Solingen 15-Jähriger war auf Bewährung draußen

Solingen · Vier Jugendliche von 14 bis 16 Jahren sitzen in U-Haft, weil sie für die jüngste Serie von Schuleinbrüchen verantwortlich sein könnten. Zwei der Jungen waren schon bei einer Serie im Sommer 2017 dabei. Die Polizei vermutet weitere Täter.

 ! Spuren der Zerstörung: In der Grundschule Querstraße wurde unter anderem die Küche verwüstet.

! Spuren der Zerstörung: In der Grundschule Querstraße wurde unter anderem die Küche verwüstet.

Foto: Polizei NRW

Die Szenen erinnerten an einen echten Kriminalfilm. Am späten Abend waren die Verdächtigen mit einem Taxi zum Mildred-Scheel-Berufskolleg gekommen. Doch womit die vier Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren nicht gerechnet hatten, waren die Polizisten, die direkt an der Schule Position bezogen hatten.

Der Solinger Polizei ist am Montag ein schwerer Schlag gegen eine Gruppe von jungen Leuten gelungen. Die Jugendlichen stehen unter dem dringenden Verdacht, während der vergangenen Monate an die 40 Mal in Schulen, Kindertagesstätten sowie andere soziale Einrichtungen eingebrochen zu sein und dort erhebliche Schäden angerichtet zu haben.

Dabei wurden die vier Jugendlichen im Mildred-Scheel-Kolleg sozusagen auf frischer Tat ertappt. Denn noch während sich die Verdächtigen im Inneren befanden, umstellte die Polizei das Gebäude, so dass die vier Jungen zuletzt keine Chance mehr besaßen, aus der Falle zu entkommen.

 # An der Erika-Rothstein-Schule schmissen die Täter die Schulsachen der Kinder auf den Boden.

# An der Erika-Rothstein-Schule schmissen die Täter die Schulsachen der Kinder auf den Boden.

Foto: Polizei NRW

Bereits am nächsten Tag wurde das Quartett einem Richter vorgeführt, der die Schüler allesamt zunächst einmal - unter anderem wegen Wiederholungsgefahr - in Untersuchungshaft schickte. Zuvor jedoch hatten die Fahnder bei den ersten Vernehmungen der Jugendlichen schon eine Überraschung der eher unangenehmen Art erleben müssen.

Einer der Verdächtigen, ein 15-Jähriger, hatte nämlich gerade ein paar Wochen vor der Festnahme vom Amtsgericht Solingen eine zweijährige Bewährungsstrafe kassiert, weil er bereits im vergangenen Jahr an einer ersten Serie von Einbrüchen - auch in Schulen und Kitas - beteiligt gewesen war. Und ein weiterer der am Montag Festgenommenen hatte ebenfalls zu den Verdächtigen in den früheren Fällen gehört, war aber einer Verurteilung entgangen. Der Grund: Er war seinerzeit noch 13 Jahre und damit nicht strafmündig gewesen.

Wobei noch vollkommen unsicher ist, ob den Ermittlern im Zuge der jetzt erfolgten Zugriffe wirklich alle Täter ins Netz gegangen sind. "Die Erfahrung lehrt, dass weitere Personen beteiligt gewesen sein könnten", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal, Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert, der am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz in der Polizeiinspektion Solingen überdies betonte, die Ermittlungsbehörden seien "sehr entschlossen, der Serie ein Ende zu bereiten".

Tatsächlich hatte nach den ersten Einbrüchen im Frühling und Sommer 2017 sowie der Festnahme der Täter lediglich kurze Zeit Ruhe geherrscht. Denn schon im Dezember häuften sich die Fälle erneut - was zur Folge hatte, dass das zuständige Kriminalkommissariat der Polizei wieder die Arbeit aufnahm und mit einem großen Aufgebot auch an Zivilfahndern nach den Einbrechern suchte.

Unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Andreas Schaberg sowie Staatsanwalt Kay Cursiefen verglichen die Beamten beispielsweise die Vorgehensweise der Täter mit der ersten Serie, so dass sich schnell Ähnlichkeiten zeigten. Gleichwohl war auch danach noch viel kriminalistische Mühe vonnöten, ehe die Ermittler auf die Spur der Jugendlichen stießen.

Für wie viele Taten die Festgenommenen genau verantwortlich sind und ob wirklich weitere Mittäter nach wie vor auf freiem Fuß sind, müssen nun die folgenden Untersuchungen zeigen. Bislang haben sich die Verdächtigen nicht zu den Vorwürfen geäußert. Dementsprechend kann auch über das Motiv zurzeit lediglich spekuliert werden. Die Fahnder gehen aber davon aus, dass angesichts des großen Vandalismus neben Diebstählen auch Zerstörungswut eine Rolle gespielt haben könnte.

Die Stadt sprach gestern von "immensen Schäden"., die wohl im hohen fünfstelligen Bereich liegen dürften. Deshalb trafen sich Schuldezernentin Dagmar Becker und Ordnungsdezernent Jan Welzel am Donnerstag unter anderem mit Vertretern der Polizei und Schulleitern zu einer Koordinierungsrunde.

"Wir setzen alles daran, die Schulen stärker zu sichern", sagte Dagmar Becker im Anschluss. So soll eine technische Nachrüstung erfolgen. Zudem sind - in Abstimmung mit der Polizei - Streifen des Ordnungsamtes geplant. Und es sollen im Rahmen der städtischen Ordnungspartnerschaften auch noch weitere Maßnahmen ergriffen werden.

(or)
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