Solingen Alte Gebäude faszinieren Besucher

Solingen · Fünf Solinger Baudenkmäler, vom Fachwerkhaus bis zur Fabrikhalle, öffneten gestern am bundesweiten Tag des offenen Denkmals ihre Tore für Architektur- und Geschichtsbegeisterte.

 Markus Mattonet (Baubetreuer) und Bauherr Thomas Schindler im Fachwerkhaus Obenmankhaus 3.

Markus Mattonet (Baubetreuer) und Bauherr Thomas Schindler im Fachwerkhaus Obenmankhaus 3.

Foto: Stephan Köhlen

Die Türe, in der die meisten Gäste den Kopf einziehen mussten, war wie die Schwelle in ein anderes Zeitalter: Unter einer Staubschicht wurden verschiedene Bodenbeläge sichtbar. Offenes Mauerwerk, Holzbalken und rot-weißes Absperrband zeugten davon, dass an diesem Ort bereits viel Arbeit verrichtet wurde - aber auch noch bevorsteht. "Im Juli des kommenden Jahres wollen wir die Hälfte fertig haben", sagte Bauherr Thomas Schindler.

Der Maschinenbauingenieur hatte das dreiteilige Fachwerkhaus an der Straße Obenmankhaus im vergangenen Oktober gekauft, um nach der fertigen Sanierung mit seiner Familie dort einzuziehen. Sieben Jahre lang hatte der Gebäudekomplex aus dem späten 18. Jahrhundert leer gestanden. "Es wurde nicht als reines Wohngebäude errichtet", erklärte Markus Mattonet, der als Ingenieur für Holztechnik die Arbeiten fachlich betreut. Die vielen Fenster und vergleichsweise große offene Räume offenbaren deren langjährige Nutzung als Werkstätten: Schließlich gehörte die Immobilie ursprünglich der in der Nachbarschaft gelegenen Schneidwarenmanufaktur Robert Klaas. "Deshalb passt das Gebäude auch so gut zum Thema dieses Tages", sagte Mattonet.

"Handwerk, Technik, Industrie" lautete gestern das Motto zum Tag des offenen Denkmals. Bundesweit standen wieder einmal zahlreiche historische Gebäude, die sonst nicht frei zugänglich sind, den Gästen offen - in Solingen waren es fünf Häuser, darunter eben auch Thomas Schindlers Erwerbung in Merscheid. Und das Interesse an einer Führung durch die Baustelle war schon am Beginn des Tages sehr groß: Bald sah sich ein Dutzend faszinierter Besucher im altehrwürdigen Gemäuer um und machte sich mit der Arbeitsweise der Handwerker vertraut.

"Wir haben selbst ein Fachwerkhaus gekauft", sagte Dennis Buchholz, der dem Baudenkmal mit Ehefrau und Kindern einen Besuch abstattete. "Wir wohnen in der Nachbarschaft und kommen oft hier vorbei", so der Familienvater. "Dabei haben wir immer gehofft, dass das Haus irgendwann noch einmal jemand kauft und wieder auf Vordermann bringt."

"Viel länger hätte es bis zur Sanierung nicht dauern dürfen", sagte Fachmann Markus Mattonet. Das Gebäude musste entkernt, verfaulte Substanz entfernt und erneuert werden. Alle Arbeiten finden in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde statt. "Die Zusammenarbeit auf dem Gebiet in Solingen ist absolut vorbildlich", lobte Mattonet.

Thomas Schindler als Bauherr griff nicht nur auf die Fähigkeiten der Handwerker zurück, sondern schaffte zudem vieles in Eigenarbeit. "Es ist viel zu tun", sagte er und betonte zugleich: "Das macht aber auch eine Menge Spaß."

Weitere am gestrigen Tag geöffnete Baudenkmäler waren ein Fachwerkwohnhaus an der Garnisonstraße in Gräfrath aus dem 18. Jahrhundert, die Schirmfabrik von Kortenbach und Rauh aus dem Jahr 1855 und die Stockfabrik von C.W. Schimmelbusch von 1885, beide in Wald. Die 1901 erbaute Lutherkirche lockte die Besucher zudem mit der musikalisch-literarischen Collage "Echo Stein Erinnerung" an.

(rdl)
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