Solingen Als Künstler seiner Zeit immer einen Schritt voraus

Solingen · Der Solinger Ralph Tepel hat seinem Lehrer Helmut Tollmann in der K1-Galerie eine kleine Retrospektive eingerichtet.

Ein wenig versteckt hängt das kleine Bild im Nebenraum der K1-Galerie. Und doch, so erzählt es Ralph Tepel, würde das Bild einen wichtigen Orientierungspunkt in der künstlerischen Entwicklung von Helmut Tollmann zeigen. "Er orientierte sich Ende der 60er Jahre an einem der wichtigsten Wegbereiter der Moderne, der mit seinen maltechnischen Innovationen die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts grundlegend beeinflusste: Max Ernst", schreibt der Solinger Künstler, der sieben Jahre in Köln bei Tollmann studiert hat, in seinem Werküberblick im Katalog zur Ausstellung. Es ist ein rundes, an eine rote Sonne erinnerndes Bildelement, mit dem Tollmann die Verbindung zu Ernst knüpft.

In der kleinen Retrospektive, die unter dem Titel "Panta Rei" bis zum 18. Oktober in der Galerie an der Kurfürstenstraße zu sehen ist, stellt Ralph Tepel die experimentelle Seite und das Suchen nach immer neuen Ausdrucksmöglichkeiten in der Malerei von Tollmann in den Mittelpunkt. Und so ist zu sehen, dass der 1945 in Köln geborene Künstler seiner Zeit oft voraus war. "Er gehört, was die Entwicklung der Kunst der zweiten Hälfte des 20. und 21. Jahrhunderts angeht, zu den wichtigsten Impulsgebern", beschreibt Tepel. "Helmut Tollmann beeinflusste etwa auch Andy Warhol, mit dem er befreundet war, durch die Nutzung der aus der Fotografie übernommenen Tontrennung in der Malerei - und war damit ein Wegbereiter der Pop-Art."

Und noch einen anderen, heute wie Warhol ebenfalls weltberühmten Künstler, habe Tollmann beeinflusst. "Er führte den aus dem Siebdruck übernommenen Rakel in die Malerei in Mehrschichten-Technik ein, was Gerhard Richter erst fünfzehn Jahre später übernahm", weiß Tepel. Tollmann, der von 1961 bis 1964 eine Ausbildung zum Grafiker absolvierte und im Anschluss bis 1968 an den Kölner Werkschulen Grafik und Design studiert hat, zeigte sich zudem früh fasziniert vom Computerchip. Schon Mitte der 70er Jahre beschäftigte der Künstler sich mit diesem Herzstück der Technik. "Wir haben hier in der Ausstellung ein Bild von 1975, das die Strukturen eines Chip enthält. Und das ein Jahr vor der Gründung von Apple Computer gemalt wurde", erzählt Tepel. So wurde "Soul of Chip", also die Suche nach der Seele des Herzstücks in einem Computer, in den Folgejahren Tollmanns großes Thema.

Besonders freut es Ralph Tepel, dass Helmut Tollmann ihm für die Ausstellung in der Solinger Galerie einige ganz besondere Bilder zur Verfügung gestellt hat. "Es sind Werke zu sehen, die teilweise seit mehr als 30 Jahren nicht mehr ausgestellt waren und daher nicht nur dem Solinger Publikum, sondern großen Teilen des weltweiten Publikums, unbekannt sind. Es sind Bilder zu sehen, die die Kunstgeschichte beeinflusst haben."

(RP)
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