Rommerskirchen FSJ-ler baut Krippe für die Gemeinde auf

Rommerskirchen · Christian Dürselen engagiert sich in der evangelischen Gemeinde und überbrückt damit die Zeit bis zum nächsten Bewerbungszyklus.

Christian Dürselen steht im Grünbereich vor der Samariterkirche und packt kräftig an. Er baut gerade die Krippe auf, um die am Sonntagabend die Gemeindemitglieder den ersten Advent feiern werden. Der Stallaufbau ist Teil seines Jobs. Der 19-jährige absolviert nämlich seit ein paar Monaten ein Freiwilliges Soziales Jahr in der evangelischen Gemeinde.

Eigentlich ist Christian Dürselen mit Leib und Seele Landwirt. Aufgewachsen ist der 19-Jährige in Dötzdorf auf dem "Dyxmannshof", dem Agrarbetrieb seiner Eltern. Auf den rund 300 Hektar, die zum Bauernhof gehören, werden Mais, Rüben und Weizen angebaut. Ein paar Parzellen sind verpachtet, dort wachsen Kartoffeln und Möhren. Eigentlich war immer klar, dass Christian den Hof übernehmen sollte. Zwar hat er noch zwei ältere Brüder, die das Vorrecht gehabt hätten. Doch der 24-jährige Alexander studiert Maschinenbau in Köln und Daniel (23 Jahre) hat sich für einen Job bei der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf entschieden. Also blieb der Familienbetrieb für Christian reserviert.

Doch das Schicksal wollte es anders. Schon von Kind auf hat Christian mit Allergien zu kämpfen. Auf bestimmte Stoffe wie Pollen und Tierhaare reagiert er besonders empfindlich. Er strebte trotzdem nach dem Besuch der Realschule ein Fachabitur für Agrarwirtschaft an der Berufsschule in Bonn-Duisdorf an. Doch anstatt sich die Allergie-Symptome abschwächten, wurden sie im Gegenteil immer stärker. Früher war Christian drei Jahre lang ein begeisterter Reiter, auf dem elterlichen Hof sind vier Pensionspferde untergebracht. Doch die Pferdehaare konnte er immer weniger vertragen, und irgendwann musste er das Reiten aufgeben.

"Nach anderthalb Jahren habe ich die Berufsschule dann abgebrochen", erzählt der junge Mann. Irgendwann sei klar geworden, dass er in der Landwirtschaft nicht würde arbeiten können. Er möchte sich für eine Ausbildung als Büro- oder Industriekaufmann bewerben, auch eine kommunale Verwaltung käme für ihn in Frage. Doch die Bewerbungsfristen für dieses Jahr waren bereits abgelaufen.

Also entschied sich Christian für ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der evangelischen Gemeinde. Die wichtigste Voraussetzung erfüllte er auch: einen Führerschein zu haben. Denn der FSJ-ler muss viele Besorgungen mit dem Gemeindebus machen, vor allem die nicht mehr mobilen Senioren donnerstags zum Seniorennachmittag hin- und zurückbringen. Zudem muss er das Gelände in Schuss halten und der Küsterin helfen, die Glocken zu läuten.

Für seine Arbeit bekommt er ein Taschengeld von 300 Euro pro Monat. "Ohne unsere FSJ-ler könnten wir viele Angebote nicht aufrecht erhalten", sagt Pfarrer Thomas Spitzer und fügt hinzu: "Bisher hat uns der Herr noch immer jemanden geschickt." Doch manches Mal sei es auch schon sehr knapp geworden, wenn sich bis Juli oder August noch niemand gefunden habe. Doch Spitzers Strategie ist bisher aufgegangen: "Dann beten wir schon mal etwas heftiger", sagt er lachend.

(NGZ)
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