprechen die Leute an", verrät von Criemenholl. Überhaupt werden die Besucher ins mittelalterliche Leben einbezogen. So wird gemeinsam getanzt oder die Kinder dürfen "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann" spielen. "Das ist ein uraltes Spiel." Vielleicht hat es seinen Ursprung in der Angst vor den Sarazenen.

Rund 30 Mitglieder von vier Jahren bis ins hohe Alter hat die Wahre Bergische Ritterschaft derzeit. Manche kommen dazu, weil sie die Atmosphäre bei den Burgbelebungen so toll finden. Karin von Criemenholl hat sich schon immer für Geschichte interessiert. "Ich bin im Bergischen Land aufgewachsen. Da war die Burg immer präsent." Nun hilft sie dabei, auch den Besuchern das ursprüngliche Leben nahezubringen, wie das Kochen über dem Feuer. Und sie beantwortet die meistgestellte Frage: "Ja, wir schlafen tatsächlich hier".

(sue)
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