Serie 24 Stunden - 24 Menschen Auf Forellenjagd in der Wupper

Solingen · Vor 15 Jahren hat Christian Weber seine Begeisterung für das Fliegenfischen entdeckt. In den Abendstunden genießt der Vorsitzende des Angelvereins Burg, Teil der Natur zu sein.

 Christian Weber beim Fliegenfischen. Die von ihm praktizierte Methode des Angelns nennt sich so, weil als Köder Imitationen von Insekten verwendet werden.

Christian Weber beim Fliegenfischen. Die von ihm praktizierte Methode des Angelns nennt sich so, weil als Köder Imitationen von Insekten verwendet werden.

Foto: guido Radtke

In den frühen Morgenstunden, wenn es noch dämmert, wäre eine gute Zeit für die Forellenjagd. "Das aber ist nicht ganz mein Ding." Christian Weber zieht es eher am Abend an die Wupper, wenn die Aussichten, sich den einen oder anderen Fisch zu angeln, wieder genauso gut sind. "In den Stunden, bevor es dunkel wird, haben sie noch einmal Hunger und beißen deswegen gut."

 ( Forellen, die nicht das Mindestmaß von 30 Zentimetern aufweisen, werden zurück ins Wasser gelassen.

( Forellen, die nicht das Mindestmaß von 30 Zentimetern aufweisen, werden zurück ins Wasser gelassen.

Foto: Radtke, Guido (gra)

Es ist 19 Uhr. Der 66-Jährige holt auf dem kleinen Parkplatz an der Müngstener Straße in Unterburg seine wasserdichte Spezialkleidung aus dem Kofferraum, zieht sie über und bereitet seine Ausrüstung auf den Einsatz vor. Beim Zusammenstecken der 2,70 Meter langen Rute entdeckt Christian Weber am sogenannten Vorfach einen Knoten. Dieser dünne, fast durchsichtige Faden wird an die 25 Gramm schwere Wurfschnur angehängt. "Je dünner die Spezialschnur, desto weniger werden die Fische misstrauisch." Einen Knoten kann er deshalb nicht gebrauchen.

Der Vorsitzende des Angelvereins Burg hat vor 15 Jahren nach einer Freizeitbeschäftigung gesucht und ist irgendwie beim Fliegenfischen gelandet. "Das hat sich so ergeben." Der pensionierte Qualitätsmanagement-Beauftragte hat von Anfang an die Vorzüge seines Hobbys genossen, am Naturgeschehen teilhaben und Beute machen zu können. "Und man man kann die Fische ja auch genießen."

 & Die größtenteils selbstgebastelten Köder weisen große Ähnlichkeit mit Fliegen, Wespen oder Käfern auf.

& Die größtenteils selbstgebastelten Köder weisen große Ähnlichkeit mit Fliegen, Wespen oder Käfern auf.

Foto: Radtke, Guido (gra)

Christian Weber benötigt keinen Stuhl, mit dem er sich mehrere Stunden ans Ufer setzt und darauf wartet, dass irgendwann ein Fisch anbeißt. Er begibt sich direkt dorthin, wo sich die Forellen tummeln - mitten ins Wasser. Eine seiner bevorzugten Bereiche ist das Gebiet rund um den Wiesenkotten. Durchschnittlich im 15 Sekunden-Takt holt er die Schnur ein, um sie mit verschiedenen Wurftechniken an einer neuen Stelle zu platzieren. "Man muss Geduld haben und darf nicht nervös werden." Weber lacht und fügt hinzu: "Nervös wird man nur, wenn einer anbeißt".

In acht bis zehn Metern Entfernung schwimmt der immer wieder verwendbare Köder im Wasser. Christian Weber hat sich für das Imitat einer kleinen Fliege entschieden, die er wie fast alle seiner rund 100 zum Teil etwas merkwürdig anmutenden Köder selbst angefertigt hat. "Das sind alles Insekten, die am und im Gewässer leben." Bis ins letzte Detail sind die Käfer, Fliegen oder Wespen nicht ausgearbeitet. Das sei auch gar nicht notwendig. "Der Fisch guckt gegen den Himmel und sieht ohnehin nur schemenhaft, was es sein könnte."

Nach den Regenfällen der letzten Tagen ist die Wupper trüber als sonst. "Vielleicht hätte ich besser einen helleren Köder genommen." Immer wieder wirft Christian Weber die Schnur aufs Neue aus, bis nach knapp zehn Minuten die erste Forelle am Mini-Haken hängt. Mit ein paar zappelnden Bewegungen kann sie sich direkt wieder befreien. Der Angler hätte sie ohnehin wieder zurück ins Wasser geschickt. "Bei Bachforellen gilt ein Fangverbot bis zu einer Größe von 25 Zentimetern, in Burg haben wir das Mindestmaß auf 30 Zentimeter angehoben."

Langsam bewegt sich Weber mit der Strömung auf eine neue Position. Seine entspannte Körperhaltung verändert sich sofort, als er ein größeres Exemplar am Ende seiner Schnur entdeckt. Der Versuch jedoch scheitert schon im Ansatz, den Fisch in den Köcher zu bekommen. "Schade. Jetzt dauert es wieder eine halbe Stunde, bis er das vergessen hat." Zwei bis drei Stunden steht der Naturliebhaber in der Regel in der Wupper, um im Durchschnitt ein bis drei Tiere zu erbeuten. "Manchmal gehe ich auch leer aus, dann aber entschädigt der Blick." Ab und zu fährt ein Radfahrer über die Brücke am Wiesenkotten, ansonsten ist kurz vor Acht nur das Rauschen der Wupper-Strömung zu hören.

Nach dem Beinah-Erfolgserlebnis hat Christian Weber das Jagdfieber gepackt. Er geht zurück zum Ufer, und tauscht den Fliegen-Köder gegen ein Wespen-Imitat aus. Die richtige Wahl. Keine drei Minuten später zappelt bereits eine Forelle an der Schnur.

(gra)
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