Rommerskirchen Internist warnt vor Hausarzt-Mangel

Rommerskirchen · Josef Kaesmacher rechnet mittelfristig mit einer Verschlechterung der Versorgung in der Gemeinde. Bei Fachärzten sieht er keine Probleme.

 Josef Kaesmacher hält die derzeitige medizinische Versorgung der Gemeinde für ausreichend, befürchtet indes mittelfristig einen Mangel an Hausärzten.

Josef Kaesmacher hält die derzeitige medizinische Versorgung der Gemeinde für ausreichend, befürchtet indes mittelfristig einen Mangel an Hausärzten.

Foto: ATI

Es bleibt dabei: Mit der Ansiedlung neuer Fachärzte in der Gemeinde ist nicht zu rechnen. Dies haben in jüngerer Zeit geführte Gespräche der Gemeinde mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein ergeben, wie Wirtschaftsförderin Bele Hoppe im Ausschuss für Bildung und Soziales berichtete. Die KV attestiert der Gemeinde eine gute Versorgungssituation, so dass über die jüngst von der FDP befürwortete Ansiedlung eines Kinderarztes hinaus auch kein anderer Facharzt für Rommerskirchen in Frage käme.

Der Rommerskirchener Internist Josef Kaesmacher teilt diese Sicht und machte im Ausschuss auf ein aus seiner Sicht perspektivisch wesentlich drängenderes Problem aufmerksam: Nicht an Fachärzten bestehe Mangel in Rommerskirchen, vielmehr sei mittelfristig eher mit einer deutlichen Verschlechterung bei der hausärztlichen Versorgung zu rechnen.

Kaesmacher hat dabei zunächst die Entwicklung der Nachbarkommunen im Blick: So hätten in Jüchen in der jüngeren Vergangenheit "relativ viele Ärzte ihre Praxen aufgegeben, weil sie keine Nachfolger gefunden haben". In Grevenbroich seien ihm allein vier Ärzte bekannt, bei denen der Fall ebenso liege, sagte Kaesmacher.

Acht Hausärzte in der Gemeinde und er als internistischer Facharzt seien zwar "eine ganz gute Ausbeute", doch im Bereich Grevenbroich, Jüchen, Rommerskirchen gebe es bereits heute elf freie Hausarztsitze. "Ein eklatanter Hausarztmangel ist das eigentliche Problem in Deutschland", sagte Kaesmacher.

Viele jüngere Mediziner wanderten nach dem Studium vorzugsweise in die Schweiz, nach England oder nach Norwegen und Schweden ab, wo "erheblich bessere Arbeitsbedingungen" bestünden. Was Kinderärzte angeht, gebe es im Kreisgebiet aktuell eine Versorgung von 144 Prozent. Selbst wenn die KV die Ansiedlung eines Kinderarztes in einer Kommune wie Rommerskirchen zuließe, könnte dieser "betriebswirtschaftlich hier nicht überleben", betonte Josef Kaesmacher.

Einen Mangel auch in der Gemeinde sieht er eher bei den "Fachärzten für die ältere Generation". Realistischer als deren formelle Ansiedlung mit eigener Praxis ist für ihn die - von ihm und seiner Frau Beate praktizierte - Möglichkeit, dass etwa Gynäkologen oder Orthopäden tageweise Sprechstunden abhielten. Wobei allerdings auch solche Lösungen ihre eigenen Probleme aufwerfen, wie er am Fall eines Augenarztes illustrierte. Stellung nahm der Mediziner auch zur absehbaren Stationierung eines Rettungswagens in der Gemeinde. Diese sei "absolut vordringlich" und "definitiv viel wichtiger" als eine Diskussion um die Ansiedlung von Fachärzten.

Josef Kaesmacher war etliche Jahre Leitender Notarzt beim Rhein-Kreis Neuss und hat die Notwendigkeit eines in der Gemeinde stationierten Rettungswagens schon vor mehr als einem Jahrzehnt gesehen: Schon damals nämlich seien die Einsatzzeiten "jenseits von Gut und Böse gewesen", bezog er im Bildungsausschuss klar Position.

(NGZ)
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