Schwerpunkt Warnstreik Arbeitskampf trifft Solingen hart

Solingen · Die SWS-Busse blieben im Depot, im Klinikum wurden Operationen abgesagt: Erneut hat die Gewerkschaft Verdi Teile der Stadt lahmgelegt.

 ! Vom Busbahnhof Ohligs fuhren Busse anderer Verkehrsbetriebe sowie privater Unternehmen ab.

! Vom Busbahnhof Ohligs fuhren Busse anderer Verkehrsbetriebe sowie privater Unternehmen ab.

Foto: Radtke Guido

Kein einziger Stadtwerkebus fuhr, einige Kitas blieben geschlossen - und im Klinikum mussten Operationen verschoben werden. Wie schon Ende März hat gestern auch der zweite Warnstreik im Öffentlichen Dienst die Klingenstadt mit voller Wucht erwischt. In vielen Bereichen der Stadt sowie bei den städtischen Töchtern wie den Stadtwerken Solingen (SWS) legten zahlreiche Beschäftigte die Arbeit nieder. Wobei der 24-stündige Ausstand vom Dienstag einmal mehr vor allem auf den Straßen für Probleme sorgte.

Die streikbedingten Staus dort dürften sogar einige Streikende selbst zu spüren bekommen haben. Denn kurz nach 7.30 Uhr rollte ein Bus vor den Haupteingang des Städtischen Klinikums. Die Betriebsratsvorsitzende Anke Jahnke und knapp 50 weitere Mitarbeiter aus den Bereichen Pflege, Küche, Reinigungsdienst, OP-Säle sowie Lager des Unternehmens an der Gotenstraße stiegen ein und machten sich wie an die 500 weitere Beschäftigte aus Solingen auf zur zentralen Kundgebung der Gewerkschaft Verdi nach Köln.

Schwerpunkt Warnstreik: Arbeitskampf trifft Solingen hart
Foto: Radtke Guido

"Die Arbeitgeber haben bisher kein Angebot unterbreitet - das ärgert", sagte Jahnke. Die Dienstleistungsgewerkschaft verlangt in der aktuellen Tarifrunde sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber ein Plus von 200 Euro im Monat. "Wir fordern auch eine vernünftige Zulagenregelung für den Nachtdienst für Mitarbeiter im Krankenhaus", ergänzte die Betriebsratsvorsitzende des Klinikums.

Dort hatte der Warnstreik durchaus einige Folgen auch für Patienten. So mussten fünf von acht Operationssälen vorübergehend stillgelegt werden. "Planbare Operationen wie zum Beispiel eine Nierenentfernung und das Einsetzen einer Knieprothese wurden deshalb verschoben", berichte eine Klinikum-Sprecherin am Dienstagnachmittag auf Anfrage.

 ! Klinikum-Betriebsratschefin Anke Jahnke (r.) fuhr zur Kundgebung nach Köln.

! Klinikum-Betriebsratschefin Anke Jahnke (r.) fuhr zur Kundgebung nach Köln.

Foto: gra (2), 0r (3), uwv (3)

Dennoch, so die Sprecherin, sei die medizinische Betreuung bei akuten beziehungsweise dringenden Notfällen oder bei schweren Operationen zu jeder Zeit sichergestellt gewesen. Und auch für die Versorgung der Patienten war trotz Warnstreiks gesorgt. "Die Küche hat normal gearbeitet", hieß es aus dem Klinikum.

 " Kampfbereit: Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe mit Streikleiter Michael Hußels (2.v.r.) auf dem Betriebshof.

" Kampfbereit: Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe mit Streikleiter Michael Hußels (2.v.r.) auf dem Betriebshof.

Foto: Vetter Uwe

Bei den Verkehrsbetrieben der Stadtwerke gab es hingegen keinen Regelbetrieb. Wie schon beim ersten Warnstreik am 21. März waren die Busfahrer der SWS erneut in den Ausstand getreten. Aus dem Busdepot an der Weidenstraße fuhr dementsprechend kein einziger Bus hinaus.

Schwerpunkt Warnstreik: Arbeitskampf trifft Solingen hart
Foto: Vetter Uwe

"Die Busse bleiben den ganzen Tag stehen", sagte Streikleiter Michael Hußels. Der stellvertretende SWS-Betriebsratsvorsitzende erhofft sich von der anstehenden dritten Verhandlungsrunde am 15./16. April ein "vernünftiges" Angebot der Arbeitgeber. "Eine Vier vor dem Komma sollte es schon sein. Für die unteren Lohngruppen vor allem aber 200 Euro mehr im Monat", sagte Hußels.

Auch Gewerkschaftssekretärin Dagmar Paasch hatte sich am Dienstagmorgen zu den Streikenden an der Weidenstraße gestellt. "Wir haben bis jetzt kein Signal von den Arbeitgebern bekommen, ob es am Wochenende ein Angebot gibt oder es gar zu einen Abschluss kommt", sagte Paasch. Sicher sei jedoch : Sollte auch die dritte Runde ohne Ergebnis verlaufen, griffen die üblichen Mechanismen. Im Klartext: Die Verhandlungen könnten für gescheitert erklärt werden, so dass es zu einer zur Urabstimmung käme - und bei einer Zustimmung der Beschäftigten drohten unbefristete Streiks.

Was indes - entgegen allgemeiner Annahmen - nicht unbedingt den Solinger Taxifahrern zugutekommen muss. "Erfahrungsgemäß profitieren wir von den Streiks der Busfahrer kaum", sagte zum Beispiel einer jener Taxifahrer, die vor dem Hauptbahnhof in Ohligs Position bezogen hatten.

Im Westen der Stadt fuhren allerdings gestern auch noch die Busse von anderen Verkehrsbetrieben, die erst einmal nicht in den Warnstreik einbezogen waren. Etwa die Busfahrer der Düsseldorfer Rheinbahn, die am Dienstag genauso wenig die Arbeit niedergelegt hatten, wie die Mitarbeiter der Solinger Müllabfuhr.

Diese war wie gewohnt in der Stadt zu sehen und sammelte dabei nicht allein den Hausmüll ein, sondern beseitigte ferner den Sperrmüll. "Die Müllwerker fahren seit nun drei Monaten in Unterbesetzung und haben viele Samstage gearbeitet. Hätten sie sich heute am Warnstreik beteiligt, hätten sie am Samstag wieder raus gemusst", sagte Gewerkschaftssekretärin Paasch zur Begründung und ergänzte: "Von daher haben wir sie gar nicht zur Teilnahme am Warnstreik aufgerufen."

(or/uwv)
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