Serie Mein Verein Alle Neune seit mehr als 50 Jahren

Solingen · Der Kegelverein "Klauberger Jongen" trifft sich seit über einem halben Jahrhundert. Der Spaß steht im Vordergrund.

Wer seit mehr als einem halben Jahrhundert einen Sport betreibt, der bringt fast naturgemäß eine gewisse Routine mit. Jedenfalls, von den Herren, die sich alle 14 Tage abends im Restaurant Hasseldelle treffen, gerät niemand aus der Ruhe, nur weil es am Ende mal nicht heißt: alle Neune.

Was durchaus doppeldeutig gemeint ist. Seit dem Jahr 1962 besteht der Kegelverein "Klauberger Jongen". Angefangen haben die Männer um Klaus Wolff mit zwölf Mitgliedern. Heute kommen noch neun Kegler regelmäßig zu den Treffen. Doch an diesem Abend sind zwei verhindert. Und auch sonst klappt es nicht immer mit der Neun. "An manchen Abenden kegeln gleich mehrere von uns alle Neune, an anderen Abenden hingegen niemand", sagt Klaus Wolff schmunzelnd. Und schiebt gleich eine Erklärung hinterher. "Wir kegeln auf einer Holzbahn. Und da kann es schon vorkommen, dass das Holz - je nach Wetterlage - eine unterschiedliche Beschaffenheit hat", berichtet Wolff aus seiner über 50-jährigen Kegelerfahrung.

Die Laune der "Klauberger Jongen" trübt das aber in keiner Weise. Denn die Kegler verstehen sich nicht als Sportverein, sondern als eine Gruppe von Freunden. Die Geselligkeit steht bei den "Jongen" im Mittelpunkt - und allzu viel sportlicher Ehrgeiz wäre da eher kontraproduktiv.

Ein "Erfolgsrezept", das seit den Anfängen des Kegelvereins aufgeht. Zu Beginn der 60er Jahre schlossen sich zwölf junge Männer zusammen, um gemeinsam etwas in der Freizeit zu unternehmen. "Damals gab es noch nicht so viele Möglichkeiten", erinnert sich Horst Wolff, der genauso wie sein Bruder Klaus zu den Gründungsmitgliedern der "Klauberger Jongen" gehört.

Das erste Domizil der Kegler war dabei eine sogenannte Buschkegelbahn am Sommerberg, auf der schon die Eltern der Wolffs sowie viele Bewohner der Hofschaften am Hohenklauberg gekegelt hatten. Ein anderer Ort, eine andere Zeit - der Holzbau musste beispielsweise mit einem eigens aufgestellten Ofen aufgewärmt werden.

Lange blieben die "Jongen" damals allerdings nicht am Sommerberg. 1967 brannte die Buschkegelbahn aus bis heute ungeklärtem Grund ab. Und so traf es sich gut, dass gerade in jenen Jahren das Neubaugebiet Hasseldelle samt Supermarkt und Kneipe neu entstand. "Auf unsere Veranlassung hin wurden seinerzeit die zwei Kegelbahnen mit eingebaut", sagt Horst Wolff, der zusammen mit seinen anderen Vereinsfreunden 1968 in die neue Heimat zog.

Zwar wechselten die "Klauberger Jongen" später noch manches Mal die Örtlichkeit. Aber vor vier Jahren kehrten sie schließlich zu ihrer alten Wirkungsstätte an der Hasseldelle zurück.

Wo sie nun auch bleiben wollen - und fortan ihren jährlichen Kegelkönig ausspielen. Auch das ist eine nicht bierernst genommene Angelegenheit. "Wir schauen natürlich auch, wer noch nicht König war", sagt Klaus Wolff lachend - und bringt so die Philosophie der "Klauberger Jongen" auf den Punkt.

Der Spaß, etwa bei den jährlichen Ausflügen, steht bei den Herren im Alter von 71 bis 89 Jahren nach wie vor im Vordergrund. So geht es beispielsweise an den Rhein, wobei jedoch längere Touren, etwa nach Mallorca, auch schon auf dem Programm standen.

Was wiederum die Vereinstreue stärkt. So haben die "Klauberger Jongen" lange schon die Grenzen der Hofschaften, ja sogar die Solinger Stadtgrenzen hinter sich gelassen. Wofür Mitglied Manfred Elias das beste Beispiel ist. Der Düsseldorfer kam vor 25 Jahren über seinen Bruder zu den "Jongen". Seitdem ist er ein fester Bestandteil des Kegelvereins und reist alle 14 Tage von der Landeshauptstadt in Richtung Hasseldelle.

Einziger Wermutstropfen ist für die "Klauberger Jongen" die Nachwuchssituation. "Junge Leute wollen sich nicht so gerne festlegen", sagt Klaus Wolff, der gleichwohl Neue jederzeit willkommen heißt. Wer mitkegeln möchte, kann beispielsweise am Montag übernächster Woche einfach vorbeischauen. Dann treffen sich die "Jongen" von 18 bis 21 Uhr wieder zu ihrer Runde.

(RP)
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