Rommerskirchen Familienhelfer sind stärker gefordert

Rommerskirchen · In Rommerskirchen, Korschenbroich und Jüchen brauchen immer mehr Kinder und Jugendliche in Not die Hilfe der Behörden. Das zuständige Kreisjugendamt verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen.

Zerrüttete Familien, Pubertätsstress, Vernachlässigung, Gewalterfahrungen und Traumata von Kindern und Jugendlichen: Solche Probleme sind nicht auf die Lebenswelt in Großstädten beschränkt. Dass junge Menschen auch in den eher ländlichen Gebieten des Rhein-Kreises Neuss mit gravierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben und mitunter bitter unter ihren Lebensverhältnissen leiden müssen, können die Mitarbeiter des Jugendamtes bestätigen. Die aktuelle Entwicklung ist sogar alarmierend: Immer öfter müssen die Behörden eingreifen, um Kinder und Jugendliche zu schützen.

Das Kreisjugendamt verzeichne dabei seit mehreren Jahren eine steigende Tendenz, berichtet Petra Koch von der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kreises jetzt in einer Mitteilung. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im vergangenen Jahr waren Familienhelfer in Rommerskirchen, Korschenbroich und Jüchen insgesamt 83 Mal gefordert, fünf Jahre zuvor waren es im selben Gebiet 56 Einsätze gewesen. "Ebenfalls erhöht hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Unterstützung in Tagesgruppen erhielten - von vier im Jahr 2010 auf elf im vergangenen Jahr", berichtet Koch weiter. Auch die Zahl der Kinder, die ihr Elternhaus verlassen mussten, ist in den zurückliegenden fünf Jahren in den drei Städten und Gemeinden deutlich gestiegen. 2010 waren 28 Mädchen und Jungen aus dem Zuständigkeitsgebiet des Kreisjugendamtes in einem Heim untergebracht, 2015 traf dies bereits auf 42 Kinder zu. Eine weitere Zahl, die nachdenklich macht: 2010 erhielten vier Kinder und Jugendliche Unterstützung in Tagesgruppen, 2015 benötigten schon elf junge Menschen diese Hilfe. Das Kreisjugendamt konnte gestern auf Anfrage unserer Redaktion nicht sagen, wie sich die Fälle genau auf die Städte und Gemeinden Rommerskirchen, Korschenbroich und Jüchen verteilen, will diese Zahlen aber nachliefern.

Jugendamtsleiterin Marion Klein glaubt nicht daran, dass der Druck auf ihre Mitarbeiter in nächster Zeit abnehmen wird und sich die Situation für Kinder und Jugendliche grundsätzlich verbessern wird. Die Experten haben das Ziel, Fälle von Kindeswohlgefährdung frühzeitig zu erkennen. Der erste Schritt sei dann der Versuch, zusammen mit den betroffenen Familien eine Lösung zu finden, ohne gleich eine Trennung von Kindern und Angehörigen zu erzwingen. "Denn jede Intervention richtet Schaden an", betont Klein. Mitunter aber bleibt nur der gerade für die Kinder und Jugendlichen vermutlich schwerwiegendste Eingriff. "Manchmal reicht ein Gespräch", weiß Marion Klein aus Erfahrung, "aber wenn Kinder wirklich gefährdet sind, müssen sie von den Eltern getrennt werden. Dabei ist unser oberstes Ziel, sie nur kurz aus ihrem Umfeld zu nehmen." In Rommerskirchen, Korschenbroich und Jüchen passierte das 2015 insgesamt 42 Mal. Die Eltern seien stets einverstanden gewesen, teilt das Jugendamt in diesem Zusammenhang mit.

(NGZ)
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