Rommerskirchen Die Süßkartoffel als regionales Gemüse

Rommerskirchen · Eigentlich ist die Batate oder auch Knollenwinde genannte Feldfrucht in südlicheren Gefilden zuhause, doch ein experimentierfreudiger Landwirt versucht, das vor allem in den USA beliebte Gemüse in Rommerskirchen anzubauen.

 Landwirt Heinrich Trippen experimentiert gern. Nach einem ersten Versuch im Vorjahr hat er jetzt 15.000 Süßkartoffel-Pflanzen angebaut.

Landwirt Heinrich Trippen experimentiert gern. Nach einem ersten Versuch im Vorjahr hat er jetzt 15.000 Süßkartoffel-Pflanzen angebaut.

Foto: Georg Salzburg

Eine Pflanze in einer Gegend anzubauen, in der sie eigentlich nicht heimisch ist, ist eine kniffelige Sache. Es gehört viel Geduld, Fingerspitzengefühl und Sachverstand dazu, die richtigen Umweltbedingungen zu finden. Zumal, wenn man nicht nur ein paar einzelne Stängel aufziehen will, sondern eine Gemüsesorte im größeren Stil anbauen will, um sie zu vermarkten. Heinrich Trippen ist Landwirt mit Leidenschaft. Und er experimentiert gern. Mit seiner Frau Carmen Coenen hat er sich 2016 erstmals entschlossen, in seinem Kartoffelbetrieb am Ortseingang von Rommerskirchen Süßkartoffeln auszuprobieren. Der erste Erfolg hat ihn ermutigt, nun einen Schritt weiter zu gehen.

Süßkartoffeln sind vor allem in Amerika und Asien verbreitet und wachsen vornehmlich in wärmeren Gefilden. Doch gerade in den vergangenen Jahren ist sie zunehmend auch in Deutschland beliebt. Auch bei Carmen Coenen kamen die länglichen, meist rotschaligen Feldfrüchte immer öfter in den Topf. Die 27-Jährige brachte ihren Mann Heinrich auf die Idee, es selbst einmal mit dem Anbau zu probieren. Denn die in hiesigen Supermärkten erhältlichen Knollen müssen alle importiert werden. Größere Anbaugebiete gibt es in Europa nur in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Also besorgte sich Heinrich Trippen zunächst 1000 Stecklinge, pflanzte sie in die Erde und setzte sie unterschiedlichen Umweltbedingungen aus. Im Herbst erntete er die Früchte und wertete sie aus. Deren Qualität überzeugte ihn davon, in diesem Jahr 15.000 Stecklinge zu pflanzen, verteilt auf einem halben Hektar Land. "Die müssen alle von Hand gesetzt werden", erklärt der 29-Jährige, der den Hof vor fast drei Jahren von seinen Eltern übernommen hat. Das Brot- und Butter-Geschäft sind Kartoffeln. "Wir produzieren vor allem für Restaurants", so Trippen. Daher achte er vor allem auf die Qualität seiner Produkte. Dass die stimmt, bekommt er von seinen Kunden, mit denen er in regelmäßigem Kontakt steht, immer wieder bestätigt. So kann er es sich erlauben, neben den zwei reinen Industrievarianten auch acht alte Sorten zu kultivieren, die sich durch besonderen Geschmack, ungewöhnliches Aussehen oder eine andere Farbe von der Massenware abheben.

Dass die Süßkartoffel besonders empfindlich bei Aufzucht und Lagerung ist, schreckt Trippen nicht ab. Im Wachstum braucht sie viel Feuchtigkeit und Wärme. Vorsicht gilt jedoch bei der Ernte: "Sie müssen die Süßkartoffeln so aus dem Boden holen, dass auch ein rohes Ei dabei nicht kaputt gehen würde", beschreibt der Landwirt. Dazu kommt ein alter Kartoffelroder zum Einsatz, der die Erde vorsichtig umwendet und die Knollen an die Oberfläche holt, wo sie von Hand eingesammelt werden müssen. Danach werden sie für sechs Wochen bei konstant 28 bis 30 Grad gelagert, denn erst dadurch bilden sie ihre Schale aus, die sie unempfindlich macht. Ob die Mühen Erfolg haben, wissen er und seine Frau erst im August, dann werden die Exemplare im eigenen Hofladen angeboten.

(NGZ)
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