Solingen Ätzende Säure statt betörender Duft

Solingen · Den Welttag zum Schutz des geistigen Eigentums beging das Museum Plagiarius mit einer Vernichtungsaktion von Parfümfälschungen: Dabei zerstörte der Zoll fast 8000 Flaschen mit schädlichem Inhalt.

Eine undefinierbare Duftwolke waberte über den Parkplatz und machte dem Motto der Veranstaltung alle Ehre: "Diese Fälschungen stinken zum Himmel." Insgesamt 7680 Flakons in vielfach edlem Design, sei es in Form eines Frauenkörpers oder eines Regentropfens, lagen auf dem Fließband, um schließlich unter lautem Getöse ein Ende im Container zu finden. Diese Fläschchen hatten eine weite Reise hinter sich, vom asiatischen Raum bis in den Hamburger Hafen, wo sie der Zoll Ende des vergangenen Jahres in Empfang nahm. Röntgenaufnahmen des Containers hatten gezeigt, dass es sich bei der Ware nicht um die auf den Begleitpapieren angegebenen Schals und Schirme handelte. Ein möglicher Verkauf der nachgeahmten Parfümflaschen hätte einen wirtschaftlichen Schaden von zwei Millionen Euro bedeutet.

"Kosmetika nehmen inzwischen Platz eins bei den Produktfälschungen ein", erklärte Alwin Bogon, Sprecher des Hauptzollamtes Krefeld. Damit verdrängten Duftwässerchen und andere Pflegeprodukte Textilien vom unrühmlichen Spitzenplatz - und das mit einer Steigerung um 54 Prozent von einer auf 1,5 Millionen beschlagnahmter Produkte. Die Waren, die gestern vor dem Plagiarius vernichtet wurden, ahmten dabei Marken wie Yves Saint Laurent, Dior oder Giorgio Armani und Jean Paul Gautier nach, bleiben aber nicht nur ein vergleichbares Dufterlebnis schuldig, sondern sind zum Teil sogar gesundheitsschädlich. "Wenn anstatt der üblichen Inhaltsstoffe Lösungsmittel in die Mischung hineingeraten, führt das schnell zu Ekzemen", sagte Martin Ruppmann, Geschäftsführer des Kosmetikverbands VKE. "Beim ersten Sprühen fällt die Wirkung der Allergene allerdings oft noch nicht auf", ergänzte Hannelore Koch vom Hauptzollamt Krefeld.

 Die klassische Flaschenform von Jean Paul Gautier, auch gefälscht.

Die klassische Flaschenform von Jean Paul Gautier, auch gefälscht.

Foto: mak:
Diese Plagiate zieht das Zollamt aus dem Verkehr
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Vor allem auf Flohmärkten und im Internet kursieren die ungewöhnlich günstigen Waren, die für den geübten Experten rasch als Fälschungen zu erkennen sind: Äußere Merkmale dafür können zum Beispiel Farbabweichungen, Schlieren am Glas und klemmende Sprühköpfe sein, erklärte Koch. Den Gesamtwert der an den deutschen Außengrenzen sichergestellten Kosmetika beziffert der Zoll auf 22,7 Millionen Euro. "Wir haben es hier mit einem Teil der organisierten Kriminalität zu tun", sagte Martin Ruppmann. Sein Verband VKE hatte bereits im Jahr 2013 ein Siegel herausgegeben, über das die Vertragshändler ihre Internetseiten kennzeichnen und sich von unseriösen Onlineshops absetzen können.

(RP)
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