Rommerskirchen Info-Tafeln an Wanderweg zerstört

Rommerskirchen · Die Täter hinterlassen eigene Botschaften und widersprechen den Thesen zur Bahndammgeschichte.

 Friedhelm Müller, Präsident des Bürgerschützenvereins Eckum, hat wegen der Beschädigung zweier Tafeln am Historischen Wanderweg (hier am Hermeshof) Strafanzeige erstattet.

Friedhelm Müller, Präsident des Bürgerschützenvereins Eckum, hat wegen der Beschädigung zweier Tafeln am Historischen Wanderweg (hier am Hermeshof) Strafanzeige erstattet.

Foto: Georg Salzburg

Die Zerstörungswut bislang unbekannter Zeitgenossen empört die Eckumer Bürgerschützen. Offenbar gezielt sind zwei Schilder des Historischen Wanderwegs am Hermeshof und am Heimchesweg demoliert worden. Die Schützen gehen von mehreren Tätern aus: Die hätten in einem Schreiben pauschale Vorwürfe an "die Schützen- und Heimatvereine" erhoben und es mit falschen Namen am Tatort hinterlassen.

Was die Zerstörungsaktion von landläufigem Vandalismus unterscheidet: Das Schreiben nimmt inhaltlich Stellung zu den von Lokalhistoriker Paul-Rolf Essel verfassten Erläuterungen und lässt eine alternative Sicht der Geschichte des Bahndamms erkennen. Friedhelm Müller, Präsident des Bürgerschützenvereins, reagiert mit scharfen Worten. Die Täter seien "unbelehrbare und feige Zeitgenossen, die sich ihr einseitiges Geschichtsbild solange zurechtbiegen, bis es ihnen gefällt", sagt er. Müller zufolge "hätte man sich bei sachlich begründeter Kritik doch jederzeit zu einem konstruktiven Gespräch zusammensetzen können". Müller weiter: "Das ist aber nicht geschehen." Stattdessen vergreift man sich an fremdem Eigentum und tritt alle Bemühungen unseres gemeinnützigen Arbeitens mit Füßen.

Da zudem "ein nicht unerheblicher Sachschaden verursacht wurde", hat der Chef der Eckumer Schützen inzwischen Strafanzeige erstattet. Darüber, welcher Art die in den am Tatort hinterlassenen Schreiben zu findenden Anmerkungen zur Bahndamm-Historie sind, mögen sich weder Friedhelm Müller noch Paul-Rolf Essel äußern. Beide verweisen auf die laufenden Ermittlungen der Polizei. Die dauern an, wie gestern Polizeisprecher Hans-Willi Arnold sagte. Die Schilder seien zudem mit Farbe beschmiert worden, ermittelt wird wegen Sachbeschädigung. "Der menschliche Erfindungsreichtum ist unvorstellbar", merkte Arnold angesichts der auf eine wahrlich nicht alltägliche Weise dokumentierten historischen Meinungsverschiedenheiten lakonisch an. Der Historische Wanderweg durch Eckum war im Mai 2014 eröffnet worden. Damals hatte sich Paul-Rolf Essel letztmals öffentlich zum Bahndamm geäußert. Dem spricht er das gängige Attribut "strategisch"ab. Essel wendet sich damit gegen die lange Zeit gängige und wohl auch bei Behörden nach wie vor vertretene Lesart, wonach der Bau des Bahndamms rein militärischen Zwecken gedient habe. Der auch vom Amt für Bodendenkmalpflege zitierte Schlieffen-Plan, in den die Streckenführung einbezogen worden sei, habe jedenfalls für den Bahndamm-Bau keine wesentliche Rolle gespielt, ist Essel überzeugt. Ursächlich dafür, dass 1913 die Bauarbeiten für eine zweigleisige Strecke starten, seien vielmehr wirtschaftliche Gründe gewesen.

Die Reichsbahn sei 1911/12 in eine schwere Transportkrise geraten. Daraufhin habe sie "unter dem massiven Druck" auch der damaligen Kreise Neuss und Grevenbroich "den Ausbau einer Westumgehung des Verkehrsknotenpunkts Köln forciert" , lautet Essels zentrale These zu den Gründen des Bahndamm-Baus. Aber ob das als Motiv für eine Sachbeschädigung reicht ?

(NGZ)
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