Solingen 100 Millionen Euro Schäden durch Unternehmenspleiten

Solingen · Creditreform untersuchte in Solingen, Remscheid und Leverkusen Neugründungen und Insolvenzen.

In Solingen war es die Stahlgießerei Grossmann (112 Mitarbeiter), in Remscheid die Maschinenfabrik Wüsthoff (51 Beschäftigte) und in Burscheid Arndt Wallat Transporte mit 86 Mitarbeitern. Alle drei Firmen sind in den ersten Monaten dieses Jahres "über die Wupper gegangen". Dies berichtet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Sie untersuchte in der Region Solingen, Remscheid und Leverkusen neben den Neugründungen von Unternehmen auch die Pleiten im ersten Halbjahr.

Hier verzeichnete Creditreform bislang 137 Insolvenzverfahren - 20 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. "Wir erwarten bis zum Jahresende 330 Firmenpleiten", sagt Ole Kirschner. Das wären 50 mehr als 2015. Der Geschäftsführer von Creditreform gibt die durch Unternehmensinsolvenzen bislang angerichteten Schäden für das erste Halbjahr mit rund 100 Millionen Euro für die Region an.

Verteilt auf die Städte liegt Solingen mit einem Pleitenindex von 0,73 noch relativ gut da. Zumal Werte unter 1,0 auf eine unterdurchschnittliche Insolvenzneigung hinweisen. Liegen sie über 1, so wie in Remscheid (1,23) oder Leverkusen (1,16), ist die Insolvenzneigung der Firmen in diesen Städten zumindest leicht überdurchschnittlich. "Es waren in den vergangenen Monaten zumeist kleinere Firmen, die pleite gegangen sind", sagt Ole Kirschner. Lediglich drei Unternehmen mit über 50 Beschäftigten seien dabei gewesen. Firmen im Alter von drei bis vier Jahren stellten die meisten Insolvenzanträge. Besonders anfällig für Pleiten waren Betriebe mit der Unternehmensform GmbH und GmbH & Co.KG.

Die Firmenpleiten haben Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Creditreform geht davon aus, das rund 900 Arbeitsplätze durch die Insolvenzverfahren in der Region "auf der Kippe" stehen. "Kompensationen durch neu gegründete Firmen sind hier nicht zu erwarten", sagt der Creditreform-Geschäftsführer.

Zwar werden in Solingen, Remscheid und Leverkusen wieder mehr Unternehmen neu gegründet. Doch unter dem Strich fallen die Salden im Vergleich von Gewerbean- und -abmeldungen eher bescheiden aus. In Solingen wird auf Basis der ersten fünf Monate bis zum Jahresende ein positiver Saldo von 20 Neugründungen erwartet. Remscheid wird bei 870 Anmeldungen und 840 Abmeldungen voraussichtlich ein Firmenplus von 30 haben. Leverkusen einen positiven Wert von 80. "Solingen hatte im vergangenen Jahr noch einen negativen Saldo", sagt Creditreform-Mitarbeiter Kurt Ludwigs. Er sieht insbesondere im Dienstleistungsbereich einen steigenden Trend zur Selbstständigkeit. "60 Prozent der Neugründungen entfallen auf diesen Bereich", sagt Ludwigs.

"Unter dem Strich sind die Gründungsaktivitäten in der Region eher zurückhaltend, gleichwohl besser als im Vorjahr", so Ludwigs. Ein Grund liegt für Ole Kirschner auf der Hand: "Arbeitnehmer haben zurzeit attraktive Anstellungen und machen sich deshalb nicht selbstständig."

(uwv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort