Rommerskirchen Christkind versus Weihnachtsmann

Rommerskirchen · Dechant Franz Josef Freericks hält es ganz selbstverständlich mit dem Christkind. Der Weihnachtsmann, der meist rotgewandet ist und gern mit einem US-Limonadenhersteller in Verbindung gebracht wird, spielt für ihn keine Rolle - allenfalls als Schokolade.

 Der rotgewandete Weihnachtsmann gilt für viele als Konsum-Ikone. Für Dechant Monsignore Franz Josef Freericks spielt er keine Rolle, höchstens zum Anbeißen.

Der rotgewandete Weihnachtsmann gilt für viele als Konsum-Ikone. Für Dechant Monsignore Franz Josef Freericks spielt er keine Rolle, höchstens zum Anbeißen.

Foto: dpa

Kommt die Rede auf den Weihnachtsmann, verlieren Kirchenvertreter hier und da schon mal die Contenance und ziehen zuweilen mit enorm großem verbalen Aufwand gegen die zumeist rotgewandete und sehr gern mit einem US-Limonadenhersteller in Verbindung gebrachte Konsum-Ikone zu Felde. Nicht so Dechant Monsignore Franz Josef Freericks: "Zum Weihnachtsmann möchte ich nichts sagen. Er spielt in meinem Leben keine Rolle und ich habe mit ihm nichts zu tun", sagt der Leiter der Pfarreiengemeinschaft Rommerskirchen-Gillbach kurz und bündig. Und das keineswegs, weil ihm dazu nichts einfiele: Ginge es um ein klassisches Duell, dann wäre der Weihnachtsmann in Freericks' Augen schlichtweg nicht satisfaktionsfähig, wie seine weiteren Überlegungen unmissverständlich zeigen. "Je mehr man über ihn redet, desto mehr macht man ihn bekannt", hält sich Franz Josef Freericks jedenfalls von manchmal schon beinahe kulturkämpferischen "Schlachten" um den Weihnachtsmann bewusst fern.

"Für mich ist das Christkind seit Kindertagen wichtig", erinnert sich der Geistliche, der seit 1991 am Gillbach wirkt. "Schon als kleiner Junge habe ich sehnsüchtig auf das Christkind gewartet und an Heiligabend durchs Schlüsselloch gespinxt", erzählt er begeistert. Dabei "meinte ich sogar, Engelchen gesehen zu haben, sehr zur Freude meiner Eltern", berichtet er von prägenden weihnachtlichen Kindheitserlebnissen.

"Mittlerweile weiß ich das Kind in der Krippe zu verbinden mit dem, der am Kreuz gestorben ist", sagt Franz Josef Freericks. Für ihn ist dies kein theologisch abstrakter Gedanke, sondern konkrete Gegenwart: "Gerade in diesem Jahr, wo mir viel Leid von Menschen begegnet ist, ist Weihnachten auch ein Hoffnungsfest", betont der Pfarrer von fünf nach wie vor eigenständigen katholischen Gemeinden innerhalb der Pfarreiengemeinschaft. In dem Kind in der Krippe "zeigt sich Gott als Mensch, der uns einlädt: ,Mach es wie Gott, werde Mensch'", beschreibt Freericks eine für ihn wichtige, zentrale Botschaft des Fests. Das zudem keine reine Idylle ist: "Dieses Kind damals in Bethlehem musste nach Ägypten fliehen, weil ihm Herodes nach dem Leben trachtete", schlägt er den Bogen von der biblischen Weihnachtsgeschichte zur Flüchtlingskrise der Gegenwart.

Freericks' Standpunkt in dieser Frage ist klar: "Die Solidarität mit den Flüchtlingen in unserem Land ist für mich auch eine Solidarität mit dem Christkind", betont der katholische Geistliche. Auch der These, dass selbst ein noch so stramm durchkommerzialisierter Weihnachtsmann zumindest seine weitläufige Abstammung vom Nikolaus nicht vollends verleugnen kann, vermag Franz Josef Freericks nicht viel abzugewinnen: "Der Nikolaus war deutlich früher da als der Weihnachtsmann."

Geht es um den Brauch des (vor)weihnachtlichen Schenkens, erinnert er sich neben dem Nikolaus viel lieber auch an die heilige Barbara, "die mir schon als Kind was in die Schuhe gesteckt hat, wenn sie geputzt waren", bemerkt der 68-Jährige.

Einen kleinen Hieb gegen den Weihnachtsmann gestattet sich Dechant Franz Josef Freericks dann aber doch noch: Vor die Wahl zwischen einem Weihnachtsmann oder einem "echten" Nikolaus aus Schokolade gestellt, "würde ich lieber dem Weihnachtsmann den Kopf abbeißen", räumt er ein.

(NGZ)
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