Rommerskirchen Verdacht auf Umweltdelikt bei Anstel

Rommerskirchen · In einem Waldstück des Hoeninger Bruchs zwischen Anstel und Gohr ist mehreren Spaziergängern am Wegesrand ein mit einer verdächtigen Substanz behandelter Streifen aufgefallen. Die Behörden prüfen, ob eine Straftat vorliegt.

 Der dunkle Streifen auf der linken Seite des Waldgebiets im Hoeninger Bruch ist mit einer verdächtigen Substanz behandelt worden.

Der dunkle Streifen auf der linken Seite des Waldgebiets im Hoeninger Bruch ist mit einer verdächtigen Substanz behandelt worden.

Foto: KT

So ganz geheuer ist es manchem Spaziergänger oder Fahrradfahrer nicht, wenn er derzeit ein bestimmtes Waldstück im sogenannten Hoeninger Bruch passiert. Zwischen Anstel und Gohr befindet sich ein relativ breiter Weg, an dessen einem Rand die Vegetation ein auffällig ungesundes Erscheinungsbild zeigt. Die Pflanzen dort, überwiegend Brennnesseln, sehen aus, als sei ihnen jemand mit einer chemischen Substanz zu Leibe gerückt. Vielleicht Herbizide? fragten sich auch Leser unserer Zeitung besorgt. Besorgt deshalb, weil sie fürchten, dass Menschen oder Tiere in dem frei zugänglichen Bereich Schaden durch ein Unkrautbekämpfungsmittel nehmen könnten. Zudem, so ein weiteres Argument, handele es sich doch dort um ein Landschaftsschutzgebiet. Deshalb wurden die Behörden und auch Förster Daniel Hook vom Regionalforstamt Niederrhein in Wesel benachrichtigt.

Ulrich Schmitz, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Rhein-Kreis Neuss, bestätigt, dass der Fall untersucht werde. Allerdings nach einer ersten Prüfung nicht weiter vom Kreis, sondern vom Regionalforstamt. "Aus unserer Sicht liegt kein Gesetzesverstoß vor", sagt Schmitz. In einem Landschaftsschutzgebiet wie in dem betreffenden Gebiet im Hoeninger Bruch würden andere Vorschriften gelten als in einem Naturschutzgebiet. Landschafts- und Naturschutzgebiete würden bezüglich der gesetzlichen Bestimmungen oft miteinander verwechselt. Und: "Grundsätzlich ist die Anwendung von Chemie im Wald nicht ausgeschlossen", erläutert Schmitz. Sie stehe allerdings unter besonderen gesetzlichen Voraussetzungen.

Konkret ist stets zu klären, wo und gegen welche Pflanzen genau Unkrautbekämpfungsmittel eingesetzt worden sind. Schmitz' Behörde hat die Angelegenheit zur weiteren Untersuchung an das Regionalforstamt Niederrhein weitergegeben, die offenbar den Pflanzenschutzdienst eingeschaltet hat. Eine Stellungnahme vom Regionalforstamt lag unserer Redaktion gestern noch nicht vor.

Umweltverstöße im Kreisgebiet kämen immer mal wieder vor, im Übrigen auch mit Bioziden zur Schädlingsbekämpfung, die mitunter dort eingesetzt würden, wo dies nicht erlaubt sei, berichtet Ulrich Schmitz von seinen Erfahrungen. In Rommerskirchen hatte zuletzt im Juni ein Fall Aufmerksamkeit erregt, bei der ein Umweltschaden befürchtet worden war. Auf einem Grünstreifen bei Sinsteden waren ein Feldweg und Büsche mit einer dicken Schlammschicht bedeckt, die eine eigentümliche rötliche Färbung aufgewiesen hatte. Ein Zeuge, der die Schlammspuren entdeckt hatte, hatte sich Sorgen gemacht, dass darin die krebserregende Chemikalie Chlorpropham hätte stecken können. Dieser Verdacht bestätigte sich zum Glück nicht. Es hatte sich um Rückstände von illegal entsorgtem Kartoffelwaschwasser gehandelt. In keiner der Proben, die der Rhein-Kreis Neuss untersuchen ließ, wurde Chlorpropham gefunden.

(ssc)
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