Rommerskirchen Protestanten kämpfen für eigenes Büro

Rommerskirchen · Das Gemeindefest der Rommerskirchener Protestanten stand im Zeichen des Protests: Die Protestanten am Gillbach befürchten, dass das bisherige Gemeindeleben von der Verwaltungsstrukturreform der Evangelischen Kirche im Rheinland nachhaltig beeinträchtigt wird.

 Das Presbyterium der evangelischen Gemeinde um Pfarrer Thomas Spitzer (2.v.l) will für den Erhalt des Gemeindebüros notfalls vor das Kirchliche Verwaltungsgericht in Düsseldorf ziehen.

Das Presbyterium der evangelischen Gemeinde um Pfarrer Thomas Spitzer (2.v.l) will für den Erhalt des Gemeindebüros notfalls vor das Kirchliche Verwaltungsgericht in Düsseldorf ziehen.

Foto: Linda Hammer

Seit 1. April ist es innerkirchlich Gesetz: Bis 2017 soll es im Kirchenkreis Mönchengladbach/Neuss nur noch ein einziges Verwaltungsamt geben, aller Voraussicht nach in Neuss. Das bisherige Gemeindebüro am Eckumer Grünweg wäre passé.

Dies hätte gravierende Auswirkungen auf das bisherige Gemeindeleben, befürchtet das Presbyterium. Das hat sich bei einer Klausurtagung in Mönchengladbach auf Widerstand eingestellt. "Das Presbyterium hat eine Satzung beschlossen, die im Widerspruch zum Verwaltungsstrukturreform-Gesetz steht", sagt Pfarrer Thomas Spitzer. Dem Leitungsgremium der evangelischen Gemeinde zufolge "werden Verwaltungsaufgaben weiter vor Ort definiert, wobei es im Ermessen der Gemeinde steht, ob sie Aufgaben delegiert", erläutert Spitzer. Derzeit liegt die Satzung beim Kirchenkreis. Thomas Spitzer ist illusionslos: "Wir erwarten, dass sie nicht genehmigt wird."

Lehnt der Kirchenkreis ab, ist der Gang zum Kirchlichen Verwaltungsgericht in Düsseldorf möglich. Dort könnte geprüft werden, inwiefern es sich bei der Verwaltungsstrukturreform um "eine Kappung der Selbstverwaltung handelt, die eine Machtverlagerung bedeutet, die im Wesen auch beabsichtigt ist", erklärt der Geistliche. "Das Wesen der evangelischen Kirche wird in Frage gestellt", kritisiert Gemeindesekretärin Christine Schmitz. Das Prinzip, wonach sich die Kirche "von unten nach oben" gliedere, werde damit verabschiedet.

"Demnächst dürfen wir als Presbyterium nur noch nicken", sagt sie. Thomas Spitzer pflichtet ihr bei: "Die Evangelische Kirche im Rheinland ist eine Gemeindekirche. Das ist eines ihrer konstituierenden Elemente." Für den Geistlichen ist "es dringend notwendig, dass die Kirche ihren Blick auf die Bedürfnisse einer Landgemeinde wie Rommerskirchen richtet und nicht nur in vereinheitlichenden betriebswirtschaftlichen Kategorien denkt."

Das gesamte Meldewesen soll zentralisiert werden. Gleiches gilt für die Verbuchung von Geldern, die Verwaltung von Liegenschaften und Personalangelegenheiten. "Die Wege werden unglaublich verlängert", so Spitzer. Wer Bescheinigungen für Taufen oder die Konfirmation benötige, müsse sich künftig nach Neuss begeben. Völlig ungeklärt sei, wie es um die zahlreichen anderen Aktionen der Gemeinde bestellt sein wird. Dies gilt etwa für die populären Seniorenfahrten, deren Anmeldungen im Gemeindebüro erfolgen. Gleiches gilt für den Verkauf von Karten für das Kulturcafé.

Seitens der Kirchenleitung wird mit Kostenersparnissen argumentiert. Für Rommerskirchen kann Thomas Spitzer die nicht erkennen. Er ist überzeugt, dass die weitere Existenz eines Gemeindebüros in Rommerskirchen weniger kostet als die anvisierte Reform. "Wir haben eine gut funktionierende Verwaltung", betont Spitzer.

(S.M.)
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