Rommerskirchen Tambourcorps "Frei weg" feiert den 90.

Rommerskirchen · Seit 1926 erfreuen die Spielleute aus Widdeshoven und Hoeningen bei Schützenfesten mit schmissiger Musik. Früher traten sie auch oft in Karnevals- und Kirmeszeiten in Erscheinung. Zum runden Geburtstag wird ein Festzelt aufgestellt.

 Das älteste erhaltene Gruppenfoto zeigt die Spielleute 1928, zwei Jahre nach der Gründung des Tambourcorps. Tambourmajor Arnold Hamacher (Mitte) trägt auf dem Kopf einen roten Schweif.

Das älteste erhaltene Gruppenfoto zeigt die Spielleute 1928, zwei Jahre nach der Gründung des Tambourcorps. Tambourmajor Arnold Hamacher (Mitte) trägt auf dem Kopf einen roten Schweif.

Foto: TC

Arnold Hamacher kannte kein Pardon. Dass ein am 24. Februar 1970 bei der Jahreshauptversammlung im Vereinslokal Oehmen gefasster Beschluss umgesetzt werden würde, gab er den Mitgliedern des Tambourcorps "Frei weg" 1926 Widdeshoven-Hoeningen wenige Tage später sogar schriftlich. "Alle aktiven Spieler, die dreimal hintereinander unentschuldigt fehlen, werden aus dem Korps ausgeschlossen", hielt der Tambourmajor am 4. März 1970 in einem Brief "An alle Spielkameraden!" fest.

Immerhin: "Krankheit und Arbeit werden als Entschuldigungsgrund anerkannt", fügte Hamacher in Klammern hinzu. Die strenge Maßnahme, die in erster Linie die musikalische Qualität sichern sollte, hat möglicherweise auch dazu beigetragen, dass das am 7. Februar 1926 noch unter dem Namen "Novesia" gegründete Tambourcorps eine feste Größe blieb. Am nächsten Wochenende wird im Festzelt mit 550 Plätzen das 90-jährige Bestehen gefeiert (siehe auch Info). Und im September wird - passend zum runden Geburtstag - in Dirk und Angela Lützler ein Schützenkönigspaar gekrönt, das ebenfalls den Reihen von "Frei weg" entstammt.

 Der 2. Vorsitzende Volker Schleien ist erst der dritte Tambourmajor in der 90-jährigen Vereinsgeschichte.

Der 2. Vorsitzende Volker Schleien ist erst der dritte Tambourmajor in der 90-jährigen Vereinsgeschichte.

Foto: Berns

Bei den Feierlichkeiten am 16. und 17. April dürfte es sicher um einiges lockerer zugehen als noch im Jahre 1970. Längst gehören zum Beispiel auch Frauen zum Kreis der aktuell 29 Aktiven (hinzu kommen momentan acht passive Mitglieder), es gibt spezielle Familientage, und auch bei den Ausflügen sind immer öfter die Partner oder Partnerinnen mit dabei. "Wir hatten schon immer einen guten Zusammenhalt im Tambourcorps, das zeichnet uns aus", erzählt Volker Schleien.

Der 39-Jährige Tambourmajor gehört als 2. Vorsitzender zum erweiterten Team des unlängst deutlich verjüngten Vorstandes, an dessen Spitze als 1. Vorsitzender Achim Breuer (Jahrgang 1986) steht. Obwohl der Verein wie viele andere auch Nachwuchsprobleme hat, treibt die Verantwortlichen "der Ehrgeiz, die Geschichte des Tambourcorps weiter zu schreiben und es am Leben zu halten", wie Volker Schleien seine Motivation beschreibt.

Seine Position des Tambourmajors steht im Wandel der Zeiten für die Kontinuität, die ebenso zu "Frei weg" gehört wie Veränderungen. "In den zurückliegenden 90 Jahren bin ich erst der Dritte, der diese Aufgabe ausfüllt", sagt Schleien, der 1987 als Junge zum Tambourcorps stieß und 1998 Tambourmajor wurde. Seine Vorgänger Arnold Hamacher und Fritz Vetten waren 47 bzw. 25 Jahre im Amt, Schleien bringt es nun auch schon auf beachtliche 18 Jahre. Er hatte mit Trommelspiel angefangen, mitunter greift er zu Pauke oder Becken, in erster Linie aber führt er den Stab.

Für die Vorbereitung des Jubiläums hat das Tambourcorps ein Festkomitee gebildet, zu dem neben dem Geschäftsführenden Vorstand mit Achim Breuer, Dirk Lützler und Markus Pesch drei "einfache Mitglieder aus der Mannschaft" (Schleien) gehören. Sehr viel Mühe hat sich Rolf Kater gemacht. Der Flötist, der seit 1982 dabei ist, hat sich durch Berge von Unterlagen, Aufzeichnungen und Fotos gewälzt und daraus eine Festschrift mit stolzen 114 Seiten erstellt, auf denen sich neben reichlich Lesestoff aus der Vergangenheit viele alte und neuere Fotos wiederfinden, dabei ist vieles zum Schmunzeln oder weckt Erinnerungen. Ein lesenswertes Stück Dorfgeschichte.

(NGZ)
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