Rommerskirchen Das "kleine Wunder" von Basel

Rommerskirchen · Autorin Maria Sassin erhält Anfang Juni den zweiten Preis beim "Festival für Kunst und Kirche" in Basel. Ihre Texte sind von eigenen Erlebnissen geprägt und tief religiös, auch wenn sie mit dem "kirchlichen Bodenpersonal" mitunter hadert.

Es sind nur ein paar Zeilen. Kurze Sätze, manchmal auch nur halbe Sätze oder Fragmente. Doch Maria Sassin hat die Worte so kunstvoll gewählt, dass sie unmittelbar zu Herzen gehen.

In ihren Gedichten "Klage-Lieder" und "Vielstimmiger Weckruf" erzählt sie vom Seelenleben der zahlreichen Geflüchteten, die ihre von Krieg und bitterer Armut geschüttelte Heimat zurückgelassen haben, um über lebensgefährliche Pfade Hoffnung in einem anderen Land zu finden. Und sie schildert die Enttäuschung der Geflüchteten, dass sie in ihrer neuen Bleibe monate- oder jahrelang auf eine Entscheidung über ihre Zukunft warten müssen:

"Gefangen zwischen vier Wänden
eines kalten Heims
das keine Heimat bietet
stirbt seine Seele Tag für Tag
und er versucht zu sterben".

Für ihre beiden Gedichte wurde der 54-jährigen Rommerskirchener Autorin jetzt der zweite Preis des Baseler "Festivals für Kunst und Kirche" zuerkannt.

"Es ist schon ein kleines Wunder, dass ich als Nicht-Baselerin und auch noch als Deutsche in der Schweiz einen Preis gewonnen habe", zeigt sich Maria Sassin überrascht. Sie habe eher damit gerechnet, dass örtliche Autoren zum Zuge kämen. Das Baseler Festival dreht sich um die "Nacht des Glaubens", die am Freitag, 2. Juni, am Münster und rund um den Münsterplatz in Basel stattfindet.

Zahlreiche Aktionen mit Spielen, Musik und Kunst finden zwischen 17 und 23 Uhr statt. Dazu gehört auch, dass die Preisträger des zum Festival gehörenden Literaturwettbewerbs "Wort zum Leben" ihre Siegerbeiträge und weitere eigene Texte vortragen werden. Auch die Rommerskirchenerin Maria Sasse wird dabei sein, auch wenn jede längere Reise für sie aufgrund einer Erkrankung besonders beschwerlich ist. Doch die lebensfrohe Autorin möchte sich das Erlebnis, ihre Gedichte vor einem interessierten Publikum vortragen zu dürfen, nicht nehmen lassen.

Mit dem Preisgeld will Sassin unter anderem ihre vier Flüchtlingsfamilien unterstützen, die sie seit geraumer Zeit betreut. Ihnen hilft sie bei Behördengängen, vermittelt bei der Wohnungssuche oder leistet Hilfestellung bei Alltagsproblemen. So kümmert sich die Mutter von drei erwachsenen Kindern auch um den Flüchtlingsnachwuchs, wenn die Eltern amtliche Termine wahrnehmen müssen.

Immer wieder stößt sie bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf bürokratische Missstände, die sie oft den Kopf schütteln lassen: "Es ist manchmal schwer zu verstehen, welche Hürden wir überwinden müssen, bevor die Dinge ihren Lauf nehmen können." Aus dem intensiven Kontakt zu vielen Geflüchteten und ihrer tief religiösen Prägung schöpft Maria Sassin die Inspiration für ihre Gedichte. "Ich stelle in Gesprächen oft fest, dass ich offenbar mit meinen Texten bewegen, wecken oder sogar trösten kann", sagt die Autorin, die regelmäßig in der Bibel liest und sich damit identifizieren kann: "Mit dem kirchlichen Bodenpersonal allerdings nicht immer", ergänzt sie schmunzelnd.

(NGZ)
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