Solingen Adenauer-Enkel besucht bergische CDU

Solingen · Konrad Adenauer jr. erinnerte sich an den Alt-Kanzler - und ist optimistisch, dass die Union am Sonntag siegt.

Wer weit gereist ist, dem verrutschen schon mal die geografischen Maßstäbe. "Sagen se mal, junger Freund, wo kommen se her? Aus Solingen? Dat is für uns Kölsche ja schon Bergisch Sibirien", beschied ein gewisser Konrad Adenauer im Herbst 1961 dem gebürtigen Höhscheider Walter Scheel, der damals im Kabinett des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit war.

Eine Anekdote über den "Alten", die Scheel später immer wieder gerne erzählte - wobei jemand, der es wissen muss, jetzt noch einmal mit dem Vorurteil aufräumte, der große Kanzler habe prinzipiell etwas gegen das Bergische Land gehabt. "Als mein Großvater in den 20er Jahren Oberbürgermeister von Köln war und regelmäßig in Berlin zu tun hatte, hat er nach eigenem Bekunden immer schon am Bahnhof in Köln-Deutz die Vorhänge zugezogen", berichtete der Enkel Adenauers, der nach seinem Opa ebenfalls auf den Namen Konrad getauft wurde, am Mittwoch bei einem Besuch bei der bergischen CDU in Wuppertal mit einem Augenzwinkern.

Tatsächlich kokettierte der Großvater Konrad Adenauers stets gerne mit seiner rheinischen Herkunft. Eine Fähigkeit zur leichten (Selbst-)Ironie, die der Nachkriegskanzler offensichtlich an seinen Enkel vererbte. Denn bei seinem Auftritt in der Vohwinkeler HAKO-Arena, der auf Einladung der bergischen CDU-Landtagskandidaten Arne Moritz (Solingen), Kai Sturmfels (Solingen/Wuppertal) sowie Björn Brick und Hans-Jörg Herhausen (beide Wuppertal) zustande gekommen war, vermochte Konrad Adenauer jr. den rund drei Dutzend Zuhörern auf humorvolle Weise ein durchaus vielschichtiges Bild seines Vorfahren zu vermitteln.

So etwa, wenn er über den Privatmann Konrad Adenauer berichtete, der nur selten die Gelegenheit hatte, Zeit mit der Familie zu verbringen. Oder aber, wenn der Enkel an das politische Wirken des Großvaters in den ersten Nachkriegsjahren sowie an dessen Vermächtnis für die heutige Politiker-Generation erinnerte.

"Konrad Adenauer wollte gestalten - und er stand fest zu seinen Überzeugungen", betonte der heute 72-jährige Enkel, der gute Chancen sieht, dass die CDU, der er selbst seit 1967 angehört, am Sonntag die NRW-Landtagswahl gewinnt. So gebe es in den Bereichen Finanzen und Bildung, aber auch in der Verkehrspolitik einiges zu ändern, sagte Konrad Adenauer jr. unter anderem an die Adresse des Solinger Landtagsabgeordneten Arne Moritz sowie an Kai Sturmfels, der im Wahlkreis 34 inklusive Gräfrath und Teilen Walds erstmals als Direktkandidat für die CDU antritt.

Dabei dürfte vor allem die Forderung nach einer besseren Verkehrsinfrastruktur in gewissem Maße auch einem persönlichen Interesse geschuldet sein. Denn gerade in diesem Jahr, in dem sich der Todestag des Alt-Kanzlers zum 50. Mal jährt, ist Konrad Adenauer jr. ein viel gefragter Mann. So standen bereits Feierlichkeiten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Bundestagspräsident Norbert Lammert im Terminkalender des Enkels. Und zudem gibt es Überlegungen, mit einem Denkmal in Berlin an den Regierungschef der Jahre 1949 bis 1963 zu erinnern.

Das bisherige Gedenken an seinen Großvater hat Konrad Adenauer jr. meist als angemessen und würdevoll wahrgenommen. Vereinzelte kritische Berichte wie etwa jüngst im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" seien nicht dazu geeignet, die historischen Verdienste des Altkanzlers in Frage zu stellen. "Das Bild von meinem Großvater ist gefestigt", betonte Adenauer dementsprechend am Rande der Veranstaltung in Vohwinkel im Gespräch mit unserer Redaktion.

Gleichwohl gibt es durchaus einige wenige Punkte, bei denen er sich mit seinem berühmten Verwandten nicht einig weiß. So teilt Konrad Adenauer jr. mitnichten die - zugegebenermaßen nie ganz ernst gemeinte - Abneigung des "Alten" gegenüber dem Bergischen Land. "Ich habe viele Jahre in Wuppertal als Notar gearbeitet", sagte der Kanzler-Enkel, der deshalb die Region sehr gut kennt. Und auch heute noch ab und an einen Ausflug ins Bergische macht. "Denn schließlich mag meine Frau ebenfalls die hiesige Landschaft sehr", bekannte Konrad Adenauers Enkel.

(RP)
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