Schulen in Solingen 60 Millionen reichen wohl nicht aus

Solingen · Die Sanierung der Scholl-Schule ist fast geschafft. Mit dem Schulzentrum Vogelsang, dem Scheel-Berufskolleg und dem Ausbau der Gesamtschule Höhscheid starten weitere Großprojekte. Dies ist nur die Spitze des Eisbergs.

Es geht um die Reifeprüfung: "Abi 16" steht auf dem bunt bemalten Tuch am Bauzaun des Pausenhofs, gestaltet von den Abiturienten der Geschwister-Scholl-Schule zum Ende ihrer Unterrichtszeit. Wenn die in diesen Tagen im bereits sanierten Nordflügel des Ohligser Schulgebäudes ihre Abschluss-Klausuren schreiben, nehmen die Bauarbeiter im abgesperrten Südflügel Rücksicht, verzichten auf besonders laute Arbeiten, um die Konzentration der Abiturienten nicht zu stören.

Ansonsten wird mit Hochdruck weitergearbeitet, wie Schulleiterin Elke Mosebach-Garbade betont. Die letzte Etappe der Sanierung der gut 40 Jahre alten "Scholle" an der Querstraße läuft. Neues Dach, neue Fenster, neue Fassade mit Wärmedämmung, kernsanierte Klassenräume - es ist das aktuell größte Schulbauprojekt Solingens.

"Wir wollen in der vorletzten Sommerferienwoche baulich fertig werden, einschließlich der Endreinigung", erklärt Lutz Blum vom Immobilienmanagement der Stadt.

Damit kann das Gebäude rechtzeitig zum Start des neuen Schuljahres im August wieder vollständig bezogen werden.

Mit der Mensa, die schon errichtet ist, und der neuen Mediothek, die an der Stelle des bereits abgerissenen alten Pavillons noch entstehen wird, werden allein an diesem Schulstandort 9,6 Millionen Euro verbaut.

Das ist kein Einzelfall einer Schule. "Wir haben einen erheblichen Sanierungsstau", sagt Schuldezernentin Dagmar Becker im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass zur Behebung deutlich mehr Geld erforderlich werden könnte als bislang angenommen, will sie inzwischen nicht mehr ausschließen: "Bei genauer Betrachtung könnte der Finanzbedarf sogar über 60 Millionen Euro betragen." Becker appelliert, sich dem Problem offen und systematisch zu stellen - und ehrlich Bilanz zu ziehen. "Das machen wir auch im Rahmen der Schulentwicklungsplanung." Alleine kann Solingen nach ihrer Überzeugung die Millionen-Ausgaben jedoch nicht stemmen. "Wir brauchen Unterstützung von Land und Bund. Die Förderpauschalen reichen nicht aus."

"Scholle"-Rektorin Elke Mosebach-Garbade ist froh, wenn das Ausweichquartier Rennpatt nach den Sommerferien nicht mehr gebraucht wird. Die Mittelstufe der Gesamtschule mit den Klassen 8 bis zur 10 ist jetzt im dritten Jahr wegen der Sanierung an der Querstraße ins frühere Ohligser Hauptschulgebäude ausgelagert. Was damit von August an geschieht, wird derzeit verwaltungsintern geprüft. Klar ist, dass die Stadt am Rennpatt-Gebäude festhalten will. Eine Überlegung, so Lutz Blum vom Immobilienmanagement, könnte sein, darin teilweise Schüler des Mildred-Scheel-Berufskollegs unterzubringen. Denn an deren Standort Beethovenstraße ist der Mittelbau so marode, dass eine Sanierung offensichtlich keinen Sinn mehr macht. Ein Neubau würde alleine neun Millionen Euro kosten.

Diese Summe ist als Instandhaltungsbedarf auch beim fast 40 Jahre alten Schulzentrum Vogelsang im Gespräch. Genaues muss ein Sanierungsgutachten ergeben, das in diesem Jahr erstellt wird. Damit, wie Stephan Mertens, Leiter des Gymnasiums Vogelsang, erwartet, die Arbeiten in 2017 beginnen können. Dann laufen auch die Umbaumaßnahmen im alten Zweigstraßen-Gebäude beziehungsweise die Neubauarbeiten für die Mensa und den naturwissenschaftlichen Trakt der Gesamtschule Höhscheid. Acht Millionen Euro werden in den Ausbau der 2014 gestarteten vierten Gesamtschule investiert. Und dies sind nur die größten Projekte einer ganzen Reihe anstehender Schulbaumaßnahmen.

(tws)
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