Rommerskirchen Trotz Meistertitel bleiben Sponsoren aus

Rommerskirchen · Hanna Hufschmidt ist die erfolgreichste Sportlerin, die je aus den Reihen des 1924 gegründeten Turnvereins Rommerskirchen hervorging. Wer die Judo-Disziplin Katame-No-Kata betreibt, kann nicht auf Sponsoren zählen.

 Hanna Hufschmidt schultert Thomas Schumacher.

Hanna Hufschmidt schultert Thomas Schumacher.

Foto: ati

Einem fünften und einem vierten Platz folgte 2014 erstmals die Bronzemedaille und im Juni sind Hanna Hufschmidt und ihr Partner Sebastian Bergmann in der Judo-Spezialdisziplin Katame- No-Kata erstmals Deutsche Meister geworden. "Es war relativ überraschend. Wir hätten eigentlich mit dem zweiten Platz gerechnet", sagt die gebürtige Nettesheimerin im Rückblick auf den im schwäbischen Backnang ausgetragenen Wettbewerb. Zeit zum Ausruhen bleibt ihr und Sebastian Bergmann indes nicht: Am übernächsten Wochenende treten die beiden bei der Kata-Weltmeisterschaft in Amsterdam an. "Wir versuchen, möglichst weit vorn mitzumischen", sagt Hanna Hufschmidt. 2014 traten sie und Sebastian Bergmann in Malaga erstmals bei einer WM an und belegten den achten Platz.

Was Hanna Hufschmidt und Sebastian Bergmann von vielen anderen Spitzensportlern unterscheidet: Sie sind reine Amateure. Nicht nur, dass sie mit ihrem Hobby kein Geld verdienen, vielmehr müssen sie gehörig draufzahlen. Dies galt für die WM in Spanien und die Europameisterschaft 2014 in Italien ebenso wie es am 19. und 20. September bei der WM in Amsterdam sein wird. "Zum Glück ist es nicht soweit, so dass wir mit dem Auto anreisen können", sagt die Deutsche Meisterin.

Immerhin: Das Hotel in Amsterdam kostet pro Übernachtung 108 Euro. Fände eine WM in Japan statt, "wäre das finanziell gar nicht machbar", sagt die 25-Jährige, die als Lehramtsanwärterin an einer Förderschule in Mönchengladbach unterrichtet und am Donnerstag nach der WM ihre Abschlussprüfung ablegen wird. Für Katame-No-Kata nämlich gibt es keine Sponsoren, der Deutsche Judo-Bund zahlt selbst Meistern wie Hufschmidt und Bergmann nur das Startgeld. "Es liegt auch daran, dass Kata keine olympische Sportart ist", nennt Hanna Hufschmidt einen wichtigen Grund dafür, dass in dieser Sportart auch in höheren Leistungsregionen kein Geld für die Sportler vorhanden ist. Dass Kata in absehbarer Zeit olympisch werden könnte, erwartet sie nicht. In der öffentlichen Wahrnehmung dominiere halt nun einmal das klassische Judo.

"Letztlich sind wir auf die Ferien angewiesen oder müssen Sonderurlaub nehmen", sagt Hanna Hufschmidt mit Blick auf die Teilnahme an Wettbewerben. Der Judo-Abteilung des Turnvereins Rommerskirchen gehört dessen in seiner 91-jährigen Geschichte erfolgreichste Sportlerin überhaupt bereits seit ihrem fünften Lebensjahr an. Sich auf Kata spezialisiert hat sich Hanna Hufschmidt 2012. Beim Katame-No-Kata geht es um eine penibel einzuhaltende Abfolge von Haltegriffen, Hebeln und Würgern am Boden, die mit allergrößter Präzision ausgeführt werden müssen. Im klassischen Judo waren Kata-Kenntnisse früher für den Erwerb des Schwarzen Gürtels nötig.

Beim Turnverein Rommerskirchen engagiert sich Hanna Hufschmidt bereits seit elf Jahren als Trainerin. "Soweit es möglich ist", möchte sie dies auch dann weiterhin tun, wenn sie im November an einer niedersächsischen Schule tätig sein wird.

(NGZ)
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